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Beifuß
artemisia vulgaris

Eine Jahresarbeit aus Kurs 2 der Schule für Traditionelle Chinesische Medizin, Berlin

Autorin: Ele Klute, Göttingen

Das erste Mal bewußt mit Artemisia vulgaris in Berührung gekommen bin ich auf einem Sonnenwendfest vor einigen Jahren bei Freunden auf dem Land. Eine der Frauen trug an diesem Abend einen aus Beifuß geflochtenen Gürtel der- wie sie sagte - reinigende und kraftspendende Wirkung für den kommenden Jahreszyklus habe. Bevor sie das Fest verließ, warf sie den Gürtel ins Feuer.

Verblüfft hatte mich damals daß sie für diesen Brauch aus vorchristlicber Zeit eine Pflanze benutzte, die ich bis dahin zwar nicht mit Namen, doch vom Ansehen sehr wohl kannte. Man kann ihr allerorten begegnen: an Straßen- und Wegrändern, Abhängen, Schutthalden, an Hecken und im Gebüsch wächst diese anspruchslose Staude bis ca 1 m hoch mit dunkelbraunrotem aufrechten Stengel, dunkelgrünlich- gräulichen Blättern, die an der Unterseite filzig behaart sind. Die Blätter haben einfach oder doppelt gefiederte Form, die kleinen eiförmigen Biütenköpfchen sind grauweiß - manchmal gelblich-filzig. Sie blühen von August bis September und fallen dann durch ihren aromatisch-würzigen Genuch auf. Eurasische Formen bevorzugen feuchte, nordamerikanische trockene Standorte, womit auch schon gleich die Verbreitungsgebiete benannt sind. Die Pflanze gehört zur Familie der Compositae. Als ich mich jetzt näher mit Artemisia beschäftigte - zunächst von der europäischen Seite her - fand ich die Zeit urn die Sommersonnenwende, den Johannistag, in vielen volkstümlichen Namen wieder:
Sonnenwend- oder Johannisgürtel, Couronne de San Jean, hierba de San Juan, flor de Sao Joao, erva de fogo. ln dieser yangigsten Zeit des Jabres, der Zeit des höchsten Stands der Sonne und der kürzesten Nächte, beging - oder begeht man noch heute - in vielen Gegenden Europas ein nächtliches Fest mit großem Feuer, dehnt das Yang bis in die eh schon kurze Nacht aus und übergibt ihm gegen Ende alles, was man loswerden möchte. So eben auch diesen zunächst kraftspendenden, dann krankmachendes-aufnehmenden Sonnenwendgürtel.

Ein anderer - fränkischer - Name, Werzwisch", weist auf einen anderen alten Brauch. Nicht nur in Franken, auch in anderen Teilen Deutschlands sammelte man im August einen Krautbund aus Heilpflanzen (fränkisch: Werzwisch), umwickelte ihn mit Artemisia und ließ ihn in der Kirche an einem Marienfeiertag weihen. Aus diesem Krautbund behandelte man das Jahr über Mensch und Tier. in der Wahl des Marienfestes versuchte das Christentum sicherlich den weiblichen Aspekt der früheren Gottesvorstellungen zu erhalten.

Der lateinische Name - Artemisia vulgaris" -zeichnet die Pflanze als Frauenkraut, als was sie in der Antike vornehmlich genutzt wurde, aus. Er ist abgeleitet von Artemisia Ilithya, einer Göttin der griechischen Mythologie, Schutzgöttin der Geburt. Sie galt als "jungfräulich", was nicht sexuelle Unberührtheit bedeutet, sondern sie als unabhängig, wild, frei beschreibt. Sie hatte keine festen Bindungen an Männer, keinen Ehemann. in ihr spiegelt sich das Bild der Göttin aus vorpatriarchaler Zeit, die drei Aspekte der Urgöttin, der Großen Erdmutter verkörpernd: das junge Mädchen - die reife sinnliche Frau - die alte weise Frau. im Umbruch vom Matriarchat zu Patriarchat mußten Könige, wollten sie eine Frau heiraten, an sich binden, der Artemisia opfern. Unterließen sie das, rächte sie sich rigoros. Sie galt als die Beschützerin der Kinder und der Tiere, besonders der Hunde, als Göttin der Jagd und als Schutzgöttin der Geburt. Dargestellt wurde sie mit Pfeil und Bogen, Jagdwaffen - Symbole für plötzlichen Tod oder Seuchen, die sie über die Menschen bringen konnte, jedoch auch für ihre Macht, sie fernzuhalten oder zu heilen.

