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Psychosynthese und Prozessorientierte Homöopathie - zwei Wege, ein Ziel

Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von dem italienischen Arzt und Psychiater Roberto Assagioli (1888 - 1974) entwickelte Psychosynthese stellt eitne faszinierende Möglichkeit zur Ergänzung der Arbeit in der Prozessorientierten Homöopathie dar. Es scheint, dass beide Systeme über z.T. ähnliche Grundannahmen verfügen und lediglich unterschiedliche Ebenen des menschlichen Erlebens darstellen. So kann die Psychosynthese helfen, die Wirkung eines homöopathischen Mittels abzurunden, auftauchende Themen zu bearbeiten und den Prozess zu intensivieren und effektiver zu gestalten.

Um dies zu erläutern soll zunächst das Gedankengebäude der Psychosynthese diskutiert werden.

 

Enstehung und Konzept der Psychosynthese

Roberto Assagioli stammte aus einer jüdischen Familie, er wurde 1888 in Venedig geboren. Seine Interessen waren breit gestreut und lagen in den Bereichen Medizin, Naturwissenschaft, Pädagogik, Psychologie und Religionswissenschaft. Er sprach mehrere Sprachen und war mit den großen spirituellen Traditionen des Judentums, Christentums, des Buddhismus und des Hinduismus vertraut. Nach seinem Medizinstudium absolvierte er eine psychoanalytische Ausbildung bei Sigmund Freud und brachte die Psychoanalyse nach Italien. Er stellte jedoch fest, dass er mit einigen Thesen Freuds nicht übereinstimmte. Er glaubte nicht, dass menschliches Verhalten in erster Linie von Ängsten und mehr oder weniger schlecht sublimierten Trieben determiniert wird, sondern betonte die Existenz höherer Ebenen und beschäftigte sich mit der Betrachtung und Erforschung des Willens. Da nach seinem Selbstverständnis die Existenz der Seele eine unbestreitbare Tatsache darstellte, suchte er nach einer Psychologie, die die Realität der Seele anerkennt. Zugleich erkannte er die zentrale Rolle des Willens und widmete der Erforschung und Schulung des Willens ein eigenes Buch. Der Wille dient als wichtiges Werkzeug der Persönlichkeit und soll das, was einen Menschen auszeichnet, seine unverwechselbare Identität und Einmaligkeit in die Welt bringen. Da Assagiolis Ideen sich von denen der Psychoanalyse wegentwickelten, formulierte er ein Konzept der ganzheitlichen Psychologie und Pädagogik und nannte es Psychosynthese. Verkürzt ausgedrückt ist die Psychoanalyse eher rückwärts- oder problemorientiert indem sie fragt: ‘Wo kommst Du her? Welche Umstände haben dich geprägt?’, während die Psychosynthese eher lösungs- oder zukunftsorientiert ist und wissen möchte: ‘Wo willst Du hin? Welche Ressourcen können Dich dabei unterstützen?’ Obwohl die Psychosynthese sich für die Umstände der Entstehung von psychischen Problemen interessiert, geht sie in ihrer Betrachtung weiter. Sie transzendiert quasi die Problemebene, hinterfragt den Nutzen ungeliebter Anteile und führt die einzelnen Teile der Psyche zu einem neuen, funktionierenden Ganzen zusammen, daher der Begriff ‘Synthese’. Das Prinzip der Synthese impliziert, daß das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Wenn ich ein Gedicht vor mir liegen habe, kann ich den Text nach äußeren, formalen Gesichtspunkten betrachten, ich kann mir ein Lieblingswort heraussuchen und alles in seine Einzelkomponenten zerlegen. Über Teilbereiche werde ich dadurch etwas erfahren, aber die Poesie wird sich mir erst dann offenbaren, wenn ich das Gedicht als Ganzes auf mich wirken lasse.

