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Opium als Arzneimittel in der Tierhomöopathie

von Arne Krüger

BOTANIK

Opium ( griechisch Opion ) wird aus dem eingedickten Milchsaft von Papaver somniferum L. gewonnen.

Hierzu werden die unreifen Mohnkapseln an der Fruchtwand angeritzt und der austretende Milchsaft gewonnen. Der Name Somnus leitet sich vom römischen Gott des Schlafes her. Der Name Papa leitet sich vom keltischen Wort für Brei ab, denn bei den Kelten wurde Klatschmohnsaft in den Brei für schreiende Babys gemischt, damit diese besser einschlafen konnten.

Papaver soniferum L., der Schlafmohn ist eine alte Kulturpflanze, die in gemäßigten bis subtropischen Klinazonen zur Ölgewinnung angebaut wird. Der Anbau zur Opiumgewinnung ist nur in einigen wenigen Ländern der Zweck der Produktion. Die Zentren der Opiumgewinnung sind die Türkei und Indien. Die Mohngewächse ( Papaveraceae, Papaver somniferum und Chelidonium majus ) sind krautige Pflanzen. Die Blüten sind zweigliederig. Die Frucht ist eine Sporenkapsel. Die Samen enthalten ein ölhaltiges Endosperm. Man findet Exkrete der Pflanze in gegliederten Milchröhren, welche die ganze Pflanze durchziehen. Der Schlafmohn ist eine einjährige Pflanze und wird 60 - 120 cm hoch. Die Mohnpflanzen haben eine einfache Pfahlwurzel und kahle, runde und verzweigte Stengel. Die Blätter sind länglich und ungleich gezähnt. Die endständigen Einzelblüten erscheinen im Juli und August und stehen auf langen, borstig behaarten Stielen. Vor der Entfaltung der Blüten hängen diese herab und richten sich mit dem Aufblühen auf mit zwei hinfälligen Kelchblättern und vier weißen bis violetten Kronblättern. Die Kronblätter haben einen dunkleren Fleck am Blattgrund. Die Fruchtblätter bilden später eine Sporenkapsel mit zahlreichen Samen.

GESCHICHTE DES OPIUMS

Als Ölpflanze wird der Mohn seit der Steinzeit angebaut. Die Anwendung des Opiums zur Schmerzlinderung war schon im Altertum bekannt. In der Ägyptischen Medizin wurden Mohnzubereitungen schon im Papyrus EBERS ( 1500 v.Chr. ) beschrieben. Auch die Assyrische Medizin beschreibt die Anwendung schon 700 v.Chr.. Ein Schüler von ARISTOTELES beschreibt schon die Gewinnung des Milchsaftes. Im griechischen Kulturkreis wurde das Opium in kleinen Tonvasen und Kännchen transportiert. Opiumkännchen aus dem Zypern um 1600 v.Chr. wurden an verschiedenen Plätzen in Zypern und in Ägypten gefunden. Diese Kännchen hatten die Form einer umgekehrten Mohnblüte. Einige der Kännchen haben auch vertikale Reliefstreifen, die Imitationen der Einschnitte in der Mohnkapsel bei der Opiumgewinnung darstellen. In die europäische Medizin wurde Opium in Form des Laudanum von PARACELSUS eingeführt.

MYTHOLOGIE

Opium wurde in HOMERS Odysse von Helena von Troja für ein Elixier verwendet, welches „Nepenthe" genannt wurde um Niedergeschlagenheit und Sorgen zu verbannen. In der gesamten griechischen Mythologie wird der Mohn den Nachtgöttern zugeordnet. Dazu gehören Nyx, die Göttin der Nacht; Hypnos, der Gott des Schlafes; Morpheus, der Gott der Träume und Thanatos, der Gott des Todes.

ARZNEIMITTELHERSTELLUNG

Zur Opiumgewinnung wird die unreife Mohnkapsel 1 - 3 Wochen nach dem Abfallen der Blütenblätter mit Messern mehrfach angeritzt. Das Anritzen geschieht in der Regel in den Nachmittags- oder Abendstunden. Beim Anritzen muß darauf geachtet werden, dass die innere Kapselwand verletzt wird. Der Milchsaft quillt in dicken, weißen Tropfen hervor. Nach mehreren Stunden ist der Milchsaft eingetrocknet und zu einer Masse von salbenähnlicher Konsistenz geworden. Die gelblichbräunliche Ausscheidung wird am folgenden Morgen behutsam von der Kapselwand abgeschabt. Der getrocknete Milchsaft, das Opium, hat gepulvert eine dunkelbraune Farbe, ist krümelig und hat einen bitteren, scharfen Geschmack.

