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Mistel & Co., Heilpflanzen in der Krebsmedizin

von Ralf Kloppenborg und Manfred D.Kuno (Berlin)

Mistel
Christrose
Teestrauch
Weihrauch

Einleitung

Pflanzen und ihre Wirkstoffe spielen in der Onkologie seit jeher eine wichtige Rolle. Sie sind entweder in Form von Gesamtpflanzenauszügen, als Extraktionen bestimmter Wirkstoffe oder auch (in jüngster Zeit) als synthetisch produzierte Pharmaka sowohl in der klinischen Onkologie, als auch in der naturheilkundlichen Krebsbehandlung Schlüsselprodukte in dem Versuch, Tumoren in ihrem Wachstum zu beeinflussen, das tumorspezifische Abwehrsystem zu modulieren, oder die Nebenwirkungen anderer Behandlungsstrategien zu minimieren.

In der zytostatischen Chemotherapie stellen Alkaloide des Immergrün (VINCRISTIN, VINBLASTIN), Extraktionen aus der Eibe (TAXOL) oder aus dem Spargel gewonnene Enzyme (ASPARAGINASE) namhafte Vertreter der auf pflanzlicher Basis entwickelten Krebsmedikamente dar. Im Rahmen der Komplementär-Onkologie ist die Mistel die bekannteste (und älteste) Vertreterin von Phytopharmaka mit inzwischen breiter Akzeptanz auch innerhalb der klinischen Krebsbehandlung.

Wir stellen heute vier Profile von Pflanzen dar, die in der naturheilkundlichen Krebsmedizin eine praktische oder hypothetische Bedeutung erlangt haben. Dies ist natürlich in erster Linie die Mistel, die wohl in diesem Rahmen als eine der bestuntersuchtesten Heilflanzen bezeichnet werden kann. Darüber hinaus stellen wir drei Pflanzen vor, die in letzter Zeit zunehmend als mögliche potentielle Krebsmedikamente untersucht und diskutiert werden. Dabei haben wir uns um eine möglichst umfassende Darstellung bemüht, müssen aber darauf hinweisen, daß bezüglich HELLEBORUS NIGER, GRÜNTEE und WEIHRAUCH derzeit noch wenige "harte Daten" zum klinischen Einsatz vorliegen. Die ausgeführten Untersuchungen deuten jedoch an, daß es sich bei diesen drei Pflanzen möglicherweise um interessante Ansätze in der zukünftigen Phytopharmazie handeln könnte.

Wir bitten um Verständnis, daß wir für Dosisangaben und Applikationsempfehlungen aus der uns vorliegenden Literatur keine Verantwortung übernehmen können. Diese sind von eventuellen Anwendern zu prüfen. Auch ist vom einzelnen Anwender zu prüfen, ob es über die von uns genannten Hersteller möglicherweise weitere Anbieter gibt, wobei auf die rechtlichen Rahmenbedingungen zu achten ist (Arzneimittelzulassung).

Die Mistel (Viscum Album L. Europ.)

Pflanzenfamilie: Viscaceae, bzw. Loranthaceae

Synonyme dt.: Leimmistel, Vogelmistel, Mispel, Hexenbesen, Drudenfuß

Synonyme engl.: White Mistletoe

Synonyme franz.: Herbe de gui

Die Mistelpflanze hat eine lange Tradition als Heil- und Ritualpflanze, deren älteste und bekannteste Verbreitung zu den keltischen Volksgebräuchen zurückführt. Hier galt die Mistelpflanze als heilig, sie zu ernten war nur den Duiden im Rahmen spezieller ritueller Feste (Sonnenwenden) erlaubt. Sie war unverzichtbarer Bestandteil vieler Heiltränke und medizinischer Anwendungen.

Lange Zeit war die Mistel im empirisch-medizinischen Bereich zur Behandlung der Fallsucht in Gebrauch, in Form von Teedrogen hat sie sich bis heute in der Behandlung milder Formen der Hypertonie, sowie bei Vertigo einen festen Platz meist in Kombination mit Weißdorn geschaffen. (1)

Anfang der zwanziger Jahre beschrieb der Anthroposoph R.Steiner die Mistel erstmals im Rahmen der anthroposophischen Pflanzensignaturen als möglicherweise für die Behandlung menschlicher Krebserkrankungen geeignet. Grundlage war die eigenartige Botanik der Mistel, die ihr in der Pflanzenwelt eine Sonderrolle zuschrieb (s.unter Botanik). (2)

Heute kann die Mistel als wohl eine der bestuntersuchtesten Pflanzen bezeichnet werden, wobei das Interesse hinsichtlich ihrer Wirkung im Rahmen der Krebstherapie im Vordergrund steht; weit über 1.000 wissenschaftliche Publikationen belegen Art und Wirksamkeit der Mistelinhaltstoffe. (3)

Botanische Betrachtungen: Zunächst erscheint schon allein das Wachstum der immergünen und winterblühenden Mistel sonderbar. Die in den Baumgipfeln vogelnestähnlichen, kugeligen Pflanzen mit scheinbar chaotischem Wachstum von Gehölz und Blättern erinnert fraglos an das Wachstum von Tumoren. Die Wuchsrichtung auch entgegen der Sonnenlichteinwirkung macht die Mistel ebenso zu einer botanischen Rarität, wie der auf halbschmarotzender Ebene angesiedelte Stoffwechsel zwischen Mistel und Wirtsbaum. Und nicht zuletzt die Verbreitung der Mistel, zu der die Passage der Mistelfrucht (-beere) durch den Verdauungskanal der Drossel nötig ist läßt verstehen, warum sehr viele Forscher an dieser altehrwürdigen heiligen Pflanze "kleben bleiben".

Geschichtliches: Viele Mythen und Legenden ranken sich um die Mistelpflanze. Die m.E. interessanteste, aus der altnordischen Edda entnommene Legende läßt erahnen, warum die Mistel lange Zeit und vielerorts als heilig betrachtet wurde: der Lichtgott Baldur hat Träume von seinem bald bevorstehenden Tod. Aus diesem Grund nimmt die Göttermutter Freya allen Erdenwesen das Versprechen ab, Baldur nicht zu verletzen. Nur ein Wesen, welches kein richtiges Erdenwesen ist, wird hierbei vergessen: die Mistel. Der Feind der Asen, Loki bemerkt dieses Versehen. Er gibt dem blinden Gott Hödur einen Mistelzweig in die Hand und weist ihm die Richtung Baldurs. Dieser stürzt von Hödurs Mistelzweig tödlich getroffen zu Boden. (4)

Inhaltstoffe: Die der Mistel enthaltenen Substanzen gelten heute als weitgehend identifiziert. Es handelt sich im wesentlichen um pflanzliche Proteine (Lektine, ältere Bezeichnung Agglutinine) und Polypeptide (Viscotoxin), die sowohl eine selektiv- zytotoxische Wirkung gegenüber Tumorzellen aufweisen, als auch zu einer Stimulation tumorspezifischer Abwehrzellgruppen (T-Zellen, nk-Zellen, Phagozyten), sowie zu einer verstärkten Expression verschiedener Zytokine und Entzündungsmediatoren führen. Daneben spielen allerding auch weitere Inhaltstoffe wie die Aminosäure Arginin, pflanzliche Poly- und Oligosaccharide, Farbstoffe (Flavonoide) sowie ein recht hoher Anteil an Vitamin C eine immunmodulierende Rolle.

Onkologische Wirkungen

Neben der direkten zytotoxischen Wirkung der Mistelinhaltstoffe gegen Tumorzellen spielen die immunmodulierende und die wärmeregulierende Wirkung die zentralen Rolle in der Krebstherapie. Während im Beginn der Geschichte der Misteltherapie ausschließlich Gesamtpflanzenauszüge nach anthroposophischen Gesichtspunkten verwandt wurden, und der wirtsbaumspezifische Unterschied der Inhaltstoffe für den individuellen Einsatz des jeweiligen Mistelpräparates im Vordergrund stand, konzentriert sich seit etwa 15 Jahren die Forschung zunehmend auf das Mistellektin. Dementsprechend kann die Misteltherapie heute in zwei "Richtungen" unterschieden werden:

  1. die eher schematisierte "lektinoptimierte" Misteltherapie, die davon ausgeht, daß das Mistellektin 1 der wesentliche onkologisch wirksame Bestandteil ist, und eine Dosierung von 1ng Mistellektin/kg Körpergewicht die optimale Dosierung in der Onkotherapie darstellt, (6,7,8)
  2. und die wirtsbaumbezogene Applikation von Gesamtpflanzenauszügen, die der individuellen Auswahl des Gesamtauszuges (meist unter strenger Beobachtung der Körpertemperatur-Entwicklung des jeweiligen Patienten) den Vorzug gibt. (9,10,11,12)

 

Für beide Grundlagen und Anwendungsformen existieren heute eine breite Zahl von in-vitro- und in-vivo-Untersuchungen, die sowohl für die eine, wie für die andere Form der Misteltherapie das oben ausgeführte Wirkungsspektrum belegen.(6-12)

Aus eigenen praktischen Erfahrung kann abgeleitet werden, daß den Gesamtpflanzenauszügen mit Beachtung der Wirtsbaumspezifität der Vorrang in der Behandlung bestehender Tumoren (mit und ohne Metastasen) gegeben werden kann, denn offenbar zeigen diese Präparate eher eine zytostatische Potenz, vor allem bei hochdosierter Applikation (15). Dabei weisen die Laubbaummisteln (v.a. Apfelmistel und Eschenmistel) eine stärkere zytotoxische Wirksamkeit auf, als die Nadelbaummisteln (Tanne und Kiefer). Grund hierfür könnte sein, daß die Viscotoxine der Mistel für den zytotoxischen Effekt gegen Tumorzellen verantwortlich sind, während die Lektine zur zellulären Immunstimulation, v.a. der nk- und T-Zellen führen. Letzteres würde auch die in der Literatur beschriebenen Tumorremissionen bei Anwendung "lektinoptimierter" Mistelpräparate erklären: während die hochdosierte intravenöse Gabe, wie auch die intraläsionalen Applikationen (intratumorale Injektion, Instillation in Pleura und Abdomen, Inhalationen) zu einer zytostatischen Wirkung führen, kommt es nach Anwendung der "lektinoptimierten" Präparate zu einer Verstärkten Anti-Tumor-Aktivität über das zelluläre und humorale Immunsystem. Die Detailfragen zur Wirksamkeit der verschiedenen Mistelsorten und –präparate in der Onkotherapie bedürfen fraglos noch weiterer Prüfung. Sicher kann aber heute gesagt werden, daß die Mistel, unabhängig vom eingesetzten Präparat, eine nahezu unverzichtbare Erweiterung der klinisch-onkologischen Behandlung darstellt, und daß die Betroffenen in nahezu jedem Fall hiervon profitieren.