Verwendung als gynäkologisches Mittel fand Artemisia vulgaris auch im übrigen Europa bis in die heutige Zeit. Wie in der Antike setzte man sie vor allem zur Geburtserleichterung, zur Förderung der Nachgeburt und zur Regulation der Menstruation ein. Aber auch als magen-wärmend, harn- und steintreibend, lungen, -nieren, - blasenreinigend wird sie zum Beispiel von Lonicerus beschrieben. Der bekannteste deutsche Name "Beifuß" stammt vom althochdeutschen ,,Biboz" und soll von bozan" =schlagen hergeleitet sein, ,,zu den Speisen als Gewürz geschlagen" - ein Hinweis auf seine Verwendung als Küchenkraut. in dieser Weise ist es tatsächlich noch bei einigen wenigen bekannt und gerühmt. Der fette Gänsebraten jedenfalls soll unter Beigabe von Beifuß weitaus bekömmlicher sein.

Diese weit verbreitete Pflanze, an fast jedem Wegrand zu finden, sofern er nicht zubetoniert ist, mit einer in Europa ehemals breiten Palette von Anwendungen, hat herausragende Bedeutung in der chinesischen Medizin. Wir finden sie nicht nur als lleilpflanze zur inneren Anwendung, sondern auch als sogenanntes ,,Moxakraut" in einem wichtigen Bereich - der Moxibustion, dem Abbrennen von Medikamenten über der Körperoberfläche - wird in erster Linie Artemisia vulgaris verwendet. Die Chinesische Pharmakologie (da nicht nur Pflanzen, sondern auch Mineralien und Tierpräparate angewandt werden, kann man nicht von ,,Phytotherapie" sprechen) greift auf eine - anders a15 in Europa - ungebrochene mehrere tausend Jahre alte Tradition und Entwicklung zurück.

lm folgenden will ich zunächst auf die innere Anwendung von Artemisia vulgaris eingehen, dem ich einen kurzen Einblick in die Prinzipien der chinesischen Pharmakologie voranstelle.

Die Arzneimittel werden gemäß ihren energetischen Eigenschaften so eingesetzt, daß sie auf ein vorhandenes Krankheitssyndrom regulierend, harmonisierend, die Körperkraft stärkend oder gegenläufig einwirken. Das setzt eine exakte Syndromdiagnostik und genaue Kenntnisse der Arzneimitteleigenschaften voraus, Diese Eigenschaften werden nach fünf Einteilungsprinzipien gefunden:

Einteilungsprinzipien:

  1. Temperaturverhalten:

  2. ist die Wirkung kalt oder heiß, kühlend oder erwärmend oder neutral?
  3. Geschmacksausrichtung:

  4. Die energetische Wirkung zeigt sich am Geschmack. Jede Geschmacksausrichtung ist der Wandlungsphase zugeordnet, auf deren zu starke Energetik sie regulierend oder ihr entgegen wirkt. Ein Mittel kann mehrere Geschmacksausrichtungen haben.
    sauer:
    zusammenziehend, einschnürend » Holz bitter: kühlend, austrocknend, hinunterführend » Feuer süß:harmonisierend, ausgleichend, stärkend » Erde (hier besteht eine Ausnahme: das Süße harmonisiert die Mitte und die Arzneimittelwirkungen anderer Medikamente)
    scharf:
    bahnbrechend, zerstreuend, qi hindurchtreibend, xue belebend »Metall salzig: aufweichend, bewegend, hinuntertreibend, Verfestigungen aufweichend, Stauungen zerstreuend » Wasser.
  5. Wirkrichtung:

  6. Man kennt in der chinesischen Medizin vier Wirkrichtungen:
    a) steigend: eine nach oben gehende vertikale Tendenz, der Wandlungsphase Holz/ Frühling entsprechend, keimen;
    b) schweben: auf horizontaler Ebene nach oben und außen, dem Feuer/Sommer entsprechend, wachsen;
    c) sinken: auf der Horizontalen nach innen und unten gehend, dem Metalli Herbst entsprechend, ernten;
    d) fallen: in der Vertikalen nach unten gerichtet, dem Wasser/Winter entsprechend, aufbewahren.