PHARMAKOLOGIE UND TOXIKOLOGIE

Opium enthält ca. 40 Alkaloide im Milchsaft, die teilweise an Säuren, z.B. Mekonsäure gebunden sind. Die Alkaloide gehören teilweise zum Morphinantyp (Phenanthren ) und teilweise zu den Benzylisochinonderivaten. Die Morphinalkaloide sind u.a. Morphin, Codein, Thebain. Die Benzylisochnonderivate sind u.a. Papaverin, Narcotin ( Noscain, Noscapin ), Narcein. Die Opiumalkalide und ihre halbsynthetischen und vollsynthetischen Derivate werden auch als Opiate oder Opioide bezeichnet.

MORPHINWIRKUNG

Morphin hat seinen Namen von Morpheus, dem griechischen Gott der Träume. Man kann zwischen zentralen und peripheren Wirkungen unterscheiden.

Die zentralen Wirkungen von Morphin lassen sich in zentral dämpfende und zentral erregende Wirkungen sowie periphere Wirkungen unterscheiden. Der Wirkungsmechanismus beruht auf der Anlagerung an Opiatrezeptoren. Diese Opiatrezeptoren sind physiologischerweise für die Stoffgruppen der Endomorphine da. Diese Endomorphine ( Endorphine, Enkephaline, Dynorphine ) sind körpereigene Stoffe, die die Funktion haben, unnötige oder zu heftige Schmerzwarnehmungen im Gehirn abzufiltern. Es sind Polypeptide, die durch verschiedene Stimuli freigesetzt werden können. Diese Endomorphine spielen wohl auch bei der schmerzlindernden Wirkung der Akupunktur eine Rolle. Auch die Nahrungsaufnahme, das autonome Nervensystem und das Neuroendokrinum werden durch Endomorphine gesteuert. Die verschiedenen Opiatrezeptoren finden sich sowohl im Gehirn, als auch im Rückenmark und in den peripheren Organen.

Zentral dämpfende Wirkungen

Im Vordergrund der zentral dämpfenden Morphinwirkung steht eine analgetische ( schmerzlindernde ) Wirkung, die beim Menschen schon bei Dosen von 0,01 g eintritt. Die analgetische Wirkung beruht auf der Hemmung der Erregungsübertragung postsynaptischer Nervenbahnen. Dies führt im Frontalhirn zur Abschirmung der Assoziationsareale. Der Schmerz wird zwar noch lokalisiert, aber nicht mehr als schmerzhaft bzw. unangenehm war genommen. Auch andere Reize, die normalerweise als unangenehm war genommen werden, sind durch die Morphinwirkung jetzt nicht mehr unangenehm, wie z.B. Hunger, Kälte etc. Dies erklärt die gleichzeitig mit der analgetischen Wirkung auftretende Euphorie. Es kann zu einem „eigenartigen" Zustand des Wohlbefindens kommen, da die negativen Umwelt- und Körperreize wie durch einen Filter ihres unangenehmen Charakters beraubt sind.

Neben der analgetischen Wirkung besteht die zentrale Dämpfung durch das Morphin auch in einer sedativen ( beruhigenden ) und hypnotischen ( schlaferzeugenden ) Wirkung. In hohen Dosen kann dies bis zur Narkose gehen. Die stärkste Ausprägung der sedativ-hypnotischen Wirkung findet sich beim Hund. Andere Tierspeziesneigen in hohen Dosen statt dessen eher zur Exzitation ( Erregung ).

Bei Menschen, die als Drogenkuriere tätig sind, kann beim Transport von heroingefüllten Kondomen im Darm oder in der Scheide bei deren platzen zu einem komatösen Zustand, dem Body-packer-Syndrom kommen.