Im Fall der malignen Systemerkankungen sollte Mistel nach meinen Erfahrungen mit äußerster Zurückhaltung überlegt werden. Die Gefahr der Stimulation maligner, v.a. leukämischer Zellpopulationen durch die Mistel kann nicht sicher ausgeschlossen werden, wenn auch in einer diesbezüglichen Übersichtsarbeit von Schlodder (13) hierfür keine ausreichenden Hinweise gefunden werden konnten.

In jedem Fall unsinnig erscheint der immer wieder von klinisch-onkologischer Seite eingebrachte Verdacht, die Mistel könne eine Immunsuppression auslösen. Hierfür existieren nach meiner Kenntnis bis heute keine fundierten Untersuchungen.

Allergische Reaktionen mit über die (gewünschte) Lokalreaktion hinausgehenden systemischen Symptomen (Anaphylaxie) werden zwar beschrieben, sind aber äußerst selten und fast ausschließlich bei allergisch prädisponierten Patienten und nach i.v.-Applikation zu finden. Meist handelt es sich um Patienten mit Allergien gegen Korbblütler oder Patienten mit bekanntem Heuschnupfen, oder bekannter polyallergischer Diathese. Hier ist dann entsprechend vorsichtig und unter Beachtung möglicher Notfallsituationen zu verfahren, auf i.v.-Applikationen ist zu verzichten.

Die dosis-schematisierten "lektinoptimierten" Präparate scheinen eher dem Zielpunkt der Immunmodulation zu dienen, und für den Einsatz in der Sekundärprävention geeignet zu sein.

In jedem Fall eignen sich Mistelpräparate zur Begleitbehandlung bei Anwendung von Strahlen und Zytostatika, und viele Studien und Erfahrungen weisen auf eine diesbezüglich synergistische Wirkung. Vereinzelte Berichte über unerwünschte Wechselwirkungen konnten in diesem Zusammenhang bislang nicht schlüssig belegt werden.

Mistelpräparate: Das älteste im Handel befindliche Mistelpräparat ist das ISCADOR der Firma WELEDA (Schwäbisch Gmünd), welches nach anthroposophischen Gesichtspunkten hergestellt wird. Seit einigen Jahren entspricht WELEDA der "Lektinforschung" mit der Produktion des "ISCADOR M 5 Spezial", welches einen normierten Lektingehalt aufweist. Daneben ist aber bei WELEDA die gesamte bekannte anthroposophische Mistelpalette weiter im Handel, wobei die Kombination mit Metallzusätzen entsprechend der anthroposophischen Natur- und Heilkunde eine firmenspezifische Ausnahme darstellt. Hierüber, wie auch über die breite Wirtsbaumpalette der Mistelpräparate soll eine stärkere Individualisierung und Organspezifizierung erreicht werden.

Ebenfalls nach anthroposophischen Richtlinien produzieren die Firmen ABNOBA HEILMITTEL (Pforzheim), HELIXOR HEILMITTEL (Rosenfeld) und NOVIPHARM (Pforzheim) ihre Mistelpräparate.

Während ABNOBAviscum (Fa. ABNOBA HEILMITTEL) eine kolloidale Lösung mit breiter Wirtsbaumpalette anbietet (Tannen-, Apfel-, Eichen-, Ahorn-, Mandel-, Birken-, Weißdorn-, Eschen-, und Kiefernmistel), beschränken sich HELIXOR (Fa.HELIXOR HEILMITTEL) und VYSOREL (Fa. NOVIPHARM) auf die Baumsorten Apfel, Tanne und Kiefer. Alle genannten Präparate haben eine Zulassung für die subcutane Applikation. Eine anders gehandhabte Anwendung (z.B. i.v., intraläsional, p.inhalationem) liegt im Ermessen des Behandlers.

Anzumerken ist hierbei noch, daß es sich bei allen genannten Mistelpräparaten um standardisierte Präparate handelt. Eine Schwankung der Inhaltstoff-Zusammensetzungen ist dabei z.B. bedingt durch die Wirtsbaumwahl möglich.

Vertreter der "lektinoptimierten" Behandlung mit Mistel stellen die Präparate EURIXOR (Fa. MEDISCULAP, Fellbach) und LEKTINOL (Fa. MADAUS,Köln) dar. Sie basieren auf Untersuchungen, wonach mit standardisierten Gaben von 1ng Mistellektin1 pro kg Köpergewicht eine optimale Dosis-Wirkungskurve zu erreichen sei. (6-8)

Allen genannten Mistelpräparaten und Anwendungsformen scheint aber eine Wirksamkeit auf die Wärmeregulation des Organismus zugrunde zu liegen. Die häufig bei Ca-Patienten bereits lange vor Diagnosestellung zu erhebende Störung des Wärme- und Energiehaushaltes, kann durch die Misteltherapie objektiv verbessert werden. Langzeitbeobachtungen des Tages-Temperaturprofils Krebskranker unter verschiedenen Formen der Mistelbehandlung zeigen immer wieder und reproduzierbar eine sanfte Erhöhung des Tagestemperaturplateaus (um etwa 0,5-1,0°C), eine Vergrößerung der Temperaturamplitude und eine damit korrelierende Verbesserung des Allgemeinbefindens. Da Temperaturaktivität einen Gradmesser für Immunaktivität darstellt, kann die Verbesserung dieses Bereiches als Parameter für die Besserung der Immunlage gewertet werden. Insofern ergänzt sich die Misteltherapie hervorragend mit anderen Anwendungen zur Verbesserung der Temperaturregulation, wie z.B. der moderaten Ganzkörper-Hyperthermie. (16)

Quellen und weiterführende Literatur:

1.: WICHTL,M: Teedrogen, 345, Wissensch.Verlagsges., Stutgart 1989
2.: STEINER,R: Zeitgeschichtliche Betrachtungen, das Karma der Unwahrhaftigkeit,
Vortrag vom 24.12.1916 dokumentiert in der R.Steiner Gesamtausgabe, Dornach 1978
3.: SCHLODDER,D: Die Misteltherapie im Spannungsfeld zwischen Empirie und Wissenschaft,
S.58, in: HORNUNG,J: Forschungsmethoden in der Komplementärmedizin, Schattauer,
Stuttgart 1996
4.: LEROI,R: Misteltherapie, Eine Antwort auf die Herausforderung Krebs, S.26,
Verl.Freies Geistesleben, Stuttgart 1987.
5.: SCHLODER,D: Wie lässt sich die Misteltherapie des Krebses optimieren?
Krebsforum 26, 115, SynMed Verlag, Berlin 1992
6.: STAAK JO, STOFFEL B, WAGNER H, PULVERER G, BEUTH J: In-vitro-Zytotoxizität der
Viscum album-Agglutinine I und II, Dt:Zeitschr.f.Onkol.2(30), 29-33, K.F.Haug Verlag
Hüthig, Heidelberg 1998.
7.: HAJTO,T et al.: Antitumorale Aktivität des immunmodulatorisch wirkenden beta-
galaktosidspezifischen Mistellektins bei der klinischen Anwendung von Mistelextrakten
(ISCADOR), Dt.Zeitschr.f.Onkol. 1, Verl.f.Med.Dr.E.Fischer, Heidelberg 1991
8.: HEINY, BM: Additive Therapie mit standardisiertem Mistelextrakt reduziert die Leukopenie
und verbessert die Lebensqualität von Patientinnen mit fortgeschrittenem Mammakarzinom
unter palliativer Chemotherapie (VEC-Schema),
Krebsmed.12 (1991) 334-344
9.: ZARKOVIC N, JURIN M, DITTRICH W, HARTLEB M, SLADOLJEV S, KISSEL D:
Comparison of the antitumorous effects of Viscum album lectins and the plain or fractional
fresh plant preparation Isorelâ , in: SCHEER R, BECKER H, BERG A.: Grundlagen der
Misteltherapie, 325-336, Hippokrates, Stuttgart 1996
10.: SCHEFFLER A, MAST H: Komplette Remission eines Mundhöhlenkarzinoms nach alleiniger
Mistelbehandlung, 28.Jahresbericht Klinik Öschelbronn und Carl-Gustav-Carus-Institut,
Niefern-Öschelbronn, 1995 (Selbstverlag)
11.: SCHEFFLER A, FIEBIG HH, KABELITZ D, METELMANN HR: Zur direkten Zytotoxizität
von Mistelpräparaten, Erfahrungsheilkunde 6, 338-346, K.F.Haug Verlag, Heidelberg 1993
12.: SCHEER R, ERRENST M, SCHEFFLER A: Wirtsbaumbedingte Unterschiede von
Mistelpräparaten, Dt.Zeitschr.f.Onkol. 6(27), 143-149, Verl.f.Med.Dr.E.Fischer, Heidelberg
1995
13.: SCHLODDER D: Sind Mistelpräparate bei malignen Lymphomen und Leukämien
kontraindiziert? Erfahrungsheilkunde 2(43), 71-78, K.F.Haug Verlag, Heidelberg 1994
14.: FISCHER,S: Stimulation der Immunabwehr durch Mistelinhaltstoffe, S.17, Hippokrates,
Stuttgart 1996
15.: KUNO MD: Krebs in der Naturheilkunde, S.109ff, R.Pflaum Verlag, München 1998
16.: KUNO MD, aaO, S.162ff.



Die Christrose (Helleborus niger)

Deutsche Synonyma: Schwarze Nieswurz, Christrose, Schneerose.

