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Das Biologische Prinzip der Verdünnung

von Jochen Schleimer

Vorbemerkung

Auch im Bereich der Naturheilkunde hat sich die Ansicht durchgesetzt, daß ein Konzentrat wirksamer sei als eine Rohsubstanz und um einiges wirksamer als eine Verdünnung; dabei wendet die Natur beide Prinzipien mit großem Erfolg an.

Der Beispiele sind viele: Nahrung wird nur verdaut, wenn sie in den Verdauungssäften (an erster Stelle im Mundspeichel) gelöst ist. Auch Spermien sind nur dann befruchtungsfähig, wenn sie durch das Prostatasekret verdünnt und aktiviert sind.

Homöopathie

Als Beispiel für das biologische Prinzip der Konzentration kommt einem als erstes wohl der Honig in den Sinn: während der Blumennektar eher fade schmeckt, hat Honig dank des durch die Bienen durchgeführten Konzentrations- (= Eindickungs-)prozesses ein süß-würziges Aroma, das
bisher durch keine synthetische Substanz auch nur annähernd erreicht werden konnte. Keine Speise am chinesischen Kaiserhof durfte ohne Honig zubereitet werden, stand der Genuß von Honig doch symbolisch für die Herrschaft über die Erde. Als biologisches Prinzip der Verdünnung denkt man - zur Entrüstung vieler Homöopathen - an die Homöopathie. Dabei ist der Geanke naheliegend: Die ersten geprüften homöopathischen Mittel waren mehr oder weniger giftig und die Giftigkeit (beispielsweise von Arsen und seinen Verbindungen) war hinreichend bekannt. Ein Arzneimittelversuch mit Aconitum oder Arsenicum album in unverdünnter Form hätte ähnliche Symptome hervorgebracht wie eine mit verdünnten Arzneien, nur hätte der Prüfer die
Prüfung kaum überlebt.

Die Verdünnung der Arzneien war zunächst eine Schutzmaßnahme für den Prüfer und später für den Patienten. Erst späterzeitlich und kausal nach dem Similegesetz - entdecke Hahnemann, daß eine verdünnte Arznei nicht nur ungefährlicher in der Anwendung ist, sondern, daß sich in verdünnter Form
Wirkungen offenbaren, die in konzentrierter Form nicht festgestellt werden konnten. Erst noch später kam die Entdeckung, daß eine stufenweise Verdünnung in einer bestimmten Art und Weise (Verschütteln) eine weitere Steigerung der der Arzneiwirkung erbrachte und in der Lage war, das
Geistartige einer Arznei freizusetzen.

Die stufenweise Verdünnung ist allerdings ein Produkt menschlichen Genies; es findet sich in der Natur so gut wie nicht. Die Natur benutzt die Verdünnung vorwiegend zur Wirkungssteigerung und kaum zum Schutz: Schlangen beherbergen in ihren Giftdrüsen Gift, das sie vielfache Male töten könnte.

Geruchsstoffe = Verdünnung mit Luft

Wer je mit Aromastoffen gearbeitet oder mit Parfüms experimentiert hat weiß, daß sehr intensive Duftstoffe in einer kleinen Phiole mit engem Hals kaum riechen und wenn, dann oft äußerst unangenehm (z.B. nach Urin). Erst die Verdünnung bringt den Wohlgeruch (und gelegentlich die erhofften erotisierenden Wirkungen) hervor. Andererseits wird vielen Parfüms aus Schweinekot gewonnenes Skatol zugesetzt, wodurch der Wohlgeruch noch gesteigert werden kann. Wir machen vom Prinzip der Verdünnung mit Luft gern beim Wein Gebrauch: während das enge Weißweinglas ein Erwärmen des Weins verhindert, sorgt das bauchige Rotweinglas zu einer Verdünnung des Weins
mit Luft und führt zur Entfaltung des köstlichen Aromas.

In der Natur dienst die Verdünnung mit Luft der Ökonomisierung der Fortpflanzung: Rüden wittern eine läufige Hündin auf mehrere Kilometer Entfernung und bei einem Faltermännchen reicht wohl schon ein einziges Duftmolekül eines Weibchens aus, um den Paarungstrieb und die Suche nach
dem Weibchen auszulösen.

Geschmacksstoffe = Verdünnung mit Flüssigkeit

Eines der frühesten Produkte der "Convenience-Food" (= halbfertige Produkte für faule Köche) sind die Suppenwürfel. Sie entstanden gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts und läuteten den Anfang vom Ende europäischer Eßkultur ein. Unter Kindern ist es oft eine Unart, Suppenwürfel zu lutschen (was
sich gut zum Repertorisieren eignet: Verlangen nach Unverdaulichem Kent III/486). Meist wird die Unart bald aufgegeben, weil der Suppenwürfel zu intensiv vor allem zu salzig schmeckt. Mit genügend Wasser verdünnt kann daraus jedoch - mit gewissen Einschränkungen - eine passable Suppe werden;
vor allem, wenn man es nicht anderes kennt.