Morpin wirkt auch dämpfend auf das Atemzentrum. Diese Wirkung beruht in einer heraufgesetzten Reizschwelle für die Kohlendioxidmessung im Blut. Das Kohlendioxid ist für das Atemzentrum im Gehirn der Gradmesser für die Atemfunktion. Wenn die Reizschwelle hochgesetzt wird, dämpft dies die Atmung. Diese Wirkung ist bei Überdosierungen von Morphin die gefährlichste Nebenwirkung. Morphin hemmt auch das Hustenzentrum im Gehirn. Bei Dosen von 0,02 - 0,03 g kommt es zur Herabsetzung der Erregbarkeit des Atem- und Hustenzentrums beim Menschen..

Es kommt durch Morphin auch zur Dämpfung der Temperaturregulation, wobei es hier Artspezifische Unterschiede gibt. Beim Hund führt dieser Effekt zur Hypothermie, während es bei Rind, Ziege, Katze und Pferd eher zur Hyperthermie kommt. Es findet sich auch eine Wirkung auf das Brechzentrum in der Medulla oblongata. Wobei es nach einer anfänglichen Reizung des Brechzentrums zur Dämpfung kommt. Das Morphin wirkt auch dämpfend auf die Sympathikuszentren, so das der Sympathikotonus in der Peripherie gesenkt wird.

Zentral erregende Wirkungen

Durch die zentrale Erregung kann es zum Auslösen des Brechreizes kommen. Dieser emetische Effekt kommt durch die Stimulation von Dopaminrezeptoren zustande. Durch Erregung der Oculomotoriuskerne des Parasympathicus im Gehirn kommt es zu einer Miosis ( Pupillenverengung ). Dieser Effekt ist neben dem Menschen beim Hund und Kaninchen am deutlichsten zu beobachten, während es bei Katze, Schaf, Ratt, Maus, Affe, Rind und Pferd durch die Sympathicuserregung eher zu einer Mydriasis ( Pupillenerweiterung ) kommt. Die Pupille des Vogels soll auf Opiate nicht reagieren.

Periphere Wirkungen

Parallel mit den zentralnervösen Erscheinungen kommt es auch zur Beeinflussung des Magen-Darm-Traktes mit den Symptomen einer verzögerten Magenentleerung und Herabsetzung der Drüsensekretion. Auch eine Pylorusstriktion kann auftreten. Man findet eine spastische Obstipation und es kann auch zur gehemmten Peristaltik und zur Tonussteigerung der Sphinkterenmuskeln kommen. Dadurch wird die Darmperistaltik gestört und es können auch Blasenentleerungsstörungen auftreten. Die Blase kann regelrecht überfüllt sein. Auch Spasmen der Blase oder Gallenblase können auftreten. Die atonische Obstipation ist allerdings bei der Opiumgabe weniger durch Morphin, sondern mehr durch das Papaverin bedingt.

Am Herzen führt das Morphin zu einer ausgeprägten Bradycardie durch eine Stimulation des Parasympathicus ( Vagusstimulation ) und Hemmung des Sympathikus kommen. An den Gefäßen kommt es zur Vasodilatation, was den Blutdruck, gerade im Zusammenwirken mit der Bradycardie absenken kann. Durch den erhöhten Vagotonus kann es bei Hund und Katze auch zum Speicheln, Kotabsatz und Bronchokonstriktion kommen.

Die Morphinvergiftung beim Menschen ( auch die Überdosierung seiner Derivate ) ist durch eine Myosis, Bewußtlosigkeit, Zyanose, eine verlangsamte und flache Atmung, eine erniedrigte Körpertemperatur und eine kalte Haut, fehlende Reflexe und einen Tonusverlust der Skelettmuskulatur gekennzeichnet.

Therapeutische Anwendung des Morphins

Morphin wird bei Tieren zur Narkoseprämedikamentation und bei schweren Schmerzen, z.B. postoperative Schmerzen eingesetzt. In vielen Fällen wird therapeutisch kein Morphin selbst eingesetzt, sondern halbsynthetische ( Hydromorphon, Hydrocodon ) oder vollsynthetische ( Levomethadon, Fentanyl, Pentazocin, Etorphin, Dextromoramid, Piritramid, Tilidin, Buprenorphin, Pethidin ) Morphinabkömmlinge. Heroin ist ein halbsynthetisches Morphinderivat ( Diacetylmorphin ), welches im Gehirn zu Morphin abgebaut wird. Heroin darf allerdings nicht verwendet werden, da es nach dem Betäubungsmittelgesetz nicht-verkehrsfähig ist.