Pflanzenfamilie: Ranunculaceae (Hahnenfußgewächs)

Ludwig Kröber schreibt in seinem Kräuterbuch, daß die Christrosenblüte zu den nachhaltigsten botanischen Eindrücken im Berchtesgadenerland zählt. Sie erscheint massenhaft von der Talsohle bis zur Krummholzregion in den Gebirgswäldern der bayrischen Kalkalpen zwischen Salzbach und Inn, während sie in Vorarlberg, Tirol und in der Schweiz nur selten gefunden wird. Eben weil sie nur in einem so begrenzten Gebiet gedeiht, steht sie unter Naturschutz. "Wunderbar wie ihre Massenentfaltung im Berchtesgadener Naturschutzgebiet, wo sie z B. auf der Marxhöhe bei Maria Gern zur Osterzeit die stattlichen, porzellanweißen, schwach rosa-überlaufenden Blüten ..., zu Tausenden entfaltet."(1)

Botanische Betrachtung: Die ausdauernde, 30cm hohe Pflanze mit kahlem, schwarzbraunem Wurzelstock ist ein typischer Kalkanzeiger für Süd- und Westeuropa, da sie nur an steinigen, buschigen Abhängen mit kalkiger Unterlage gedeiht. Die überwinternden, lederartigen, dunkelgrünen Laubblätter sind gestielt und sieben- bis neunteilig. Die endständigen weißen Blüten öffnen sich erst gegen Weihnachten. Diese späte Blütezeit (Dezember bis März) erfordert eine Selbstbestäubung, da zu dieser Zeit kaum mit Insektenbesuch zu rechnen ist.(2) An warmen Wintertagen kann man Bienen auf den Blüten beobachten.(3) Manchmal blüht sie im Juni zum zweiten Mal. Alle Nieswurzarten werden wegen ihres widerlichen Geruches in der Regel vom Vieh gemieden und bleiben deshalb auf der Weide stehen.(2)

Geschichtliches: Zu allen Zeiten erfreute sich diese Heilpflanze großer Wertschätzung, bei Hippokrates, Paracelsus, Bock und Matthiolus ist sie ebenso erwähnt wie bei Hufeland, Schneider und Rudolf Steiner.

Ihre Berühmtheit als Heilpflanze im Altertum soll die Schneerose dem Umstand verdanken, daß ein Ziegenhirt "Melampus" die Töchter des Königs Proitos von Argos damit vom Wahnsinn geheilt haben soll. Schon die Hippokratiker geben genaue Anweisungen über die Anwendung und Behandlung mit Helleborus niger. Dioskurides empfiehlt Helleborus niger als Abführmittel und als Emmenagogum, gegen Epilepsie, Melancholie, Wutanfälle, Gicht, Paralyse, Schwerhörigkeit, Krätze und als Mundspülwasser. Auch in den Kräuterbüchern des Mittelalters wird die Pflanze häufig erwähnt. Weinmann (1742) berichtet, daß nach "Theophrast" die alten Weltweisen sich der Schwarzen Nieswurz als lebensverlängerndes Mittel bedient hätten. Zu diesem Zwecke mußten die Blätter bei hochstehendem Saturno, der durch einen guten Schein des Jupiters und des Mondes erleuchtet ist, gesammelt und an der Luft getrocknet werden. Madaus berichtet hierzu: "Über die Verwendung in der tschechischen Volksmedizin schreibt mir Dostal: Nach Veleslavin reinigt Helleborus niger ... Krebsgeschwüre, ... ". (2)

Anwendungen: Helleborus niger ist ein sehr gutes Hirn-, Uterus- und Nierenmittel, das besonders bei urämischen und amenorrhoischen Stauungserscheinungen mit ausgeprägten Gehirnsymptomen angebracht erscheint. Man verordnet es bei Meningitis acuta und exsudativa, Eklampsie, Epilepsie besonders mit Hydrocephalus, Psychosen, insbesondere Melancholie, Dementia praecox, Stupor, Schizophrenie, Hirnkopfschmerzen und –druck, bei schweren Gehirnreizungen, Kollaps, bei Infektionskrankheiten mit fehlenden Exanthemen und endlich Herzschwäche auch bei Schwindel mit Übelkeit beim Bücken.

Fast als ein Spezifikum gilt Helleborus niger bei akuter Nephritis, speziell bei Scharlachnephritis, Nephritis nach Angina.

Gerade bei Urämie und besonders bei allen Arten von Hydrops und Ödemen, auch nach Scharlach, und bei Anasarka hat sich die Pflanze bewährt. Erwähnenswert ist es, daß Helleborus niger im Schneeberger Schnupftaback enthalten ist, der Nieswurz wird hier (gemeinsam mit dem Schneeglöckchen) eine günstige Wirkung auf die entzündete Nasennebenhölenschleimhaut zugeschrieben. Jedoch auch gegen Kopfschmerzen und Magenkrankheiten wird es geschnupft.

Früher übliche Dosis: 0,25 - 1 g (Cave!) des Wurzelpulvers bei Amenorrhoe, 0,5 - 2 g der Tinktur bei Amenorrhoe, (Leclerce). (2)

Inhaltsstoffe und pharmakologische Wirkung: In allen Organen, besonders im Rhizom, gibt es als Hauptwirkstoffe Herzglykoside: Helleborein, das schon lange bekannt ist und ein kristallisierendes Hellebrin, welches in neuester Zeit aus einem Glykosidgemisch des Rhizoms isoliert wurde. Hellebrin hat eine 20-30 mal so starke Herzwirkung wie Helleborein, am herzkranken Menschen steht Hellebrin in seiner Wirkung bei quantitativ ungefähr gleicher Wirksamkeit dem Strophanthin sehr nahe.

Helleborus niger hat eine erhebliche diuretische Wirkung, an der Ratte z.B. zeigt sich die Pflanze dem Theobromin sogar überlegen. Helleborin hat typische Saponinwirkung und verursacht eine sehr starke örtliche Reizwirkung, durch die auch die niesenerregende Wirkung des Schneeberger Schnupftabak erzeugt wird. Ebenso erklärt sich die emetische - und die drastisch abführende Wirkung. Helleborin und Helleborein wirken als Anaestheticum dolorosum. Größere Gaben von Helleborin führen resorptiv erst zu Erregung, dann zu Lähmung des Zentralnervensystems. Weitere Inhaltsstoffe sind Aconitsäure und eine Spur ätherischen Öles. Alkaloide kommen im Gegensatz zu Helleborus virides in Helleborus niger nicht vor. Vergiftungen wurden beim Menschen zumeist infolge von Verwechslung mit anderen Pflanzen beobachtet, ferner auch durch Verzehren der Samen und früher durch Überdosierung medizinaler Verordnungen.

Medizinische Anwendung: Heute wird die Droge aufgrund ihrer örtlichen Reizwirkung, der schlechten Resorbierbarkeit und der unzuverlässigen Wirkung in der wissenschaftlichen Medizin nicht mehr verwendet. Nur das isolierte Herzglykosid Hellebrin wird insbesonder bei Insuffizient des rechten Herzen empfohlen. Die volkstümlichen und überlieferten Anwendungen sind vom pharmakologischen Standpunkt aus abzulehnen. (4)

Bezeichnung des homöopatischen Arzneimittels: Helleborus niger (Helleborus), verwendet werden die getrockneten, unterirdischen Teile von Helleborus. Die Urtinktur wird nach HBA 1, Vorschrift 4a mit 86 % Ethanol (m/m) hergestellt.(5)

Homöopatische Anwendung: Akute meningeale oder zerebrale Affektionen. Psychosen (nach Amenorrhoe, im Wochenbett). Akute und chronische Hirndrucksteigerung, (Meningitis, Hydrozephalus), Zerebralsklerose. Herzdekompensation, Ödeme. Kreislaufkollaps. Nierenentzündung mit Ödemen (bes. nach Scharlach), Eklampsie in Gravidität. Gastroenteritis mit Kollapsneigung und Blut im Stuhl. (6)

Bis dahin gibt es kaum eine Stimme, die davon spricht, daß Helleborus eine wertvolle Pflanze zur Behandlung von Karzinomen sein könnte. Im Jahre 1920 war es dann Dr. Steiner, der in seinem großen Ärztekurs auf eine ganz andere Wesenseigenschaft der Christwurz hinwies. Jedoch muß man sich auf seine Beobachtungen der Heilpflanzen einlassen. Anhand der Signatur oder geistes-wissenschaftlichen Betrachtung schlußfolgerte Steiner, daß Pflanzen, die es angemessen finden für sich ihre Blüten im Winter zu bilden (entgegen allen Gesetzmäßigkeiten A.d.V.), eben auch ein Zusammenhang der Wirkmechanismen bezüglich der Antitendenz der Winterblüher gegen eine normale Tendenz im menschlichen Organismus also auch gegen die normale Krankheitsbidungs-tendenz (ein Tumor fällt aus der normalen Krankheitsbildung heraus A.d.V.), eine ähnliche Wirkung haben müßten wie die Mistel.(7)

Eine Karzinomgeschwulst entsteht demnach durch ein Durchschlagen oberer, für die Sinnesorganbildung richtiger Gestaltungstendenzen in die untere Organisation, die mit abnormen Wachstumsprozessen antwortet, indenen sich der Ätherleib den normalen Bildeimpulsen des Astraleibes entzieht. Die Abnormität des Helleborusprozesses entspricht der des Karzinoms.(8)

Das kristalisierende Element der Winterzeit ist dem Denken förderlich, (einen kühlen Kopf bewahren! A.d.V.) aber wenn dieses eiskalte Element sich in den Stoffwechsel hineinsenkt, dann erstarrt der Stoffwechsel und das ist beim Karzinom der Fall. Selbstverständlich haben wir einen intensiven Stoffwechsel, deshalb wächst ja das Karzinom so schnell. Aber das ist ein kaltes starres Wachstum.(9)

Einige Beispiele, die verdeutlichen welche Besonderheiten die Christrose auszeichnet:

Die Chrisrose ist eine Pflanze die zur Unzeit im Winter blüht, sie fruchtet im Frühsommer und überdauert den Winter mit grünen Laubblättern, grüner Fruchtkapsel und grünen Blütenhüllblättern. Nach dem verblühen ergrünen die weißen Blütenkronblätter, die lange stehenbleiben, bis in der grünen Fruchtkapsel, im grün gewordenen Kelch der Samen gereift ist. In diesm Prozeß erkennt man den sehr starken (wie bei der Mistel) Chlorophyllstoffwechsel. Das Weißwerden der Blütenhüllbläter und nach dem Blühen das wieder Grünwerden zeigt starke astral-kosmische Einflüsse an.