    Erde hat eine zentrierende, eine umwandelnde Kraft.
    Mit Hilfe der Wirktendenzen von Pharmaka kann man der Verlaufsrichtung von pathogenen Energien entgegensteuern.
    Mittel mit steigender und schwebender Wirkrichtung:
    a) machen das biao (das Äußere) frei und sind schweißtreibend; b) zerstreuen Kälte;
    c) vertreiben Wind;
    d) heben das Yang.

    Mittel mit fallender und sinkender Wirkrichtung:
    a) sind purgierend
    b) lindern Atem not
    c) hemmen Schweißbildung
    d) senken das Yang ab.

  7. Funktionskreisbezug:

  8. Die Arzneimittel haben Affinitäten zu bestimmten Funktionskreisen und leitbahnen, dabei kann ein Medikament auf mehrere o.g. einwirken.
  9. Toxizität: Hierbei wird eine Aussage getroffen über Unverträglichkeiten und Nebenwirkungen, wobeijedes Mittel bei lalscher Dosierung zu Giftwirkungen führen kann. ln China besteht ein differenziertesWissen über mögliche und verbotene Drogenkombinationen. Manche hochgiftigen Substanzen können in Verbindung mit anderen problemlos eingenommen werden, andere Kombinationen führen zu unangeneb men Wirkungen. Artemisia vulgaris ist: warm, bitter und scharf.

  10. warm: den Mittleren Erwärmer erwärmend
    den Wind vertreibend
    die Kälte zerstreuend das Yang stärkend bitter:
    nach unten führend, trocknend, dabei auch kühlend. scharf:
    zerstreuend
    bahnbrech end
    qi hindurchtreibend xue belebend
    in der Kombination der beiden Geschmäcker hat scharf öffnende bitter nach unten führende Tendenzen. So wird die Wärme auch in den Unteren Erwärmer geführt. Funktionskreis- und Leitbahnenbezug: Milz, Leber und Niere » die drei Yin des Fußes Die Wirkrichtung ist sicherlich steigend bzw. schwebend.

    Ben Cao Cong Xin schreibt: "Beifuß ist bitter und scharf frisch ist er warn, zubereitet heiß. Er hat reinen Yang-Charakter, bringt die schwindende Yang-Energie zurück und öffnet die 12 Leitbahnen. Innerlich genommen dringt er in die drei Yin ein, bewegt Qi und Xue, vertreibt Käl1te und Feuchtigkeit, wärmt den Uterus, stoppt Blutungen, wärmt die Mitte und öffnet Stauungen, reguliert die Menstruation und verhindert Fehlgeburten. Gebrannt erreicht er alle Meridiane und heilt viele Krankheiten."

    An diese Charakterisierung aus dem klassischen Text halten sich die meisten Autoren, bei denen ich Beschreibungen und Anwendungsmöglichkeiten von Artemisia vulgaris gefunden habe, und zwar Hübotter, Porkert, Geng Junring u.a. Sie nennen folgende mögliche Indikationen: Wenn das qi das Blut nicht halten kann: Blut in Auswurf, Stuhl, bei Nasenbluten zu starke Menstruationsblutungen, die auf keinen Fall aufgrund von Hitze bestehen dürfen, Leere und Kälte im Unteren Erwärmer: Fluor albus Amenorrhoe, irreguläre Menstruation (u.U. mit Zwschenblutungen), Blutungen während der Schwangerschaft (hier sei daran erinnert, daß Artemisia in Europa eine abortive Wirkung zugesprochen wird'.), kalter Abdominal-Sehmerz schmerzhafte Menstruation aufgrund von Kälte-Stauungen.

Kälte und Nässe im Mittleren und Unteren Erwärmer: Kalte Durchfälle. Peter Holmes (HOLMES 1989) betrachtet Artemisia vulgarisaus Gesichtspunkten westlicher Anwendungen:
  1. Stärkt und stimuliert den Uterus, harmonisiert und fördert die Menstruation, Wehen und die Nachgeburt: bei Uterus-Blut-Schwäche mit verspäteter, geringer oder abwesender Mensis; bei Uterus-qi-Schwäche mit langer Mensis, Uterus-Blutungen; bei Uterus- qi-Stau mit Krämpfen, verspäteter Mensis;
  2. stimuliert die Leber, stärkt den Magen, appetitanregend, diuretisch: bei Leber- und Magenqi - Schwäche mit schmerzhafter, langsamer Verdauung;bei Leber-qi-Stau mit Verstopfung, schmerzhafter Verdauung; Leber-Feuchtigkeits - Ansammlung (liver-fluid-congesti-on) mit allgemeiner Wasser-Zurückhaltung;
  3. macht das Äußere frei, diaphoretisch, vertreibt Wind/Kälte, schmerzstillend: bei äußererWind/ Kälte-Störung mit beginnender Grippe oder Erkältung, Schmerzen; WindIKälte-Bedrängung mit akuten Schmerzen und Neuralgien;
  4. entzündungshemmend, entgiftend; Parasiten vertreibend,