Als eines der wichtigsten Ziele der Psychosynthese sah Assagioli die eigene Erfahrung der spirituellen Dimension, abseits jeglicher Religion. Er betonte, daß es jedem Menschen möglich sei, sein eigenes innerstes Selbst zu erleben. Damit ist die Psychosynthese eine transpersonale Psychologie. Assagioli entwarf ein Modell der menschlichen Psyche welches wegen seiner Form als ‘Ei-Modell’ bekannt wurde. Innerhalb des Eis liegt die eigene Psyche mit den verschiedenen Etagen des Bewusstseins, die durch horizontale Linien getrennt sind. Außerhalb des Eis befindet sich das kollektive Unbewusste, in welches wir eingebettet sind und mit welchem wir in ständiger Verbindung sind. Der untere Teil des ‘Eis des Seins’ repräsentiert das Tiefe Unbewusste, abgespaltene, ungeliebte Anteile, die Vergangenheit. Der mittlere Teil umfasst das Mittlere Unbewusste mit dem Bewusstseinsfeld und dem Personalen Selbst, dem Ich in der Mitte. Das heißt hier liegen Dinge, die ich leicht in mein Wachbewusstsein heben kann, Gefühle, Gedanken, Emotionen, die das Ich wahrnimmt. Es ist auch die Gegenwart. Im oberen Abschnitt siedelt das Höhere Unbewusste, es umfasst alle kreativen, ethischen und ästhethischen Aspekte, repräsentiert Potential und Zukunft. Am Scheitelpunkt des Eis sitzt, halb innerhalb der individuellen Psyche, halb außerhalb, das Höhere Selbst, die Spiegelung des Transpersonalen, Göttlichen. Die Psychosynthese versucht nun, alle Ebenen des Bewussteseins zu durchdringen und kennenzulernen, die Leichen im tiefsten Keller ebenso wie die luftigen Höhen der Göttlichkeit. Wie mit einem Radar werden immer mehr Aspekte untersucht, erkannt, verwandelt und reintegreiert. Dabei ist die Psychosynthese immer am konkret Machbaren interessiert und sucht nach Wegen, neue Erkenntnisse über die eigene Person zu erden und in praktischen Schritten ins Alltagsleben zu bringen.

 

Archetypen und Teilpersönlichkeiten

Die Psychosynthese arbeitet auch mit dem Konzept der Archetypen und Teilpersönlichkeiten. Laut C.G. Jung repräsentieren Archetypen tiefe psychische Strukturen, die sich im Laufe der Entwicklung der Menschheit herausgebildet haben. Dabei gibt es gewisse Strukturen, die unabhängig vom Kulturkreis entstehen, in dem ein Mensch aufwächst. Archetypen gibt es sowohl auf der kollektiven, als auch auf der persönlichen Ebene. Sie sind direkt erfahrbar. Da diese Symbole so universell auftreten und in verschiedenen Religionen, Mythologien, Mysterienlehren und Märchen zu finden sind, scheinen sie über persönliche Interpretation erhaben. Die Hexe oder das Weibliche sind Archetypen. Teilpersönlichkeiten stellen nicht so grundsätzliche psychische Kräfte dar. Sie sind Ausdruck der individuellen Entwicklung. Oft sind es frühkindliche Bewältigungsstrategien, die unbewusst weiterwirken und unser Empfinden und Handeln als Erwachsener immer noch determinieren können, wenn sie unerkannt weiterwirken. Obwohl sie in einer gewissen Phase des Lebens sehr wichtige Werkzeuge waren, ist ihre Unangepasstheit an veränderte Situationen im Erwachsenenalter oft hinderlich. Dazu ein Beispiel: Da das Kind von seinen Eltern existentiell abhängig ist, wird es aus einem Eigeninteresse heraus ‘lieb’ sein und eine gewisse Anpassung zeigen. Das ist nachvollziehbar und aus Sicht des Kindes vollkommen in Ordnung. Wenn aber der erwachsene Mensch in einer Gehaltsverhandlung nett und zurückhaltend auftritt, weil das ‘liebe Kind’ in ihm aktiv ist, wird er kaum seine Interessen durchsetzen können. Das ist unbewusstes, unangepasstes Verhalten. In der Teilpersönlichkeitsarbeit werden Entstehung, Ziel, fördernde und hindernde Anteile sowie die Zusammenarbeit mit anderen Teilpersönlichkeiten ans Licht gebracht. Die prozessorientierte Homöopathie kennt diese Archetypen und Teilpersönlichkeiten auch. Hier werden diese benannt und einem oder mehreren Arzneiwesen zugeordnet. So gibt es verschiedene Mittel für mütterliche Anteile (Pulsatilla, Sepia) versteckten Zorn (Staphysagria), für den aufopfernden Helfer (Natrium, Causticum) usw.. Systemische Aspekte spielen hier ebenso eine Rolle wie Konstitution oder äußere Störfaktoren, die auslösend wirken im Sinne einer Ätiologie. Als wichtiges Mittel zum Kennelernen dieser symbolhaften Dimensionen dienen Trancen und Meditationen in der Homöopathie, oder geführte Visualisierungen in der Psychosynthese. Ähnlich wie es Phosphor-oder Pulsatilla Trancen gibt, existieren auch Übungen zum Kennelernen des Pragmatikers oder der Mystikerin.