Helleborus setzt sich sehr gut mit den Frostkräften auseinander, zeigt eine große Vitalitäts- und Formkraft, dies ist besonders am Blütenprozeß, aber auch in den mehrjährigen ledrigen Blättern

zu erkennen. Sie versteht es dem gefrorenem Boden und den Kristallisationsprozessen Kräfte entgegen zu stellen.

Die Christrose neigt sich der Erde (im Gegensatz zur Mistel) und dem Wässrigen zu und wirkt in der Erde auf die Umgebung. Im Weinberg angepflanzt, soll sie dem Wein ihre purgierende Wirkung übertragen. Dieses zur Erde hin neigen der Christrose zeigt nach R. Steiner den Bezug zur männlichen Konstitution an. Helleborus niger gedeiht besonders gut in der wässrigen Erde. Im Sommer herscht eine gewisse Vegetationsruhe.

Die Grundständigen Laubblätter sind ledrig und überdauern das ganze Jahr, sie verbleiben sogar 2-3 Jahre an der Pflanze. Sie werden erst welk, wenn die neuen Blätter ausgereift sind. Dies zeigt eine große dem Welken trotzende Zähigkeit. Das Blatt reicht bis in die Erde an das Rhizom heran.

Der braunschwaze Wurzelstock, das Rhizom, ist mit vielen schwärzlichen Wurzeln besetzt. An ihm sind viele Ringe in 1-2 mm Abstand zu sehen, die als Narben der abgefallenen Blätter herrühren. Das Rhizom ist kaum verholzt, bleibt immer weich und elastich, wie auch die von ihm ausgehenden Wurzeln. Hier zeigt sich eine starke Wurzelkraft als Polarität zur Blüte. Die himmlische reine Kindlichkeit zeigt sie nur kurz in der reinen, hellweiß-strahlenden Blüte und in den rosa angehauchten Blütenknospen. Helleborus niger ist wohl ein Heilmittel für alle erwachsenen Menschen, besonders für Männer.

In Bezug auf die vier Elemente ist bei der Christrose ganz besonders die Beziehung zum Irdischen, aber auch zum wässrigen hervorzuheben. Sie gehört in den Mondbereich und ist entsprechend dem Silber verwandt. Das Lichthafte wird sichtbar im Weißwerden der Blütenhüllblätter, das Wärmehafte erkennt man am Bienenbesuch der Blüten im Januar.

Anwendungsgebiete: Magenkrebs der Männer und viriler Frauen, vor allem Szirhuskrebs, Sarkome (in diesen werden besonders stark die sublunaren Vitalitäts- und Formkräfte wirksam), Knochengeschwüre und ganz allgemein für männliche Malignome. (3)

Werner Christian Simonis spannt im seinem Buch < Heilpflanzen und Mysterienpflanzen >, einen Bogen von Paracelsus zu R. Steiner in dem er über die medizinisch-botanische Wesensdarstellung zu einer Charakterisierung von Helleborus niger kommt. "Versuchen wir eine Zusammenfassung der Hauptwesensseiten der schwarzen Nieswurz, so führt uns ihre Stellung an dem oben skizzierten Schnittpunkte der Pflanzenentwicklung und ihr Auftreten und Blühen im Winter in jenes Spannungsverhältnis der Ätherregion, aus denen Helleborus niger in besonderer Weise seine Kräfte bezieht. Sind es auf der einen Seite chemischer und Licht-Äther, mit derer Qualitäten vor allem Paracelsus rechnet, so wirken andererseits ebenso stark Licht- und Wärme- Äther zusammen, deren Kräfte in der Empfehlung Dr. Steiners angesprochen werden. Wenn Paracelsus in seiner Unterscheidung einer "jungen" Nieswurz (Veratum album) und der "alten", der schwarzen Nieswurz ("senior nigra", nennt er sie) diese gerade gegen Alterserscheinungen empfiehlt, so appeliert er dabei auch sehr stark an jene Eigenschaften der Heilpflanze, die die Erdenkräfte zu überwinden vermag. Es liegt eben bei Helleborus niger die eigenartige Tatsache vor, daß die angeführten Ätherarten sich zwar stark durchdringen, aber auch klar wieder voneinander zu lösen scheinen. Diese subtilen Vorgänge erkannte Paracelsus genau und drückte es immer wieder aus, z.B. wenn er "von den kreften der alten nieswurz, die sie in ihren blettern hat", bei der Arzneibereitung zu beachten rät, daß "sie soll in den zeichen der conservation abgebrochen werden und am schatten in truknem luft wol gedörret werden....", oder wenn er immer wieder davor warnt, die Kraft der Wurzel zu mindern durch den Bereitungsprozeß.

"solche kreft hat die natur mysterialiter gelegt aus der ganzen machina mundi zu erhalten microcosmi. Dan da seind vier element in eim Arcano beschlossen..." -

Die starke Sonnenverbundenheit dieser Heilpflanze offenbart schon die Fülle der Staubgefäße, das weiße Auflichten im Blütenprozeß und das damit verbundene Durchlüften, das sich im Samen nochmals kund tut. Saturns Kräfte (formal schon angedeutet in der Zapfenform des anfänglichen Staubgefäßstandes) im Wechselspiel mit den Mondenkräften, bei denen die letzten nie dominierend (vgl. Monokotyledonen-Nähe im System) werden, leuchten auf in den violetten Tingierungen, sind aber in den Wärmewirkungen, die der Christwurz erst die Kraft des Winterdaseins ermöglichen, und in den angeführten Arzneiwirkungen stark hervorstechen, deutlich spürbar. Im letzten liegt wohl ein Saturn-Phänomen vor (wie das des menschlichen Ichs), wenn - dem Menschen ähnlich - der mondhaften Winterzeit ein Blühprozeß abgerungen wird, ohne daß die Astralisierung bis zur Alkaloidbildung geführt wird, wie es der nächste Verwandte, Helleboris foetidus z.B. tut. Gerade darum vermag Helleborus niger nach den besonderen Bereitungsvorschriften von Dr. Steiner auch die übermäßig wirkenden tellurischen Kräfte durch seinen Heilprozeß zu überwinden."(9)

Geerntet werden sollen die Blüten und die ½Jahre alten Blätter in den Monaten Dezember bis Februar, das Rhizom in den Monaten Juni bis Juli. Die daraus hergestellten Säfte werden in der Maschine gemischt. (3)

Das Arzneimittelverzeichnis der Firma Weleda AG Heilmittelbetriebe führt folgende Mittel auf:

Helleborus praeparatus Amp., 1 ml St.2 (St.3/St.4) enthält Helleborus niger, fermentierter wäßr. Auszug (1:10) 100 mg (10 mg/1 mg). Anwendungsgebiete gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis; dazu gehören: Zusatztherapie bei Geschwulsterkrankungen, insbesondere bei männlicher Konstitution; Tonisierung des Flüssigkeitsorganismus, auch bei Harnbildungs- u. Abflußstörungen.

Helleborus niger, Planta tota: Dil., Helleborus niger, Planta tota Rh: Amp..(11)

Das Heilmittelverzeichnis der Firma Wala Heilmittel GmbH, führt auf:

Helleborus niger e planta tota, Injektionslösung: D 3, 6, 12, 30, und Globuli: D 6, 12.(12)

Die Firma Helixor Heilmittel GmbH & Co., führt auf:

Helleborus niger, als Injektionslösung: D 3, D 4, D 5, D 6, D 12, D 20, D 30, nach HAB 49,

Anwendungsgebiete gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis. Dazu gehören: Zusatztherapie bei Geschwulsterkrankungen, insbesondere bei männlicher Konstitution; Tonisierung des Flüssigkeitsorganismus, auch bei Harnbildungs- u. Abflußstörungen.

Die Helleborus-Injektionslösungen sind bislang erfolgreich zur Ergänzung der Tumortherapie mit Mistelpräparaten angewandt worden, insbesonders bei Bronchialkazinom. Hier hat sich auch die tägliche Inhalation einer Ampulle Helleborus niger D 12 bewährt. Außerdem ist eine Ampulle D 12 2-3 mal/Woche entweder subcutan oder intravenös zu injizieren. Es kann bei Bronchialkarzinom an Lungenakupunktur-Punkten oder an subjektiven Schmerzpunkten injiziert werden.