  5. Nässe/Hitze in der Blase mit schmerzhaft dunklem Urin; infektiöse Geschwüre in Blase und Eingeweide, Eingeweidewürmer; Gemäß den Charakterisierungen von Artemisia vulgaris der vorher genannten Autoren sind die bei Holmes unter 1 - 3 aufgeführten Indikationen teilweise identisch, jedenfalls einleuchtend und - stimmen mit den in Europa bekannten (teilweise vergessenen) Anwendungen überein. So wird in keinem chinesischen Text die Erleichterung der Nachgeburt erwähnt; es scheint mir hierjedoch kein Widerspruch zu klassischen Indikationen zu liegen (qi-Schwäche im Unteren Erwärmer). Auch habe ich keine Anwendung bei Leber-qi-Stau gefunden, doch nennt das Ben Cao Cong Xin ,,die Stauungen öffnende Wirkung der Pflanze". Die unter Punkt 4 genannte Anwendung bei Nässe/Hitze im Unteren Erwärmer steht nur scheinbar im Widerspruch zum warmen Temperaturverhalten. Zwar warnen andere Autoren vor Anwendungen bei Hitze-Erkrankungen, doch entsteht die Hitze durch Stagnation vor Nässe. Artemisia vulgaris zerstreut die Stagnation und vertreibt die Feuchtigkeit. Holmes (HOLMES 1989) geht von kaltem Temperaturverhalten aus, ein kaltes Mittel ist aber nicht in der lage, eine eingedrungene Wind-Kälte-Störung zu vertreiben! Er meint, die europäische Artemisia vulgaris entspreche nicht der chinesischen, und nur in ihren gynäkologischen Anwendungen seien Überein-stimmungen zu finden. ich will das dahingestellt sein lassen und hinzufügen, daß ich in der europäischen literatur keine Hinweise auf Anwendungen bei infektiösen Hitzeerkrankungen gefunden habe, während alle anderen von Holmes genannten Svndrome hierzulande bekannt sind; die vermifuge Wirkung z.B. aufgrund des Thujon-Gehaltes soll nicht so stark sein wie die des verwandten Wermuths (Artemisia absinthium).

Moxibustion

Neben Akupunktur und Pharmakologie ist die Moxibustion oder Brenntherapie, chinesisch: ,,Jiu" in der chinesischen Medizin von herausragender Bedeutung. Wie die anderen Bereiche auch gehen ihre Wurzeln bis in vorgeschichtliche Zeit zurück. Schnorrenberger sagt, daß sie - da erst nach Nutzbarmachung des Feuers möglich geworden - jünger als die Akupunktur sei. Doch können solche Überlegungen nur spekulativ bleiben. Jedenfalls scheint sie aus den Bergregionen des kälteren Nordens zu stammen. Solange die ältesten schriftlichen Überlieferungen zurückreichen, hat man Beifuß als Brennkraut benutzt. Keine Pflanze scheint ähnlich geeignet wie sie, hat man ihre Anwendung doch über Jahrtausende beibehalten und verfeinert.

Schon das Brennverhalten der - Beifuß-Wolle - zu ihrer Herstellung Größe eine Dosis=Zhuang. Die Wahl der werden die Blätter der Pflanze auf besondere Art gerieben, gesiebt, getrocknet und gelagert - entspricht den Erfordernissen der Moxibustion. Sie brennt langsam und gleichmäßig, die milde Wärme dringt tief ein und verbreitet ein angenehmes Gefühl. (1olkstümliche europäische Namen legen nahe, daß das Brennverhalten des Beifuß auch hier einem Nutzen zugeführt wurde - nämlich dem Rauchen: ,,Sailors tobacco, tabac de San Jean.