Ebenso wie ein Arzneimittel also Hinweis für die dahinterstehenden Archetypen oder Teilpersönlichkeiten bietet, bilden Themenkreise, die der Psyche entspringen und die im Gespräch auftauchen, eine Grundlage für die Verordnung eines Mittels. Wir haben es mit einem (mindestens) zweiseitigen Komplex zu tun, der sowohl von der homöopathischen, als auch von der psychotherapeutisch begleitenden Seite aufgerollt werden kann! Beide Ansätze ergänzen und bereichern einander. Die Homöopathie bringt oft die Fragestellungen ins Bewusstsein und leitet erste Lösungsansätze ein. Die Psychosynthese kann diese weiter eruieren helfen, sie gibt dem Prozess mehr Tiefe und intensiviert ihn.

Archetypische Aspekte eines homöopathischen Mittels

Phosphor

DER LICHTBRINGER - PRETTY WOMAN

Phosphor ist die hellste Substanz unter den chemischen Elementen, sein Licht ist strahlend hell und entsteht ohne Wärmeabstrahlung, ein Phänomen, welches sonst nur radioaktive Substanzen aufweisen. Die Lumineszenz ist nicht mit einer Auflösung von Materie verbunden, sondern mit der Synthese einer komplexen Verbindung, dem Oxid. Die Phosphor-Lumineszenz ist eng mit den Lebensvorgängen und dem Stoffwechsel verbunden. Es repräsentiert das ‘Innere Licht’ der Alchimisten. Das Wort selbst kommt aus dem Griechischen und heisst ‘Vermittler des Lichtes’. Die lateinische Bezeichnung ‘Luzifer’ hat die gleiche Bedeutung. Phosphor/Luzifer ist der Engel, der sich gegen Gott auflehnte und den Menschen das Licht des Verstandes vermittelte. Die symbolische Bedeutung des Lichtes ist die eines transzendierenden Kraftprinzips, es steht für den inneren geistigen Menschen und die Eigenschaften der Bewußtheit, der Weisheit und des Intellektes. Die unbewußte Psyche wird mit Dunkelheit assoziiert, wobei der von den Alchimisten geprägt Begriff des ‘dunklen Lichtes’ der unsichtbaren, inneren Lichttätigkeit des Phosphors entspricht. In Johannes 1,5 heisst es über dieses Licht:

‘Und das Licht leuchtet in der Finsternis/ und das Licht hat es nicht erfasst.’

 

In der griechischen Mythologie ist es Prometheus (übersetzt: Der Vordenker), der das Feuer von den Göttern stahl und zu den Menschen brachte. Zur Strafe wurde er an den Berg Kaukasus gekettet, wo täglich ein Adler kam, um seine stets wieder nachwachsende Leber zu fressen. In der Gnosis wird Prometheus auch als ‘Lichtmensch’ oder ‘innerer Mensch’ bezeichnet, der Adler steht für Denken und Intellektualität. Auf der körperlichen Ebene hat das Arzneimittel Phosphor eine Affinität zum Stoffwechsel, speziell zur Leber und dem Eiweißstoffwechsel, zum Knochenwachstum (der Knochen als äussere Struktur der inneren Entwicklung), zum Nervensystem, Kreislauf und Atmung.

So wie das Licht des chemischen Elementes schnell verpufft, so ist es mit dem Arzneimittel Phosphor: Einer wenig ausdauernden Begeisterungsfähigkeit, einem hellen Auflodern folgt die Schwäche. Phosphor hat eine Vorliebe für Engel, ein Bedürfnis nach Grenzenlosigkeit und Verschmelzen, Neigung zu Ekstase, Suche (Sucht) nach Liebe und ist im Allgemeinen zu wenig inkarniert. Es ist ein sensibles Mittel, ein Mittler zwischen geistiger und hiesiger Welt mit stark romantischen Zügen. Chris Griscom und Shirley McLaine sind Persönlichkeiten mit starken Phosphoranteilen. In der Musik sind es Die Zauberflöte, Freude schöner Götterfunken und bei den Filmen Der Club der toten Dichter oder Pretty woman.