Bei AIDS-Patienten wurde Helleborus zur Behandlung von M. Hodgkin, Non-Hodkin-Lymphom und Kaposi-Sarkom angewandt.(13)

Erst in den letzten Jahren gibt es vorsichtige Ännäherungsprozesse an das therapeutische Spektrum von Helleborus niger. In diesem Zusammenhang hat die Firma Helixor neue Präparate entwickelt, die auf den zum Teil oben beschriebenen geistes-wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Ebenfalls als erste Annäherung ist das derzeitige Indikationsmuster "atypischer Krankheitsverläufe" für die Christrose zu verstehen. Atypische Krankheitsverläufe lassen die grundsätzliche Frage entstehen, ob sie nicht auch einer "atypischen Therapie" bedürfen. Damit sei nun in keiner Weise empfohlen, bei atypischen Tumorverläufen statt der Mistel, quasie einem Schema folgend, Helleboruspräparate anzuwenden. Will man die Christrose einsetzen, so müssen sich in der Auseinandersetzung mit ihr und dem Krankheitsablauf noch weitere Hinweise auf die Indikation ergeben. Hinweise könnten sein: atypischer Verlauf mit primärer Neigung zur Generalisation, Fieber, tiefgreifende Angst, jugendliches Alter, hysteriforme Konstitution. (14)

Erste Anwendungsbeobachtungen aus der Praxis Kuno in Berlin zeigen (mit allem hier anzusetzenden Vorbehalt) eine offenbar günstige Wirkung bei der Behandlung von Tumoren der Schleimhäute, insbesondere der Lungenschleimhaut. Weiterhin sollte Helleborus demnach bei Karzinomerkrankungen mit "Entzündungsdominanz" (Entzündungszeichen und erhöhte Akut-Phase-Proteine) überlegt werden. Eine Einzelbeobachtung aus der Prxis Kuno zeigte beispielsweise nach Anwendung einer hochdosierten Infusion mit 5 Amp. Helleborus niger D3 einen über etwa 12 Stunden anhaltenden Abfall der Köperkerntemperatur auf 35.4°C, der sich nach Unterbrechung der Therapie spontan wieder normalisierte. (15)

1.: Das neuzeitliche Kräuterbuch, Band 3 Giftpflanzen, Apothekendirektor a. D. Ludwig Kröber, 2. Auflage, Hippokrates-Verlag Marquardt & Gie. Stuttgart 1949.
2.: Gerhard Madaus, Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, Mediamed Verlag Ravensburg 1987, Nachdruck der Ausgabe Leibzig 1938.
3.: Über die Erweiterung der Mistel-Tumor-Therapie, Gustav Brunk, Der Merkurstab 2/1990
4.: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, Otto Gessner, Hrsg. Gerhard Orzechowski, apl. Prof. der Pharmakologie und Toxikologie, Carl Winter - Universitätsverlag, Heidelberg 1974.
5.:Homöopathische Arzneimittel, Hrsg. Dr. K. Keller, Dr. S. Greiner, Dr. P. Stockebrand, 1 Lieferung 1990, Govi-Verlag Pharmazeutischer Verlag GmbH, Frankfurt a. M. / Eschborn / Ts..
6.: Leesers Lehrbuch der Homöopathie, IV: Pflanzliche Arzneistoffe II, Hrsg.: Dr. med. Dr. phil. Otto Leeser, neu von Dr. med. M. Stübler, Dr. med. E. Krug, 2.Auflage, Karl F. Haug Verlag, Heidelberg 1988.
7.: Werner Chr. Simonis, Die unbkannte Heilpflanze, Vittoria Klostermann Frankfurt am Main.
8.: Das Bild des Menschen..., Husemann/Wolff, Band II, 4. Auflage, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1986.
9.: Martin Stübler und Otto Wolff, Die Hahnenfußgewächse (Ranunculaceen), Vorträge von der wissenschaftlichen Fortbildungsveranstaltung für Ärzte im Krankenhaus Lahnhöhe am 7./8.12.1985
10.: Dr. med. Werner Christian Simonis, Medizinisch-botanische Wesensdarstellungen einzelner Heilpflanzen und Mysterienpflanzen, VMA - Verlag, Wiesbaden 1991.
11.: Arzneimittelverzeichnis 17. Auflage 1996, Weleda AG Heilmittelbetriebe, Schwäbisch Gemünd.
12.: Heilmittelverzeichnis 15. Auflage 1993, Wala- Heilmittel GmbH, Eckwälder/Bad Boll.
13.: Helixor HeilmittelGmbH & Co., Information über Präparate aus Helleborus niger, Rosenfeld, als Anlage des Antwortschreiben vom 18.05.1998.
14.: Der Merkurstab, Klinische Erfahrungen mit Helleborus niger bei Tumor- und Aids-Kranken, Dr. med. Christof Schnürer, Sonderdruck aus Der Merkurstab 6/1995.
15.: Manfred D.Kuno, Berlin: persönliche Mitteilungen



Der Teestrauch (Grüntee und schwarzer Tee),

Camellia sinensis (L.) O. Kuntze , Camellia Thea ( L.)

Pflanzenfamilie: Ternstromiaceae

Tee gilt als Getränk, das nach Wasser am häufigsten getrunken wird. Man gewinnt ihn aus jungen Blättern und aus den Knospen des in Ostasien seit über 2000 Jahren kultivierten Teestrauchs, Camellia sinensis. Grüner Tee wird durch Hitzebehandlung und anschließendes Trocknen erhalten,

Schwarzer Tee durch Fermentation der gewelkten und geschnittenen Blätter bei hoher Luftfeuchtig-keit. Grüner und Schwarzer Tee haben zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften. Insbesondere ist die Hemmung der Tumorentstehung zu nennen, die in den letzten Jahren in den Mittelpunkt des Interesses von Wissenschaftlern gerückt ist. Diese antikanzerogene Wirkung wurde in ersten In-vitro-Testsystemen und in Tierversuchen belegt, und bei einigen Tumorarten mit epidemiologischen Studien gestützt. Daneben werden virostatische und bakteriostatische Wirkungen sowie die Hemmung der HIV-reverse-Transkriptase beobachtet. Die antioxidativen Eigenschaften von Tee scheinen schließlich für eine günstige Beeinflussung von arteriosklerotischen Prozessen zu sorgen. Grüner Tee wirkt außerdem blutdrucksenkend, hemmt die Blutgerinnung, senkt der Blutzucker- und den Cholesterinspiegel und scheint koronare Herzerkrankungen günstig zu beeinflussen. (1)

Botanik: Die Gattung Camellia Link umfaßt insgesammt etwa 80 Arten, ihren Verbreitungs-schwerpunkt hat sie in den tropischen und subtropischen Gebieten Ostasiens. Teeblätter werden ausschließlich von Camellia sinensis (L.) O. Kuntze gewonnen. Sie ist die eigentliche Kulturpflanze, die ursprünglich aus dem südostasiatischen Bergland stammt, jedoch heute kein natürliches Vorkommen mehr hat. Camellia sinensis ist fremdbestäubt und variiert daher sowohl morphologisch als auch in den Inhaltsstoffen sehr stark. In der Praxis bewährt hat sich die Unter-scheidung der Varietäten <sinensis> und <assamica>. Die erstgenannte verträgt Trockenheit und Frost besser, unbeeinflußt wird sie 4 - 6 m hoch und hat 7 - 12 cm lange Blätter. Die andere Variante wird 12 - 15 m hoch und hat bis 25 cm lange Blätter, sie verträgt nur kurzen Frost bis –10° C. (1)

Der Teestrauch ist ein immergrüner, reich verzweigter, im wilden Zustand baumartiger Strauch mit einer tiefreichenden Pfahlwurzel. Die Blätter sind wechselständig, kurzgestielt, ledrig, dunkelgrün, glänzend, lanzettförmig oder lang-eiförmig und grobgesägt. Die gestielten Blüten sind wohlriechend, einzeln oder in wenigblütigen Büscheln blattachsenständig, weiß oder schwach rosa. Sie erreichen eine Größe von 3 –5 cm im Durchmesser mit 5 –7 Kronblättern, die am Grunde mit den zahlreichen gelblichen Staubblättern verwachsen sind. Die Frucht ist eine holzige Kapsel mit 1 –3 kirschgroßen, braunen und glatten Samen.(3)

Angebaut werden heute fast ausschließlich die Hybriden, die durch Schnitt eine buschartige Form von ca. 1 m - 1,5 m Höhe erhalten, was zur Erleichterung der Ernte dient.

Name und Geschichtliches: Nach einer Legende entdeckte der chinesische Kaiser Shen-Nung im Jahre 2737 vor Christi Geburt die Vorzüge des Teegetränks als einige Blätter von den als Brennmaterial verwendeten Teezweigen beim Abkochen von Flußwasser in den Topf fielen. Kritische Zeitgenossen berufen sich auf den chinesischen Gelehrten Kuo P'O, der 350 n. Chr. die erste authentische Beschreibung des Tees und seiner Verwendung geliefert hat. Eine japanische Sage berichtet, daß der Buddha Dharma, um beim Meditieren nicht zu ermüden, sich die Augenlider abschnitt und von sich warf. Hieraus soll der Teestrauch erwachsen sein, dem die Kraft innewohnt, den Schlaf zu vertreiben. Der Name Tee ist chinesischen Ursprungs; das Wort wird in der Teeprovinz Fokien mit Tscha, Tschai, Tschäh wiedergegeben. Camellia zu Ehren des Georg Jos. Kamell (Camellius), Apotheker der mährischen Jesuiten-Mission auf Manilla, welcher 1639 auf den Phillipinen Pflanzen sammelte.(2) Holländische Händler brachten die ersten Teeladungen zu Beginn des 17. Jahrhunderts nach Europa und um 1650 nach Nordamerika. 1763 erhielt Linne die erste Teepflanze für den Garten von Upsala. Um von chinesischen Teelieferungen unabhängig zu werden, begannen die Engländer um 1830 mit Anbauversuchen in Indien. Mit der erfolgreichen Kultivierung der dort heimischen Assamvarietät entstand in Nordindien die größte Teeanbauregion der Welt. Ab 1880 wurde in Sri Lanka (Ceylon) Kaffee- durch Teeanbau ersetzt, und heute steht dieses Land bei der Schwarzteeproduktion an 2. Stelle. Weitere Anbaugebiete wurden u.a. in Indonesien, der ehemaligen UDSSR, Kenia und Argentinien erschlossen. Die Bedeutung des Tees als Genußmittel ist heute immens, er gilt nach Wasser als das am häufigsten konsumierte Getränk.An der Spitze der Teetrinker stehen die Kuweitis von einem Jahresverbrauch pro Kopf mit 5,23 kg., gefolgt von den Iren mit 3,44 kg, den Briten mit 3,14 kg. Auch die Ostfriesen sind mit 2,4 kg/Kopf gute Teetrinker, was man von den anderen Bundesbürgern mit 0,2 kg/Kopf nicht mehr behaupten kann.(1)

Inhaltsstoffe und pharmakologische Wirkung: Nach dem Genuß von Tee macht sich vor allem die Wirkung des Coffeins bemerkbar. Coffein wirkt anregend auf die Tätigkeit des ZNS, in geringen Dosen auf die sensorischen, in höheren Dosen auch auf die motorischen Bezirke der Gehirnrinde und in geringem Maße auf die Medulla oblangata. Der Tonus der Hirngefäße wird erhöht. Die Folge ist eine Verminderung des Schlafbedürfnises, eine Verbesserung des Wahrnehmungsvermögens für sensorische Reize und des Konzentrations-, Reaktions- sowie Lernvermögens.(3) Tee hat eine antidepressive Wirkung. All diese Effekte des Coffeins entstehen auf Grund des Antagonismus mit Adenosin an den Adenosinrezeptoren. In der Niere bewirkt dies eine Dilertation der Nierengefäße die Folge ist eine Erhöhung der glomerulären Filtrationsrate, damit erklärt sich die diuretische Wirkung des Tees. Am Herzen, besonders am insuffizienten Herzen, hat Tee eine positive inotrope Wirkung. Die Herzkranzgefäße werden besser durchblutet. Im Magen kommt es zu einer Anregung der Sekretion der Säfte. Glykogenolyse und Lipolyse werden gesteigert.