Bei der Moxibustion unterstützt man die schon genannten Qualitäten der Beifuß-Blätter mit Hilfe der Wärme des Feuers. Aus dem Klassiker Ling Shu, zitiert nach Schnorrenberger: ,,Wenn das Blut einfriert und stockt, läßt sich dies nicht ohne Feuer beseitigen." ,,lst der Puls schwach geworden, kann dies nur durch Brenntherapie behandelt werden. Bei schwachem Puls staut sich auch das Blut; unter solchen Umständen ist das Blut kalt. Deshalbsoll es durch Brenntheraple behandelt werden."

Mit der Moxibustion will man:

  • die Leitbahnen erwärmen, die Kälte zerstreuen, Blut und Qi befördern;

  • Wird das Qi erwärmt, bewegt es sich schneller und bewegt auch das Blut besser mit. Artemisia vulgaris selbst erzeugt - wie wir schon wissen -eine milde Wärme, reguliert die Leitbahnen, vertreibt Kälte und Nässe.
  • die Yang-Energie stärken; lst das Yang geschwächt, kann Yin im Überschuß vorhanden sein, dann ist der Mensch kalt, erstarrt oder wird sogar ohnmächtig. Das Yang ist die Lebens-Quelle des menschlichen Körpers. Mit Hilfe der Moxibustion kann das schwindende Yang wieder gestärkt werden. Jedoch muß die Behandlung rechtzeitig erfolgen, damit das Zhen- Qi, die Vital-Energie nicht schon zu sehr geschwächt ist.
  • Krankheiten vorbeugen; lst das Yang stark, so ist es auch das wei qi, die Abwehrenergie, pathogene Störfaktoren können nicht so leicht von außen eindringen. Um Krankheiten vorzubeugen, das wei qi und die Mitte zu stärken, kann man bestimmte Punkte regelmäßig moxen. Moxibustion soll also bei leere und Schwäche der Yang-Energie, bei von Kälte verursachten Krankheiten der Yin-Leitbahnen, bei z.B. chronischen Durchfällen, Ödemen etc. angewandt werden. Vorsicht ist bei allen Erkrankungen mit Hitze-Charakter geboten.

Verschiedene Methoden der Brenntherapie

Es gibt Moxa -Kegel (chin.: AiZhu) und Moxa-Zigarren. Die Größe der Kegel reicht von weizenkorn- bis saubohnengroß. Jeder Kegel ist unabhängig von der Größe richtet sich nach der zu behandelnden Körperstelle, der Konstitution des Patienten und der Erkrankung. Zur Tonisierungsoll dasFeuer milde sein und länger brennen, zur Sedierung kräftiger und von kürzerer Dauer. Moxa-Zigarren sind in Papierbogen eingedrehte Beifuß-Wolle, ca 15 ca lang und 1,5 cm dick.

Behandlung mit Kegeln A) Direkte Moxibustion: In China war früher die blasen-, narben oder eiterbildende Methode verbreitet Dabei wurden die Kegel direkt auf der Haut abgebrannt. Eine starke Hautreaktion wurde als Zeichen einer guten Heilwirkung angesehen. Reibt man Sojamilch auf die gemoxte Stelle, soll die Blasenbildung zu verhindern sein. Bei der Moxibustion ohne Blasenbildung wird der Kegel ebenfalls direkt auf die Haut gelegt und angezündet, jedoch sofort entfernt, wenn der Patient Hitze empfindet. Man wiederholt solange, bis die Stelle gerötet ist; oder es werden -entsprechend der Indikation - eine bestimmte Anzahl von Kegeln abgebrannt
B) indirekte Moxibustion: Hier wird ein anderes Mittel auf die Haut unter den Moxa - Kegel gelegt. frischer Ingwer Temp.:heiß, Geschmack: scharf Man nimmt eine ca 3mm dicke Scheibe, von Nadeln durchlöchert. Wenn der Patient Hitze empfindet, wird der lngwer mit dem Kegel entfernt Der lngwer wird ausgewechselt, wenn er trocken und verbrannt ist, die Moxibustion solange fortgesetzt, bis die Stelle feucht und rot ist. lngwer selbst wärmt Milz und Magen. Er vertreibt Kälte vor allem aus dem Mittleren Erwärmer und unterstützt der Beifuß beim Wärmen der Leitbahnen und Bewegen des Qi und beim Stillen der Schmerzen. Diese Methode ist in ihrer Wirkung ähnlich der direkten Moxibustion, man vermeidet jedoch die Blasenbildung. Man wendet sie an bei Milz- und Magen-qi-Schwäche und -yang-Mangel, bei eingedrungener Wind/Kälte und Gelenkschmerzen aufgrund von Nässe.