Nebenwirkungen der Morphinanwendung

Nebenwirkungen beim Tier können Nausea ( Übelkeit ), Erbrechen, Kotabsatz, Harnabsatz, Salivation ( Speichelfluß ) Bronchospasmen, Obstipation, Sedation, Erregung, Blutdruckabfall, Bradycardie, Myosis, Atemdepression und paradoxe Erscheinungen auftreten.

CODEINWIRKUNG

Codein ist ein Methylester des Morphins. Das Codein besitzt eine ausgeprägte antitussive Wirkung durch eine direkte Wirkung auf das Hustenzentrum. Die zentral analgetische Wirkung ist ähnlich der des Morphins, aber sehr viel schwächer ausgeprägt. Auch Narcotin ( Noscapin ) kann als Antitussivum eingesetzt werden.

PAPAVERINWIRKUNG

Dem Papaverin fehlen die zentralen Wirkungen des Morphins. Papaverin wirkt spasmlytisch und setzt den Tonus der glatten Muskulatur herab. Es kann zu atonischen Lähmungserschenungen der gesamten glatten Muskulatur kommen, wobei der Magen-Darm-Trakt besonders betroffen ist.

SUCHTPOTENZ

Da der Organismus nach Zuführung von Opiaten die Synthese der körpereigenen Endomorphine weitgehend einstellt, kommt es nach einiger Zeit der Opiatverabreichung zu einer Gewöhnung und Entwicklung einer Abhängigkeit. Das Verlangen nach Opiaten kommt durch den Endomorphinmangel zustande.

Entzugssymptome beim Menschen sind eine Mydriasis, Schwitzen, Niesen, Tränenfluß, Frösteln, Durchfälle, Tachycardie, Blutdruckkrisen, Schock, Blasenkrämpfe, Schmerzen der Extremitäten und im Bauchraum, Tachypnoe, Reizbarkeit, Unrast, Schlaflosigkeit, Angstgefühle und schließlich ein Delirium.

HOMÖOPATHISCHES ARZNEIMITTELBILD BEIM MENSCHEN

Das Arzneimittelbild beim Menschen ist durch Betäubung und Zustände der Reizunemfindlichkeit gekennzeichnet. Auffallend ist die geringe Schmerzempfindung. Die Menschen haben ein dunkelrotes und heißes Gesicht mit viel Schweiß. Die Lippen und die Zunge sind livide. Man kann eine Hirnlähmung aber auch eine Überlebendigkeit des Gehirns finden und eine Überempfindlichkeit der Sinnesorgane, besonders gegen Geräusche, Licht und Gerüche finden. Es finden sich Lähmungen oder Spasmen der willkürlichen und unwillkürlichen Muskeln. Kälte wirkt verbessernd und Wärme verschlimmernd.

HOMÖOPATHISCHE ANWENDUNG BEIM MENSCHEN

Opium findet Anwendung bei Apoplex, Blasenlähmung, Bleikoliken, Darmverschluß, Diabetes mellitus, Epilepsie, übermäßigen Bewegungen des Fetus, Frostbeulen, Folgen von Furcht, Erkrankungen des Gehirns, Harnverhaltung, eingeklemmte Hernien, epileptiformer Hysterie, Ileus, Katalepsie, Keuchhusten, Koliken, Krebs, Lähmungen, Masern, Melancholie, Meningitis, Meteorismus, Nachwehen, Obstipation, krankhafter Schlaf, Schnarchen, Seufzen, Sonnenstich, Urämie, unterdrückte Urinsekretion, Völle der Venen, abnormalen Venen oder Wochenbetteklampsie.