Die gerbstoffähnliche Wirkung von Thearubigene, Theaflavine und Flavinsäuren ist eine sekretionseinschränkende und resoptionshemmende. Unterstützt durch die diuretische Wirkung des Coffeins haben sie eine antidiarhoische Wirkung.

Einige kleinmolekulare Komponenten der Polyphenole in Verbindung mit Flavonolglykosiden im Tee haben eine kapillarabdichtenden und anti-inflammatorischen Effekt. Die Kapillarfestigkeit wird stabilisiert.

Der relativ hohe Gehalt an Fluoriden im Teeaufguß soll Karieshemmend wirken. (3)

Onkologische Aspekte des grünen Tees:

Chemopräventive Effekte werden vor allem auf die im Tee enthaltenden Polyphenole zurückgeführt, nachgewiesen sind folgende Eigenschaften und Wirkungen.

A) Antioxidative Wirkung,

B) Abfangen reaktiver Zwischenstufen karzinogener Stoffe,

C) Hemmung kanzinogenaktivierender Enzyme,

D) Hemmung der Nitrosierung, Tumorhemmung.

(A) Die wesentliche Wirkung von Antioxidanzien besteht im Schutz des Gewebes vor reaktiven Sauerstoffspezies. Enzyme, die hier eine Rolle spielen, sind die Glutathionperoxidase, die für das Gleichgewicht zwischen reduzierter und oxidierter Form von Glutathion sorgt, die Chinonreduktase, die für die Reduktion von chinoiden Strukturen verantwortlich ist und für eine Glukuronidierung und somit eine bessere Ausscheidung vorbereitet, sowie die Katalase und die Superoxiddismutase. Alle genanten Enzyme werden im Säureorganismus durch Grünen- und Schwarzen Tee im Sinne einer Verlangsamung bis Verhinderung der Tumorauslösung durch chemische Karzinogene beeinflußt. (1)

(B) Die Tee-Flavonole weisen an bestimmten Positionen nuklophile Zentren auf, die sie zu Adduktbildung mit elekrophilen Metaboliten chemischer Karzinogene befähigen sollen. Hinweise auf eine solche Adduktbildung sind bisher aber nur indirekter Art, z.B. die Verhinderung der Bindung von (³H)-Benzo(a)pyren-Metaboliten an Kalbsthymus-DNA. (1)

( C) Viele chemischen Karzinogene entfalten Ihre karzinogenen Wirkungen erst nach metabolischen Umwandlung in eine elektrophile Verbindung. Als dafür zuständige Enzyme werden verschiedene zur Gruppe der Cytochron P 450-Enzyme gehörende mikrosomale Monooxigenasen identifiziert, die allesamt durch Grünen- und Schwarzen Tee hemmbar sind. Parallel zur Hemmung der Tumorentstehung werden auch die der Mutagenese und Karzinogenese zugrundeliegenden molekularen Mechanismen wie die Alkylierung von DNA oder RNA bzw. die Bildung von DNA-Addukten gehemmt. (1)

(D) In der Ätiologie der Tumorentstehung beim Menschen, insbesondere bei Tumoren des Gastrointestinaltrakts, spielen Nitrosamine eine große Rolle, N-Nitrosoverbindungen werden deshalb in der experiellen Krebsforschung eingesetzt. Es wird angenommen, daß durch Teetrinken Nitrosierungsreaktionen und damit die Entstehung von Tumoren entschieden gehemmt werden können. In einem Versuch mit Freiwilligen zeigte sich, daß die endogene Nitrosierung ( die entstehende Nitrosoverbindung war selbverständlich nicht karzinogen) nach dem Genuß von Grünem- und Schwarzem Tee geringer war als ohne Tee. (1)

(E) Die Polyphenole des grünen Tees, hierbei vor allem das Epigallocatechingallat (EGCG) ist seit rund zwei Jahren zunehmend ein Objekt der onkologischen Grundlagenforschung. Dabei kann gesagt werden, daß die Extrakte des Grüntees angesichts der nachfolgend ausgeführten Ergebnisse experimenteller und klinischer Art von höchstem Interesse für zukünftige onkologische Therapiekonzepte sein dürften.

Heute stehen insgesamt rund 450 Arbeiten zur Verfügung, die sich mit der medizinischen Wirkung des Grüntees und seiner Inhaltstoffe (v.a.Polyphenole) beschäftigen.(6) Hiervon sind fünfzehn aktuelle Arbeiten v.a. aus dem japanischen Raum von Interesse, die sich mit tumorhemmenden Wirkungen der Tee-Polyphenole beschäftigen. (7-20) Vier dieser Arbeiten sind "in-vivo"-Untersuchungen, drei hiervon klinische Untersuchungen am Menschen.

Die vorliegenden Arbeiten weisen vor allem eine günstige Wirkung der kombinierten Gabe von Teepolyphenolen mit Zytostatika aus (Durchbrechen der Zytostatikaresistenz von Tumorzellen gegenüber Doxorubicin bei Patientinnen mit Mammakarzinom, synergistische Wirkungsverstärkung von topischer 5-FU Applikation durch Grünteeextrakt bei Patienten mit Dickdarmpolyposis).(7,8) Darüber hinaus deutet sich an, daß die Polyphenole des Grüntees auch eine präventive Wirkung hinsichtlich der Entstehung von Tumoren, insbesondere des Gastrointestinaltraktes aufweisen.(20)

Die vorliegenden in vitro-Arbeiten zeigen Detailwirkungen der Teepolyphenole: Hemmung der Ausschüttung von Tumor-Nekrose-Faktor-alpha (9), Hemmung der Protein-Kinase C (10), Hemmung der Tumorzellinvasion (Lungen-Ca) durch Störung der tumoreigenen Kollagenase-IV-Pruduktion (13), Induktion der Apoptose in verschiedenen Tumorzelllinien (15,16,17,18). In einer der Arbeiten ergeben sich Hinweise auf die Hemmung der tumorspezifischen Induktion von versorgenden Gefäßneubildungen (Angioneogenese).(19)

Antivirale und antibakterielle Wirkung: Die Einwirkung von Epigallocatechingallat (EGCG) sowie von Theaflvingallat auf Influenza A- und B-Viren vermindert deren Infektiosität in Kaninchennierenzellen. Elektronenmikroskopische Untersuchungen haben ergeben, daß EGCG zur Agglutination des Virus führt und die durch Influenzaviren hervorgerufene Hämagglutination hemmt. Die Vermehrung der Viren wird durch EGCG nicht gehemmt.

Der HIV-Virus gehört zu den Retroviren und besitzt mit der Reversen Transkriptase eine für Retroviren spezifisches und für ihre Wirkung notwendiges Enzym. Daher erscheint die Hemmung dieses Enzyms ein probates Mittel zur Bekämpfung von AIDS bzw. HIV. Es sind viele Pflanzen - extrakte, Naturstoffe und Substanzen bezüglich einer Wirkung auf HIV bez. der Reverse Transkriptase getestet worden darunter auch Grüner- und Schwarzer Tee. Epicatechingallat und Epigallocatechingallat hemmen die Reverse Transkriptase unter der Vorraussetzung der Veresterung durch Gallussäure.

Schwarzer Tee wirkt auf verschiedene Durchfallereger bakterizid und inaktiviert in vivo das Toxin des Choleraerregers Vibrio cholerae O1. Die Autoren schließen daraus, daß Schwarzer Tee vor bakterienverursachtem Durchfall schützen kann.(1)

Unerwünschte Wirkung: Bei magenempfindlichen Personen können Magenreizungen auftreten. Teeaufgüsse mit hohem Gerbstoffgehalt können Obstipationen verursachen. Bei Überdosierung können Mengen die 300mg Coffein und mehr entsprechen, ebenso 5 Tassen Tee vom Teegetränk normaler Aufgußstärke zu Unruhe, Tremor und erhöhter Reflexerregbarkeit führen.(1)

Gestzl. Bestimmung: Teeblätter gelten als Genußmittel eine Abgabe in Apotheken ist nicht zulässig.Keine Standardzulassung, keine offizielle Monographie.(1)

Weitere medizinische Verwendung: Teeflavonoide werden Kaugummis zugesetzt, die bei schlechtem Mundgeruch enpfohlen werden.(3)

Die Firma vitasyn GmbH in Berlin hat das Präparat viriteen 300 vitasyn zur Anwendung als Nahrungsergänzung entwickelt. Eine Filmtablette enthält exakt das Spektrum an Inhaltsstoffen wie eine Tasse Tee.(5)

Monographiesammlung: Thea chinensis hom. HAB 34, Urtinktur nach §4 HAB 34. (3) Anwendungsgebiet: Entsprechend dem homöopatischen Arzneimittelbild,dazu gehören: Magenschwäche, Herz: Ängstliche Beklemmung, Herzklopfen, Puls rasch unregelmäßig und aussetzend, Kopf: Migräne mit Übelkeit, Erregungs- und Verstimmungszustände, Übellaunig, Schlaf: Schlaflos und Ruhelos nachts, schläfrig am Tag. Dosierung: C 3 - C 30. Thein 16 - 32mg subcutan bei Ischias und Subraorbital-Neuralgie. (4)