 

Weitere Gemeinsamkeiten

Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis...

Nicht nur im Verständnis von symbolischen und archetypischen Zusammenhängen ähneln sich Psychosynthese und prozessorientierte Homöopathie. Beide arbeiten phänomenologisch, unter Anerkennung dessen, was jetzt ist. Die Homöopathie begreift Symptome des Klienten als Ausdruck der Verstimmung der Dynamis, als Hinweis auf das ähnliche Heilmittel, welches angezeigt ist. ‘Krankheitszeichen’ werden hier nicht kausal-symptomatisch aufgefasst (so tut es die Schulmedizin), sondern als Analogie, als Gleichnis, welches die Behandlerin das entsprechende Heilmittel für diesen Klienten finden lässt. Auch die Psychosynthese arbeitet dicht am Erleben des Klienten, unter Wahrung seiner Integrität. Es wird nicht für einen anderen gedacht, kein Symptom wird interpretiert, sondern alles wird als wirklich angenommen. So absurd eine Situation, ein subjektives Erleben von außen betrachtet auch scheinen mag, es spiegelt die innere Befindlichkeit eines Menschen wider und wird nach dem Motto Goethes ‘Wirklichkeit ist, was wirkt’ ernst genommen.

 

 

Es gibt nichts Böses, nur das übertriebene Gute

So wie die prozessorientierte Homöopathie davon ausgeht, dass Probleme und Symptome immer einen positiven, lösungsorientierten Kern besitzen, der entdeckt und erlöst werden will, begreift auch die Psychosynthese Störungen und Irritationen im Erleben als Ausdruck von Anteilen, die eine positive Motivation beinhalten und deren Potential es freizusetzen und nutzbar zu machen gilt. Beide Therapien sind damit lösungsorientiert, fragen nach Ziel und Sinn und halten sich nicht mit dem Bedauern und Verdammen ungeliebter Aspekte des Lebens auf.

Ein weiteres gemeinsames Element beider Therapien ist der Prozess. Die prozessorientierte Homöopathie führt ihn pragmatisch im Namen und in der Psychosynthese ist er die Richtschnur, an der Therapeutin umd Klient arbeiten. Therapeutin heisst hier im eigentlichen Sinne ‘Begleiterin’, denn der Weg des Klienten gibt die Richtung der Begleitung vor. Die Therapeutin ist wie eine Wanderführerin, mit den Grundzügen der Gebirgsformation vertraut, mal vorangehend, mal den Weg von hinten sichernd, mal den Abgrund abschottend, immer an den Bedürfnissen des Klienten, des Wanderers, orientiert. Beide Therapieformen betonen die Notwendigkeit des Prozesses des Therapeuten als Prämisse einer soliden Begleitfähigkeit. Ich kann einem anderen nur soweit helfen, wie mein eigenes Verständnis, mein eigenes ‘Erlöstsein’ reichen. Die eigene Authentizität ist wichtiges Element in der systemischen Beziehung zum Klienten.

 

Transpersonalität

Beide Therapien sind in ihrem Selbstverständnis transpersonal, über das Individuum hinausgehend. Dies schließt einen systemischen zwischenmenschlichen Zusammenhang ebenso ein wie eine höhere, spirituelle Ebene. Assagioli betrachtete spirituelle Impulse als ebenso wahr und richtig wie etwa sexuelle oder aggressive und definierte das Höhere Selbst als transpersonalen Aspekt des Menschen, als individuellen Anteil des Göttlichen. Das Eingebettsein des Menschen in eine höhere Ordnung entspricht auch dem Selbstverständnis Hahnemanns. Die Prozessorientierte Homöopathie entstand unter Einbeziehung der Erkenntnisse aus der transpersonalen Psychologie, wie etwa der Arbeiten von Wilhelm Reich, C.G. Jung und Edward C. Whitmont. Jeder Heilungsprozess wird letztendlich Zugang zu höheren Dimensionen eröffnen und den Menschen im besten Sinne an seine spirituellen Wurzeln rückbinden. Sein Gefühl, innerhalb einer Ordnung zu existieren und in dieser geborgen zu sein wird mit großer Sicherheit den Heilungsprozess begleiten. Heilung heißt eben auch Aussöhnung mit der göttlichen Kraft und Hingabe an sie. Je mehr Distanz zu den individuellen Problemen und Problemchen geschaffen wird, je größer die Desidentifikation mit den eigenen Nöten wird, umso mehr können Impulse der höheren Ebenen ins Bewusstsein rücken. Am Schlusspunkt steht die Realisierung des eigenen Selbst.