HOMÖOPATHISCHES ARZNEIMITTELBILD BEIM TIER

Zum Arzneimittelbild von Opium passen Verhaltensabweichungen nach Narkose oder heftigem Schreck. Aufgeregtheit und heftige Reaktionen auf die Umgebung können mit Phasen der Mattigkeit und Abwesenheit abwechseln. Opium D30 kann auch einem Hund mit Strychninvergiftung gegeben werden. Eine erfolgreiche Behandlung ist nur bei weniger schweren Vergiftungen zu erwarten. Opium ist weiterhin als Mittel gegen die Folgen einer übermäßigen Verabreichung von Antiepileptika angezeigt, also von regulären Arzneimitteln, mit denen Epilepsie unterdrückt werden kann. Nach STEINGASSNER passen zu Opium Verhaltensauffälligkeiten nach Schädeltraumen, Altersschwäche, Narkosen oder heftigem Schrecken. Bei Opium können Aufgeregtheit und heftige Reaktionen mit Phasen der Mattigkeit und Abwesenheit abwechseln. Die Tiere bieten einen apathischen Zustand und eine große Schläfrigkeit. Auch eine Schmerzlosigkeit ist zu beobachten Die Pupillen sind eng und oftmals reaktionslos. Die Zunge ist bläulich und die Maulhöhle ist trocken. Im Magen kommt es zu Erbrechen mit Kolik und Krämpfen oder zu Appetitlosigkeit. Im Abdomen finden sich eine hartnäckige Verstopfung ohne Stuhldrang. Es können Blähungen wegen der Kotmengen auftreten, die nicht abgehen können. Man findet eine spastische Retention von Fäkalien. Der Urin ist Verhalten oder es kommt zu unwillkürlichem Harnabsatz. Die Extremitäten zeigen oftmals erschlaffte Muskeln und die Tiere haben einen taumelnden Gang.

HOMÖOPATHISCHE ANWENDUNG BEIM TIER

B.u.M. RAKOW beschreiben die homöopathische Anwendung bei Obstipation als Folge von Schreck und Aufregung. Es kann bei spastischen und atonischen Obstipationen verwendet werden. Auch eine Verstopfung des Ileums ( hier folgt Opium nach Nux vomica ) und Blähungen und kolikartige Schmerzen sprechen für eine Opiumanwendung beim Tier. M. RAKOW beschreibt Opium beim Pferd als wichtiges Mittel bei Obstipationskoliken mit Darmträgheit und hartem Kot. Die Tiere zeigen ein abgestumpftes Verhalten, können auf laute Geräusche, Licht oder plötzliche Berührung aber empfindlich und schreckhaft reagieren. Auch wellenförmige Schmerzen können beobachtet werden. Die Tiere stehen bei der opiumtypischen Kolik zitternd in der dunkeln Ecke. Der Bauch ist aufgetrieben und tympanisch bretthart. Da der Widerstand des Schließmuskels fehlt, ist die rektale Untersuchung eher leicht durchzuführen. Die Schleimhäute des Darms sind trocken und es finden sich große Kotmengen im Darm.

Der Kot besteht aus trockenen, harten, dunkeln, kleinen und geformten „Äpfeln" mit viel Gras. Es sind keine Darmbewegungen spürbar und die Untersuchung scheint völlig schmerzfrei. Die tastbaren Darmabschnitte sind gasgefüllt. Es fällt auf, dass der Drang zur Kotentleerung fehlt.

Bei den betroffenen Pferden fällt auf, dass diese völlig reaktionslos oder aber sehr ängstlich und schreckhaft sind. Besonders gegenüber lauten Geräuschen, plötzlicher Berührung oder hellem Licht. Die sichtbaren Schleimhäute sind dunkelrot aber sehr trocken. Der Puls ist langsam und voll, die Atmung ist verlangsamt und stöhnend. Die Tiere lassen alle Untersuchungen wie paralysiert über sich ergehen, selbst Nasenschlundsonden etc.. Die Tiere mögen sich nicht führen lassen und zeigen ataktische Störungen. Sie stolpern auch häufig.

OPIUM-FALL

Malvine ist eine Perserkatze von 10 Jahren. Als sie in der Praxis vorgestellt wurde hatte die Katze seit 7 Tagen keinen Kot mehr abgesetzt. Am Beginn hatte die Katze Symptome einer Cystitis gezeigt und war anfangs auf eine Cystitis hin behandelt worden ( Antibiotika ). Die Katze hatte zu diesem Zeitpunkt alle 10 Minuten bis alle Stunde versucht Urin- und Kot abzusetzen, was ihr aber nicht gelungen war. Vier Tage vor dem Behandlungsbeginn mit Opium hatte eine Röntgenaufnahme eine extreme Verstopfung am Darmausgang gezeigt. Die Katze wurde mit Klistieren und oral mit Parrafinöl behandelt. Wegen zeitweiliger Kreislaufstörungen hatte die Katze auf Infusionen bekommen. Bei der Vorstellung war die Katze träge und lethargisch. Die Atmung war erschwert, wobei die Lunge ohne besonderen Befund war. Das volle Abdomen hat auf das Zwerchfell gedrückt. Das Abdomen war teigig und gut gefüllt. Es war weder eine Peristaltik zu palpieren noch irgendwelche Darmgeräusche zu auskultieren. Die Katze erhielt Opium C 30 alle 30 Minuten eine Gabe und für den nächsten einmalig C 200. Am nächsten Tag wurde unter Kontrastmittel der Darm der Katze geröntg. Dabei wurde eine schwache Peristaltik festgestellt. Nach 2 Tagen hat die Katze ein ca. 20 cm langes Kotstück abgesetzt. Seitdem ist das Tier beschwerdefrei.