So ist es mit vielen Küchenprodukten - vor allem mit Gewürzen; nur selten entfalten sie in konzentrierter Form ihren Wohlgeschmack und ihr Aroma. Gewürzmischungen - allen voran Currypulver (auch frisch zubereitetes) schmeckt unverdünnt wie Mottenpulver, kann jedoch verdünnt in heißem Butterfett (Ghee) sein volles Aroma entfalten.

Medizinisch machen wir davon bei Salben, Cremes und Lotionen Gebrauch. Arnica-Tinktur (und viele andere Trinkturen auch) sind erheblich hautreizend, in verdünnter Form jedoch hautschonend und von großer Heilwirkung.

Es gibt heute hervorragende Fertigprodukte, die oft und zu Recht teuer sind. Preiswerter und vermutlich besser sind Produkte eigener Herstellung, die noch nicht einmal schwierig ist.

Lotionen: 1 Teil homöopathische Urtinktur gelöst in 9 Teilen heißen Wassers

Cremes: 1 Teil homöopathische Urtinktur gelöst in 9 Teilen ph5-Eucerin

Salben: 1 Teil homöopathische Urtinktur gelöst in 9 Teilen Unguentum
leniens

Verdünnungsprozesse brauchen Zeit, mit ein Grund, warum die Mikrowelle dem Herd nie den Rang ablaufen können wird (- oder vielleicht doch?). Am augenfälligsten wird dies bei den Medizinalweinen und Medizinallikören.
Erst die lange Lagerungszeit - am besten im Sonnenlicht - läßt die Wirkstoffe aus den Kräutern in das Lösungsmittel übergehen.

Einer der bekanntesten Kräuterweine ist der Rosmarinwein, der aus in Wein gekochtem Rosmarin besteht. Die lange Lagerung (6 Wochen) machte daraus ein Allheilmittel mit hoher Wertschätzung in Mittelalter bis weit in die Neuzeit hinein.

Ein weiterer "Renner" war und ist der Salbeiwein: Man läßt 100 g Salbei 8 Tage in einem Liter Wein ziehen. Ein Glas am Ende jeder Mahlzeit läßt (fast) jedes Essen gut bekommen.

Das geschätzte Aphrodisiacum Ludwig XIV. war der Hypocras: In einem Liter Rotwein läßt man 350 g Zucker, Paprikaschoten, Ingwer und eine in Scheiben geschnittene Renette, 12 ungeschälte gestiftete Mandeln, 12 Gewürznelken und 1 Stange Zmit einen Tag lang ziehen und gießt dann alles durch ein
Sieb. Früher gab man noch ein Körnchen grauen Ambra (Ambra grisea) hinzu.
Für heutige Zeiten unfaßbar sind die Lagerungszeiten für den Likör Hydromel. Man läßt dazu 1 Glas besten Blütenhonigs mit 1 Liter Wasser aufdie Hälfte einkochen. Dann gibt man 1 großes Glas (oder mehr) reinen Alkohols hinzu und läßt 10 - 12 Jahre !! ziehen.

Nicht ganz so lang sind die Reifungszeiten bei den Tees, aber auch sie entfalten ihre Wirksamkeit und ihren Geschmack erst in der Verdünnung. Als Beispiel soll ein Lebertee gelten, der so gut wie immer wirkt - was allerdings kein Ersatz für eine vernünftige Lebensweise ist.

Spec. hepaticae (Wipp)

Rad Cichorii 20.0
Rad. Taraxaci 15.0
Rad. Bardanae 15.0
Rad. Helenii 15.0
Herb. Artemisiae 10.0
Herb. Verbenae 20.0
Fol. Vacc. Myrtilli 15.0
M.f.spec.

D.S.: 1 Teelöffel auf 1 Tasse heißen Wassers, aufwallen lassen, 10 Minuten
ziehen lassen, abseien;
2 x täglich 1 Tasse warm trinken.

Fazit: Dünner ist nicht schwächer und gut Ding will Weile haben.

Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Jochen Schleimer
Nervenarzt-Homöopathie
Waltramstr. 3
81547 München



Diese Informationen und Veranstaltungshinweise
finden Sie auch in der Zeitschrift Naturheilpraxis des Pflaum-Verlages:




 
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