 

Der Wille

In der Psychosynthese wird dem Willen eine zentrale Bedeutung beigemessen. Assagioli hat ein ganzes Buch über die verschiedenen Kategorien und die Schulung des Willens geschrieben und sich damit eines Themas angenommen, das bis dahin unbeachtet war. Der Wille soll Diener des Selbst sein, soll Werkzeug sein in der Umsetzung meiner Lebensaufgabe und Vehikel meiner inneren Instanzen. Er wird benötigt, um mich Selbst in die Welt zu bringen, meine Erkenntnisse und Wandlungen sichtbar werden zu lassen. Ziel einer jeden Psychosynthesesitzung ist es daher, den Willen des Klienten zu schulen, seine Entscheidungsfähigkeit und Verantwortungsbereitschaft zu fördern und ihn zu ermutigen, zu ermächtigen, denn Wille ist Macht. Der Wille ist eng mit der Liebe assoziiert: Denn Liebe ohne Wille ist fruchtlos und Wille ohne Liebe oft nur egoistisch. Ich zitiere im Folgenden R. Assagioli: ‘Da das Ergebnis erfolgreichen Wollens die Befriedigung der Bedürfnisse ist, erkennen wir, daß der Willensakt im wesentlichen ein freudiger ist. Und die Erkenntnis, ... ein Selbst zu sein...gibt uns ein Gefühl der Freiheit, der Macht, der Herrschaft, das ganz und gar freudig ist.’

Die Homöopthie kennt ein ähnliches Phänomen: Je gesünder, erlöster ein Klient wird, umso freier wird er in seinen Entscheidungen. Es ist, als ob neue Ideen sich ins Bewusstsein schieben und sich plötzlich Wahlmöglichkeiten auftun, die entweder früher nicht existent oder nicht sichtbar waren. Auch hier bringt eine Erweiterung des inneren Erlebens eine Erweiterung im äusseren Handlungsspielraum mit sich. Die höhere Ordnung, in die der Mensch eingegliedert ist, reagiert auf seine Gefühle, Gedanken und Aktionen.

 

 

Praktisches Vorgehen

Wie sieht nun im Umgang mit Klienten die praktische Arbeit aus? Zunächst wird eine homöopathische Erstanamnese erstellt und nach dem Ähnlichkeitsprinzip eine Arznei verordnet. Oft kristallisiert sich schon in der Erstordination ein Thema heraus, welches mit Psychosynthese begleitend bearbeitet werden kann. Ist das nicht der Fall, wird es im Laufe des Wirkens eines homöopathischen Mittels Hinweise auf Themen geben. Nun wird eng am Prozess des Klienten gearbeitet und eine Fragestellung umfassend bearbeitet. Das kann mit Hilfe von geführten Visualisierungen geschehen, es können Trancen und Meditationen herangezogen werden und in der Teilpersönlichkeitsarbeit werden die der Arznei entsprechenden Persönlichkeitsanteile direkt angesprochen.

Das Beispiel einer Behandlung soll diese Vorgehensweise illustrieren:

Eine Frau, Anfang dreissig, kommt in die Sprechstunde. Sie hat ein kleines Kind und muss neben dem Führen des Haushaltes für die Familie noch einer Erwerbsarbeit nachgehen, da der Lebenspartner alleine nicht genügend verdient. Sie würde lieber mit der Arbeit aussetzen, um sich zunächst ganz dem Kleinkind widmen zu können, sieht sich jedoch unter Druck, selber zur Existenzsicherung der Familie beizutragen. Die extrem belastende Situation überfordert sie, sie schläft schlecht und hat Angst, ihren verschiedenen Pflichten nicht genügend nachzukommen, ist unzufrieden und gereizt. Sie bekommt Sepia verordnet, was leicht nachzuvollziehen ist. Der Lebenspartner entzieht sich gerne mit Hinweis auf seine seltene Anwesenheit zu Hause der Mithilfe im Haushalt (‘Ich bin ja kaum hier, also mache ich auch keinen Dreck!’). Die Unzufriedenheit darüber kommt unter Sepia hervor, zuvor hatte die Klientin das Gefühl, sie würde nicht genügend tun. Nun stellt sich die schwierige Aufgabe, den Lebenspartner damit zu konfrontieren. Zunächst will sie jedoch den Hintergrund ihrers eigenen Perfektionsanspruchs beleuchten. In mehreren Sitzungen erforscht sie die Ursprünge, die in der Kindheit liegen und durch ein repressives Elternhaus gebildet wurden. Sie spürt und äussert ihre Wut auf die Eltern, den Verrat, den sie an ihr begangen haben und sieht den Druck, den sie sich selbst macht, als Fortsetzung der Erfahrungen in der Kindheit. Ein Schwerpunkt der Psychosynthesesitzungen liegt in der Arbeit mit dem Inneren Kind. Das Erleben diese Inneren Kindes berühert die Klientin sehr. Es ist sehr verlassen, verbittert, enttäuscht und unterentwickelt. Sein Vertrauen in die Welt ist zutiefst erschüttert. Über mehrere Sessions verbessert sich dessen Zustand, wozu auch die Tatsache beiträgt, dass die Klientin im Alltagsleben regelmässig an es denkt und stärkende Übungen durchführt. Sie stellt sich ein Foto von sich selbst als Kind auf den Nachttisch und nimmt über dieses Medium täglich Kontakt zu ihrem Inneren Kind auf. Immer mehr übernimmt sie dabei Verantwortung für ihren Teil, den sie in der Gegenwart trägt. Die häusliche Lage entspannt sich. Obwohl der Lebenspartner nicht viel mehr im Haushalt wirkt als vorher bringt er ihrem Anliegen nach Entlastung Verständnis entgegen. Es wird übereingekommen, dass die Klientin Erziehungsurlaub nimmt und er sein berufliches Engagement verstärkt, um die Familie zu unterhalten. Beide Beziehungspartner begeben sich in eine Paartherapie und verbessern das Verständnis füreinander. Alles läuft gut, die Abstände, in denen sie Verlangen nach der Einnahme von Sepia hat, werden immer grösser. Dann hat die Klientin einen Traum: Sie trifft immer wieder eine Frau in einem dunkelblauen Gewand. Dieser Traum wiederholt sich in Abwandlungen einige Male. Schliesslich bekommt sie von der Priesterin (denn um eine solche handelt es sich) eine Schale überreicht. Nach dem Erwachen malt die Klientin ein Bild dieser Schale und bringt es zur nächsten Sitzung mit. In der Arbeit mit diesem Symbol erschliesst sich die Bedeutung des Gefäßes. Es beinhaltet ein stärkendes Elixier. In einer Visualisierung trinkt sie davon und übergießt ihren Körper damit. Der Traum taucht von da an nicht mehr auf. Sepia wird abgesetzt, dieser Teil des Prozesses ist abgeschlossen.

 

Das Zusammenspiel von Homöopathie und der begleitenden Intervention mit Techniken der Psychosynthese hat den Prozess der Klientin erhellt, ihre Selbsterkenntnis gefördert, die Verantwortung für sich selbst gestärkt und Lösungsmöglichkeiten eröffnet. Das eigene Erleben konnte aus dem Bewusstsein, Opfer der Umstände zu sein, verändert werden zu der Erkenntnis, den eigenen Lebensweg selbst gestalten zu können. Die Vereinigung der Möglichkeiten beider Systeme hat diesen kreativen Prozess in Gang gesetzt.

 

Dieser Artikel ist eine Zusasmmenfassung meiner Abschlussarbeit der Ausbildung in pädagogischer und therapeutischer Psychosynthese am Circadian Institut, Bergisch Gladbach, unter Leitung von Dr. päd. Kristina Brode. Für Nachfragen und weiterführende Informationen stehe ich gerne zur Verfügung: Naturheilpraxis Dörte Schreinert,Tel. 35 10 42 08.

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