2. Knoblauch:

Temp.: wann, Geschmack: schaff
Hier legt man eine ebenfalls von Nadeln durchlöcherte ca. 2 mm dicke Scheibe frischen Knoblauchs auf einen Leitbahnen-Punkt oder auf ein Geschwür, das noch nicht eitert. Bei letzterem sollen die Kegel sojabohnengroß sein. Nach 4 - 5 Zhuang muß der Knoblauch ausgewechselt werden. Schmerzt die Stelle, wird gemoxt, bis der Schmerz verschwunden ist, schmerzt sie nicht, moxt man bis er kommt. Mit dieser Methode kann man - wie gesagt - Geschwüre heilen. Sie wird heute viel bei Lungenkrankheiten und Tuberkulose eingesetzt. Eine Besonderheit ist die Brenntherapie der ,,langen Schlange": Ein Pfund zu Mus verarbeiteter Knoblauch wird auf die Wirbelsäule vom Punkt Du Mai 2 ,,Yao Shu" bis Du Mai 14 ,,Da Zhui" aufgebracht. Auf diesen beiden Punkte brennt man mittelgroße Moxa-Kegel, bis der Patient in Mund und Nase einen deutlichen Knoblauchgeruch und -geschmack wahrnimmt. Die ,,lange Schlange" wird wohl vor allem bei Lungen-Krankheiten angewandt.

3. Salz:

Salz wird benutzt, um den Nabel zu moxen. Zwischen Salz und Moxa-Kegel kann noch zusätzlich ein Scheibe Ingwer gelegt werden. Falls der Nabel nicht vertieft ist, legt man einen Ring aus Nudelteig um ihn, der aufgefüllt werden kann. Anzuwenden bei Yang-Schwäche im Mittleren und Unteren Erwärmer mit Bauchschmerzen, Hodenschmerzen, hartnäckigen, chronischen Durchfällen. Lungen- Yang-Schwäche mit übermäßigen Schweißausbrüchen soll so lange gemoxt werden, bis der Schweißausbruch stoppt der Puls kräftiger wird und die vier Extremitäten sich wieder erwärmen.

4. Aconitum Carmichaeli

Temp.: sehr heiß, sehr giftig Geschmack: schrscharf Dieses Mittel wird zu Pulver vermahlen, mit Branntwein werden Scheiben von ca. 3mm Dicke hergestellt. Moxa-Kegel werden solange auf der Scheibe abgebrannt, bis der Patient tief unter der Haut Wärme fühlt. Aconitum Carmichaeli stärkt und wärmt sehr das Yang, vor allem von Nieren und Milz. Diese Methode wird angewandt bei Schwäche des Nieren-Feuers, bei hartnäckigen Kälte/ Leere - Syndromen.

5. fermentierte schwarze Sojabohnen

werden ebenfalls zu Pulver vermahlen und wie oben mit Brannt- oder Reiswein zu Scheiben von 1 - 2 mm Dicke geformt Auch hier wird während des Moxens die Scheibe durch eine neue ersetzt, wenn sie getrocknet ist. Fermentierte Sojabohnen können xie (eingedrungene pathogene Energie), die sich an der Oberfläche befindet, raustreiben, angewandt bei Geschwüren im Anfangsstadium auf dem Rücken.

6. Lößerde:

ebenfalls geeignet als Methode gegen beginnende Rückengeschwüre. Hier wird dieScheibe ausreinerlößerde undWasser hergestellt Für jeden Moxa-Kegel nimmt man eine neue Scheibe. Korngroße Geschwüre benötigen sieben große Kegel, münzengroße muß man Tag und Nacht moxen.

7. Pfeffer

Temp.: heiß Geschmack: schaff Die aus Pfeffer hergestellte ca. 2mm dicke Scheibe hat in der Mitte eine Vertiefung, in die Pulver, gemischt aus Flieder, Zimt und Moschus, gelegt wird. Moxa-Kegel werden darauf gezündet. Zur Behandlung von Nässe/Wind verursachten Schmerzen oder Gefühllosigkeit.


Moschus:heiß, scharf;
Zimt: wann, schaff süß
Flieder:wann, süß (?)

Behandlung mit Moxa-Zigarren

Zigarren sind in Papierbögen fest ein-gedrehte Moxa-Wolle. Sie werden auf unterschiedliche Art angewandt, teilweise in Verbindung mit anderen Medikamenten.