 

MODALITÄTEN

Ätiologisch finden sich Schreck durch Unfälle oder Verletzungen, Verladen, Turnierstreß, Folge von frischen Holzanstrichen, Folge von Operationen und Narkosen und die Folge von Zahnextraktionen.

Eine Verschlimmerung findet sich durch Wärme, Schlaf und Niederlegen der Tiere.

Eine Besserung zeigt sich auf ruhiges Zureden, sanftes Berühren, leichte Bauchmassage, Kälte oder kaltes Abspritzen.

VERGLEICHSMITTEL

BOERICKE beschreibt als Vergleichsmittel Apis, Belladonna, Gelsemium, Nux vomica, Morphinum und Codeinum. Nach MEZGER sind Vergleichsmittel Aloe, Alumina, Apis, Argentum nitricum, Arnica, Baptisia, Belladonna, Bryonia, Chamomilla, Gelsemium, Glonoinum, Graphites, Helleborus, Hyoscyamus, Lachesis, Magnesium carbonicum, Mandragora, Petroleum, Phosphorus, Sanguinaria und Veratrum album.

CLARKE beschreibt als Vergleichsmittel : Bei einem Schlaganfall gefolgt von Lähmungen ist auch an Arnika, Belladonna, Lachesis, Nux vomica und Rhus toxicodendron zu denken. Wenn der Schlaganfall von Krämpfen begleitet wird, ist eher an Belladonna, Hyoscyamus oder Lachesis zu denken. Beim Schlaganfall bei Trinkern kommt der Vergleich zu Barium carbonicum in Frage.

Bei einem Delirium tremens muss Opium mit einer Reihe von Mitteln verglichen werden. Wenn heftige Furcht vor dem Tod vorliegt und die Patienten nicht allein sein wollen kommt Arsenicum album in Frage. Wenn die Patienten Visionen haben, sobald sie die Augen schließen ist an Calcium carbonicum zu denken. Wenn die Patienten Schlangen sehen, unter einem Erstickungsgefühl im Hals leiden und plötzlich aus dem Schlaf hochschrecken kommt Lachesis in Betracht. Bei Visionen von Tieren, die aus allen Zimmerecken kommen, die Patienten auch panisch aus dem Schlaf hochschrecken, ist an Stramonium zu denken.

Bei Durchfällen, bedingt durch Schreck muss Opium mit Gelsemium, Pulsatilla und Veratrum album verglichen werden. Beim heftigen Bewegungen des Fetus ist auch an Crocus, Silicea, Sulfur und Thuja zu denken. Bei einem Mangel an Vitalität ist Opium mit Ambra grisea, Carbo vegetabilis, China, Laurocerasus, Psorinum, Sulfur und Valeriana zu vergleichen. Bei Obstipation ist Opium mit Alumina, Bryonia, Carbo vegetabilis, Colchicum, Graphites ( bei sehr korpulenten Frauen ) und Lycopodium zu vergleichen. Opium sollte bei Redseligkeit mit Cuprum, Hyoscyamus, Lachesis, Stramonium und Veratrum album verglichen werden.

ANTIDOTE

Antidote sind nach BOERICKE und CLARKE Atropinum sulfuricum, Belladona, Camphora, Coffea, Ipecacuanha, Nux vomica, Passiflora und Berberis. Auch Kaffee, Wein und die Inhalation von Sauerstoff können Opium antidotieren.

FOLGEMITTEL

Folgemittel nach Clarke sind Aconitum, Antimonum Tartaricum, Belladonna, Bryonia, Hyoscyamus, Nux moschata und Nux vomica.

 

Bomhardt, M. : Opium, Homöopathische Einblicke Nr. 12 / 1992

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