1.: SCHOLZ E: Freiburg, u. BERTRAM B, Heidelberg. Camellia siensis (L.) KUNZE O: - Der Teestrauch, Zeitschr.f. Phytotherapie 17, 235-250 (1995). Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1995.
2.: Köhlers Medizinal-Pflanzen, Hrsg.: G. Pabst, Gera-Untermhaus, Verlag von Fr. Eugen Köhler 1887, Reprint von Auszügen aus dem Gesamtwerk Edition ´libri rari` im Verlag Th. Schäfer Hannover, 1988
3.: HAGER, Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Band 4 ( Hrsg.: R. Hänsel, K. Keller, H. Rimpler, G. Schneider) Springer Verlag, Berlin 1992.
4.: BOERICKE W: Homöopatische Mittel und ihre Wirkungen - Materia Medica, Verlag Grundlagen und Praxis, Wissenschaftlicher Autorenverlag, Leer / Ostfriesland 1994.
5.: Horst Mayer, Phytopharmazie und –medizin, Naturstoffchemie, Falkensee, pers.Mitteilungen vom 16.6.1998.
7.: NAKACHI K, et al.: Influence of drinking green tea on breast cancer malignancy among Japanese patients, Jpn J Cancer Res, 89(3), 254-261, 1998
8.: ICHIKAWA D, et al.: Postoperative management of the preserved rectal segment in patients with familial polyposis: the use of 5-fluorouracil suppositories and green tea extract to inhibit tumor growth, Nippon Geka Kakkai Zasshi 99(6), 391-395, 1998
9.: FUJIKI H, et al.: Cancer inhibition by green tea, Mutat Res 402(1-2), 307-310, 1998
10.: STAMMLER G, VOLM M: Green tea catechins (EGCG and EGC) have modulating effects to the activity of doxorubicin in drug-resistant cell lines, Anticancer Drugs 8(3) 265-268, 1997
11.: SADZUKA Y, et al.: Modulation of cancer chemotherapy by green tea, Clin Cancer Res 4(1), 153-156, 1998
12.: JANKUN J, SELMAN StH, SWIERCZ R, SKRZYPCZAK-JANKUN E: Why drinking green tea could prevent cancer, Nature 387, 561, 1997
13.: SAZUKA M, et al.: Inhibition of collagenases from mouse lung carcinoma cells by green tea catechins and black tea theaflavins, Biosci Biotechnol Biochem 61(9), 1504-1506, 1997
14.: YANG CS, et al.: Tea and tea-polyphenols inhibit cell hyperproliferation, lung tumorigenesis, and tumor progression, Exp Lung Res 24(4), 629-639, 1998
15.: HIBASAMI H, et al.: Induction of apoptosis in human stomach cancer cells by green tea catechins, Oncol Rep 5(2), 527-529, 1998
16.: CHEN ZP, et al.: Green tea epigallocatechin galate shows a pronounced growth inhibitory effect on cancerous cells but not on their normal counterparts, Cancer Lett 129(2), 173-179, 1998
17.: AHMAD N, et al.: Green tea consistuent epigallocatechin-3-gallat and induction of apoptosis and cell cycle arrest in human carcinoma cells, J Natl Cancer Institute 89(24), 1881-1886, 1997
18.: YANG GY, et al.: Inhibition of growth and induction of apoptosis in human cancer cell lines by tea polyphenols, Carcinogenesis 19(4), 611-616, 1998
19.: McCARTY MF: Polyphenol-mediated inhibition of AP-1-transactivating activity may slow cancer growth by impeding angiogenesis and tumor invasiveness, Med Hypotheses 50(6), 511-514, 1998
20.: HARA Y: Influence of tea catechins on digestive tract, J Cell Biochem Suppl 27, 52-58, 1997



Indischer Weihrauch ( Olibanum )

Boswellia Carterii Birdw., sowie andere und Boswellia serrata.

Familie: Burseraceae.

Der Weihrauch, der zu den kostbarsten Handelsgütern zählte, hat in den Religionskultus der meisten Völker der Antike eine bedeutende Rolle gespielt. Lange Zeit herrschte über die Herkunft des Olibanum Unklarheit. Der Name "Olibanum" bezieht sich auf den weißen Milchsaft, also auf die Farbe des frischen Harzes, der durch Einschneiden der Baumrinde verschiedener Weihraucharten gewonnen wird. Viele Jahrhunderte lang wurde Arabien als das Stammland angesehen, da die Araber die Vorräte bei sich aufspeicherten und den Handel monopolisierten.

Botanische Beschreibung: Boswellia Carterii Birdw. (Boswellia sacra Flückinger) stammt aus Arabien, er ist ein kleiner 4-5 Meter, selten 6 Meter hoher Baum, von zierlichem Wuchs, mit ziemlich starkem Stamm und einer glatten, blassbräunlich-gelben Rinde. Die Rinde blättert in papierartigen, großen Stücken nach und nach ab und erneuert sich von innenheraus. An der Spitze der vorjährigen Zweige bildet sich unterhalb des neuen Jahreswuchses ein dicker Ring, welcher aus den Blattstielresten der vorhergehenden Jahre zusammengesetzt ist. Die frischen Triebe sind dicht bedeckt mit kurzen, gelben Haaren. Die Blätter sind gegenständig, unpaarig gefiedert und die Fiederblättchen ganzrandig oder gekerbt-gesägt, am Grunde die kleinsten, das Endständige am größten, entweder beidseitig weich behaart, oder nur unterseits. Die achsenständigen Blüten sind gestielt, ziemlich klein, in lockeren Trauben geordnet. Sie sind zwittrig , mit fünfteiligen, weißlichen, grünlich-weißen oder roten Kronen und kleinem meist fünfzähligem Kelch. Zehn Staubgefäße ein Fruchtknoten mit einem Griffel und einer Narbe. Die Frucht ist eine dreikantige, bis 1cm große Steinfrucht. Die Blütezeit ist der April. (1, 4)

Boswellia Bhau-Dajiana Birdw., ein kleiner Baum, der in den Gebirgen der Somaliküsten wächst.

Boswellia neglecta, ein 5-6 Meter hoher Baum, der in den nördlichen Somaligebirgen beheimatet ist.(1)

Boswellia serrata Stachh., tritt in den mittleren und nördlichen Teilen Ostindiens auf, gibt ein terpentinartiges, nach Weihrauch riechendes Harz, welches erst nach Jahresfrist erhärtet und in Indien die Stelle des Weihrauchs vertritt. Es gelangt nicht zur Ausfuhr und ist nach der Flückiger'schen Angabe in Bombay ganz unbekannt.(1)

Demnach lieferten andere Weihrauchbaumarten, z.B. Boswellia Carterii Birdw. das auch uns schon lange bekannte Harz, das Olibanum. Weihrauch leitet sich von weih - heiligen, weihen, also zu heiligen Zwecken benutzter Rauch ab. Entweder für sich allein oder zusammen mit Myrrhe wurde Weihrauch nicht nur zu Gottesdiensten sondern auch bei Gottesgerichten angewendet. Offensichtlich hatte man eine gute Wirkung bei Tobsüchtigen und sonstigen Geisteskrankheiten bemerkt. ( Zum "Einnebeln" des Geistes, zur Beruhigung und Dämpfung. A. d. V.)

Nach verschiedenen Überlieferungen sollen die Juden nicht nur die Myrrhe, sondern auch mit Weihrauch versetzten Wein zur Betäubung von zur Hinrichtung verurteilten Menschen gegeben haben, um sie gegen Schmerzen unempfindlich zu machen. (12)

Als Medikament wird es schon in den Hippokratischen Schriften erwähnt. In der Indischen Medizin wird der Harz aus Boswellia seratta schon seit mehr als 3000 Jahren bei den verschiedensten entzündlichen Erkrankungen, aber auch bei Nervenleiden angewendet.(2,12) Von den großen Ärzten der Antike wurde der Weihrauch sehr geschätzt. Weihrauchöl findet sich als Olium thuris zuerst in den Apothekertaxen der Stadt Berlin vom Jahre 1574 und der Stadt Frankfurt a. M. vom Jahre 1587. (3)

In der europäischen Heilkunde unseres Jahrhunderts hat Olibanum keine große Bedeutung. Innerlich wird es selten angewand bei veralteten Katarrhen, Heiserkeit, Pharyngitis, Fluor albus, veralteter Gonorrhoe, langwieriger Diarrhoe, Magenschwäche, Gicht, Rheuma und Blasen- und Nierenleiden. Äußerlich wird Olibanum in Form von Salben und Pflastern bei Ulzera, Furunkeln, Geschwüren, Verhärtungen und Panaritien (Fingergeschwüren) gebraucht. Gegen Abszesse im Parametrium (Retinaculum uteri), bei Salpingitis und Adnexitis haben sich Suppositorien von Gummi Olibani, Galbani und Myrrhaee bewährt. In geeigneten Fällen wird Olibanum als Räuchermittel angewendet.(4)

Inhaltsstoffe von Boswellia serrata: 50-70 % alkohollösliche Harze, die zur Hälfte aus Boswellinsäuren bestehen, 20 % Gummi, 4-8 % Ätherische Öle, darunter als Hauptinhaltsstoffe: Pinen, Phellandren, Dipenten und Terpenalkoholen (Olibanol), 8% Bassorin und 0,5% Bitterstoffe.(11)

Pharmakologische Wirkung: In das Interesse der Wissenschaft sind in den letzten Jahren die Boswellinsäuren, eine Harzfraktion des Indischen Weihrauchs, geraten. Pharmakologen und Ärzten ist es gelungen, die entzündungshemmenden Wirkmechanismen des Harzes ( ein alkoholischer Extrakt des Indischen Weihrauchs ) und der isolierten Boswelliasäuren ein wenig zu entschlüsseln. Sie konnten nachweisen, daß die Substanzen einen selektiv hemmenden Effekt auf die 5-Lipoxygenase ausüben. Das ist ein ganz neuartiger Wirkmechanismus, da dies zur Hemmung der Leukotrien-Synthese führt und in Folge es zur Hemmung des entzündlichen Geschehens kommt, und das alles bei völligem Fehlen der für Steroide (Coticoide) und nichtsteroidale Antirheumatika bekannten gravierenden Nebenwirkungen.(5)