  1. Milde Methode: Eine entzündete Moxa-Zigarre wird über den zu moxenden Punkt in für die Patientin angenehmer Entfernung (ca. 1,5 cm) 5 - 10 Min. gehalten, bis die Stelle gerötet ist, geeignet bei von Wind/ Nässe verursachten Erkrankungen. Zur Erleichterung des Haltens kann man dafür hergestellte instrumente benutzen wie Kästchen, Hohlteller etc.

  2. Spatzenpick-Methode: Die angezündete Moxa-Zigarre wird über der zu behandelnden Stelle sehr nah an die Haut gebracht und auf und ab bewegt.

  3. Kreisende Methode Die Moxa-Zigarre wird über der zu behandelnden Stelle kreisend bewegt. Geeignet für z.B. rheumatische Probleme, wo das schmerzende Gebiet recht groß ist. ich habe noch zwei Behandlungsmethoden mit Zigarren gefunden, bei denen andere Medikamente die Wirkung der Moxa-Wolle unterstützen. Hier wird Beifuß mit verschiedenen pulverisierten Medikamenten zu einer Rolle gedreht, mit Eiweiß bestrichen und mit Maulbeerrinde umklebt Die fertigen Rollen werden im Schatten getrocknet und verschlossen aufbewahrt, um Feuchtigkeit fern zu halten.

Donner-Feuer-Brennen


Die Methode:Man wählt einen Punkt, markiert ihn, bedeckt ihn mit 6 oder 7 Blatt Papier. Wenn die Donner-Feuer-Zigarre glühend ist, preßt man sie fest auf den Punkt, so daß sie verlöscht. Dann wird die Asche ahgeschnippt, die Zigarre neu entzündet und der Vorgang insgesamt acht Mal wiederholt.

Tai Yi Shen Zhen

Hier werden 7 lagen roten Stoffes oder Papier über den markierten Punkt gelegt. Mit einem 8.Stück Stoff wird die glühende Zigarre umwickelt Nun preßt man sie auf den Punkt, hebt an, preßt wieder usw. - und zwar mindestens 7, höchstens 49 (also 7 x 7) mal. Man hat am besten eine zweite glühende Zigarre zur Hand, damit man den Vorgang nicht unterbrechen muß, wenn die erste verlöschen sollte.

lch möchte die Rezepturen nicht im einzelnen aufführen, nur ihre Klassifikationen zusammenfassend erwähnen. Lei Huo Zhen enthält mit Beifuß insgesamt 5 MitteL bei denen die Kombination warm-bitter-scharf vorhenscht - wie Artemisia vulgaris selbst, hinzu kommen Mittel, die wann, bzw. heiß und scharf sind. Die Rezeptur von Tai Yi Shen Zhen enthält 1 6 Medikamente, teilweise konnte ich sie in der Literatur nicht ausfindig machen. Da einige Mittel sehr selten und schwer erhältlich sind, sucht man sich Variationsmöglichkeiten mit ähnlich wirkenden Pharmaka. Hier herrschen erwärmende und zerstreuende (scharf) Wirkungen vor. Ca. die Hälfte der Mittel ist warm und süß= die Mitte harmonisierend. Auch bitter= nach unten führend, trocknend ist mehrmals vorhanden. Das Kühlende des Bitteren dürfte bei der Vielzahl der warmen und heißen Mittel kaum noch eine Rolle spielen. Beide Verfahren werden bei von Wind, Kälte und Nässe verursachten Erkrankungen angewendet Besonders von außen eingedrungene Kälte läßt sich zu Beginn der Störung gut vertreiben. Schmerzende Kälte-Stauungen werden aufgelöst, die Mitte gewärmt, das Qi und Xue belebt, Wind und Nässe zerstreut und ausgeleitet, Feuchtigkeit umgewandelt. An den Schluß stellen möchte ich einen angelsächsischen Zaubersegen aus dem 11. Jahrhundert, in dem Beifuß an erster Steile genannt wird:

 

Erinnere dich, Beifuß, was du verkündetest, Was du anordnetest in feierlicher Kundgebung. Una heißest du, das älteste der Kräuter; Du hast Macht gegen 3 und gegen 30, Du hast Macht gegen Gift und Ansteckung, Du hast Macht gegen das Übel, das über das Land dahinfährt.

 



 
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