Genauso interessant erscheint die Beeinflussung des Komplementsystems, einer Teilkomponente der humoralen Abwehr. Das Komplementsystem besteht aus ca. 20 im Serum vorkommenden Globuline, welche sich nach einem "Startschuß" im Sinne einer Kettenreaktion selbst aktivieren. Aktivierte Komplementfaktoren fungieren zum Teil wiederum als Entzündungsmediatoren. Als Hauptaktivierungswege gelten der "klassische Weg" über Antigen-Antikörper-Komplex und der "alternative Weg" über andere Aktivatoren z.B. Endotoxine oder Bakterien. Boswelliasäuren sollen den "klassischen Weg" der Komplementkaskade hemmen. (6)

Erhöhte Leukotrienwerte bzw. eine überschießende Komplementreaktion mit der Bildung von Immunkomplexen und verschiedenen Entzündungsfaktoren werden heute für eine Vielzahl von Erkrankungen verantwortlich gemacht: Rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn, Collitis ulcerosa, Schuppenflechte, Bronchialasthma, Allergische Reaktionen, bei all diesen Erkrankungen könnte sich der Indische Weihrauch zu einem wertvollen therapeutischen Adjuvanz entwickeln.(5)

Andererseits gibt es neuste Meldungen, daß Weihrauchextrakt keinen meßbaren Effekt bei rheumatoider Arthritis hat. Zu diesem Ergebnis kommt eine jetzt veröffentlichte plazebokontrollierte Studie. Sander, O et al.: Z. Rheumatol. 57 (1998), 11. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie rät jetzt von der Anwendung der Boswelliasäuren ab. (10)

Auch bei Ödemen, die sich rund um Gliome (Geschwulste aus der Glia, der bindegewebigen Stützsubstanz des ZNS) bilden, könnte eine vermehrte Leukotriensynthese eine Rolle spielen.Die neurologischen Störungen bei Gliompatienten beruhen häufig nicht auf dem Tumor allein, sondern auch auf dem umgebenden Ödem, das zusätzlich Raum fordert. In einer kleinen Studie wurde die Wirkung der Boswelliasäuren in Form eines Extraktes aus Weihrauch an 29 Patienten mit malignen Gliomen untersucht. Präoperativ erhielten 14 Patienten sieben Tage lang 3 x tägl. 1200 mg, 9 Patienten 3 x tägl. 800 mg und 5 Patienten 3 x tägl. 400 mg Boswellliasäuren. Es wurde kein Dexamethason während der Therapie gegeben. Vor und nach der Behandlung wurde ein Computertomogramm des Schädels durchgeführt, hierbei wurden Tumor- und Ödemvolumen bestimmt. Die meisten Patienten vertrugen die Therapie gut, nur in einem Fall mußte der Extrakt wegen Übelkeit und Erbrechen abgesetzt werden, in zwei Fällen traten reversible Hautausschläge auf. Unter der hohen Dosis verringerte sich das Ödemvolumen durchschnittlich um ein Drittel, unter der mittleren Dosis um ein Achtel. Mit der niedrigen Dosis veränderte sich das Ödemvolumen nicht. Die klinische Symptomatik besserte sich unter der hohen Dosis deutlich und unter der mittleren Dosis weniger ausgeprägt, unter der niedrigen Dosis dagegen nicht. Bei keinem Patienten wurde ein Einfluß auf die Tumorgröße festgestellt, der Quotient aus Ödem- und Tumorvolumen war in der Gruppe mit der hohen Dosis gegenüber den beiden anderen Gruppen reduziert.(8)

"Boswelliasäuren bzw. der Extrakt aus Weihrauch vermögen offenbar über die Hemmung der Leukotrienensynthese durch Gliomzellen die Ausprägung des perifokalen Ödems günstig zu beeinflussen. Unsere Studie zeigte eine eindeutige Dosis-/Wirkungsbeziehung".(9)

Die 7-tägige Studie konnte keinen Einfluß der Boswelliasäuren auf die Tumorgröße zeigen. Eine konzentrationsabhängige Abnahme vitaler Tumorzellen konnte jedoch in vitro an Gliomzellen, die mit Boswellia-Säuresubtypen in Reinsubstanz inkubiert wurden, gezeigt werden. Ebenso eine Studie zur Proliferationkinetik im Tiermodell, die für eine proliferationshemmende Wirkung der Substanz spricht. Der Schluß, daß neben der antiödematösen Wirkung auch eine proliferationshemmende Wirkung der Bosweliasäuren abgeleitet werden kann, ist verfrüht. Hierzu bedarf es einer klinischen Pilotstudie. auch als Vorraussetzung für eine umfassende kontrollierte klinische Prüfung des Präparats. (9)

Medizinische Anwendung: Keine offizielle Monographie. Weihrauchextrakt ist in Deutschland nicht zugelassen. H 15-Ayurmedica ( Trockenextrakt aus Olibanum ) ist in einem Schweizer Kanton registriert, ob ein Import möglich ist sollte in einer Apotheke abgeklärt werden, das Präparat unterliegt der ärztlichen Verschreibungspflicht. (7,10) Olibanum in Granis, reines Harz zu Räucherzwecken und das Öl sind erhältlich.

Homöopathische Bezeichnung: Olibanum - verwendet wird Weihrauch, das Gummiharz aus verschiedenen Boswellia-Arten. Anwendungsgebiete sind nicht ausreichend belegt. (13)

Die modernen Arzneimittellehren (Kent, Metzger, Staufer) führen Olibanum nicht auf, lediglich "Voisin" bring es unter den Mitteln der "para-allopatischen Zone", also den Mitteln die aus der Erfahrung und in Direktwirkung auf die Erkrankung eingesetzt werden. In der 3. Dezimalpotenz ist Olibanum hilfreich bei Heiserkeit oder Rauhigkeit der Stimmbänder infolge Überlastung der Stimme.(14)

Die Fritz Zilly GmbH, Pharmazeutische Präparate, stellt verschiedene Olibanumpräparate als homöopatisches Arzneimittel her. (Olibanum RA- Tabletten D 1, sowie -Streukügelchen D 1 und Tropfen sowie Salbe aus Olibanum - Urtinktur.) Eine Tablette - Olibanum RA enthält als Wirkstoff 250 mg der 1. Dezimalverreibung aus dem Weihrauch-Harz, entsprechend 25 mg reinem Weihrauch-Harz, dies entspricht etwa 19 mg an extrahierbaren Bestandteilen, also auch der Boswelliasäuren. Um eine phytotherapeutische Wirkung erzielen zu können, etwa wie bei der o.g. Dosierung eines Astrozytoms (3 mal tägl. 1200 mg eines Trockenextraktes) wäre die Einnahme von ca. 3 mal tägl. 60 Olibanum Ra – Tabletten nötig.(15)

Quellen und weiterführende Literatur zu Olibanum:

1.: Köhlers Medizinal-Pflanzen, Hrsg.: G. Pabst, Gera-Untermhaus, Verlag von Fr. Eugen Köhler 1887, Reprint von Auszügen aus dem Gesamtwerk 1988 Edition ´libri rari` im Verlag Th. Schäfer Hannover.
2.: Ayurmedica GmbH & CO. KG, R. Etzel, Antwortschreiben vom 15.03.1997.
3.: E. Gildemeister, Leipzig, und Fr. Hoffmann, New York, Die Ätherischen Öle, Verlag von Julius Springer, Berlin 1899.
4.: MADAUS G: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, Mediamed Verlag Ravensburg 1987, Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1938.
5.: Aktuelle Weihrauchforschung, Stand: Mai 1997, Fritz Zilly GmbH, Baden-Baden.
6.: AMMON S: Ein pflanzliches Antirheumatikum, Deutsche Apotheker Zeitung, 131. Jahrgang, Nr. 19, S. 972-974, 1991.
7.: Ayurmedica GmbH & CO. KG, Dr. med. R. Etzel, Antwortschreiben vom 13.08.1998.
8.: WASIELEWSKI S: Deutsche Apotheker Zeitung, 137. Jahrgang, Nr. 26, 1997.
9.: BÖKER DK, Deutsches Ärztblatt 94, Heft 18, 2. Mai 1997.
10.: Arznei-telegramm, Seite 70, 8/98, 14. August 1998.
11.: Pharmazeutische Stoffliste, 10. Auflage, ABDATA - Pharma-Daten-Servicce, 4 / 97.
12.: MARTINETZ D, LOHS K, JANZEN J, Weihrauch und Myrrhe, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 1989.
13.: Homöopathische Arzneimittel, Hrsg. Dr. K. Keller, Dr. S. Greiner, Dr. P. Stockebrand, einschließlich 6. Lieferung 1995, Band 3, Govi-Verlag.
14.: Leesers Lehrbuch der Homöopathie, IV: Pflanzliche Arzneistoffe II, Hrsg. Dr. med. Dr. phil. Otto Leeser, neu von Dr.med. M. Stübler, Dr. med. E. Krug, 2.Auflage, Karl F. Haug Verlag, Heidelberg 1988.
15.: Fritz Zilly GmbH, Phyto-Service, Ausgabe 2/97 3.Jahrgang, Baden-Baden.

Anmerkung:

Für die freundliche Unterstützung in der Erstellung unseres Beitrages und der Stellung z.T. umfangreichen Literaturmaterials danken wir herzlich folgenden Personen, Firmen und Einrichtungen:
Herrn Paul G.Bellmann, Dornach (Schweiz),
Herrn Dipl.Chem. Horst Mayer, Falkensee,
Herrn Jürgen Zilly, Baden-Baden,
Deutschen HomöopathieUnion, Med.-Wiss.Abtlg., Karlsruhe,
Helixor Heilmittel GmbH, Roisenfeld,
Institut für Phytotherapie, Heilen mit Pflanzen e.V., Berlin,
Novipharm Ges.mbH, Pörtschach (Österreich),
Wala Heilmittel GmbH, und Weleda Heilmittel AG, Schwäbisch Gmünd.



Korrespondenzanschrift:

Hp Ralf Kloppenborg, Hp Manfred Kuno
Peter-Strasser-Weg 35
12101 Berlin
Tel. 785 71 51
Fax. 785 82 12


entnommen der Zeitschrift: AKODH intern

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