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Der Ohrton

Ganzheitliche Ansätze in der Tinnitustherapie

von Jan. W. Moestel

"Bei mir dröhnt es in den Ohren", "Dieses Pfeifen ist so nervig", "Bei mir piept es", "Stellen Sie bitte das Rauschen in den Ohren ab" - mit solchen oder ähnlichen Bemerkungen kommen die genervten Tinnitus-Betroffenen in die Praxis und erhoffen sich Linderung bzw. Befreiung von den Ohrgeräuschen. Der naturheilkundlich orientierte Therapeut wird aber vor der Therapie erst einige wichtige Schritte unternehmen: ausführliche Anamnese, um den Patienten und sein Symptom kennenzulernen, detaillierte Untersuchung hinsichtlich der Symptomatik und hilfreiche Erläuterungen zu verschiedenen medizinischen Erscheinungen und Reaktionen, d.h. der Therapeut macht sich ein Bild über den Patienten, seine individuelle Symptomatik und seine möglichen Ursachen. Erst eine umfassende Diagnostik führt zu den therapeutischen Schritten. Wie geht man aber mit einem Tinnitus-Patienten um, an welche Dinge sollte man denken, welche Hintergründe spielen ein Rolle und welche therapeutischen Ansätze helfen dem Behandler?

Tinnitus (subjektive Ohrgeräusche) ist ein Symptomenkomplex, der den Betroffenen ganz unterschiedlich betrifft, zum einen über das Entstehen und zum anderen über den Grad der Belästigung. Was will dieses Ohrgeräusch ausdrücken? Prinzipiell natürlich immer eine Störung, denn der Volksmund sagt ja: "Ich habe Beschwerden!" - Der Körper beschwert sich. Das Ohrgeräusch ist nur ein Hinweis, die Ursache zeigt lediglich über dieses Merkmal. Und hier haben wir schon den ersten Ansatz: Der Therapeut braucht den Betroffenen mit seinem Symptom, um mit dessen Hilfe hinter dieses Merkmal Tinnitus zu blicken. Der Patient mit seinem lästigen Ohrgeräusch steht im Vordergrund und so erleben viele Behandler, daß die Tinnituspatienten sehr genervt, enttäuscht, mutlos, resigniert, aber auch wütend, aggressiv oder gereizt sind. Oft liegt es daran, daß das Ohrgeräusch an den Nerven zerrt. In der naturheilkundlichen Praxis versuchen wir, den Patienten in den Vordergrund zu stellen und so ist die Anamnese ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Der verunsicherte Patient möchte wissen, was hinter diesem lästigen Ohrgeräusch steckt, welche Ursachen vorhanden sind. Unerklärliche Symptome sind beunruhigend. Das Gespräch mit dem Betroffenen soll neben den ausführlichen Erklärungen der medizinischen Hintergründe zum Hörvorgang, die anatomischen und physiologischen Prozesse im Gehör und die möglichen Zusammenhänge zum Ohrgeräusch anschaulich darstellen. Diese ausführliche Anamnese bedeutet für Therapeut und Patient den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses. Fühlt sich der Tinnitus-Betroffene ernstgenommen, können aufgrund dieser Basis dann weitere therapeutische Schritte unternommen und erörtert werden.


Untersuchungen bei Tinnitus-Betroffenen

Zu jeder Diagnose gehört auch die visuelle Untersuchung des Ohrenpatienten. Fragen an den Patienten mit Ohrbeschwerden oder entsprechenden Befunden und auch ausführlich nach früheren Erkrankungen dieser Region und deren Behandlung sowie nach besonderen Lärmbelastungen. Sehr häufig erlebt man bei Tinnitus-Patienten, daß das Ohr eine Schwachstelle ist, d.h. anfällig ist für Störungen wie Infektionen oder einfach ein sehr sensibles Organ ist. Tinnitus bei Musikern, Musiklehrern, Musikkritikern, aber auch bei Musikliebhabern deutet vielleicht sogar auf ein besonders gutes, empfindliches Ohr hin. Eine Reaktion in diesem Bereich heißt, daß das Hören widerstandsfähiger, robuster werden sollte. Die Untersuchung sollte dazu dienen, verschiedene Verdachtsmomente und nichtberücksichtigte Erkrankungen aufzudecken. Die Untersuchung stellt aber trotzdem nur einen kleiner Teil der therapeutischen Intervention dar. Mehr Dominanz sollte der Bereich der diagnostischen Fragestellung und des Gesprächs haben. Eine der wichtigsten Fragen zur Diagnose und Einleitung des Gesprächs ist: "Berichten Sie mir bitte genau, wann und unter welchen Umständen Ihr Tinnitus begann und wann reagiert Ihr Ohrgeräusch, unter welchen Umständen wird es lauter oder wird geringer?"


Ursachenfindung bei dem Beschwerdebild Tinnitus

Dem Tinnituscharakter entsprechend muß eine sorgfältige Ursachenforschung unter Berücksichtigung der psychosomatischen Problematik erfolgen. Der Betroffene wird dazu gemeinsam mit dem Therapeuten allen in Frage kommenden Ursachen auf den Grund gehen. Das gilt sowohl für den körperlichen als auch für den psychischen Bereich. Ist ein Ohrgeräusch hörbar, so muß es auch eine Ursache geben. Hinweise dafür erhält man auch durch die Frage: "Warum, glauben Sie, hat sich ein Ohrgeräusch bei Ihnen entwickelt?" Ziel der Beratung ist es, den Betroffenen über den Mechanismus seines körperlichen und seelischen Geschehens zu informieren, damit er sich mit diesem auseinandersetzen kann. Die Konsequenz heißt: Der Tinnituspatient lernt sich und seinen Körper über die kreative Auseinandersetzung mit dem Symptom besser kennen.

Patienten, die an Tinnitus leiden, sind oft durch dieses Symptom in hohem Maße irritiert. Sie können es sich nicht erklären und finden dafür auch bei ihren Mitmenschen selten Verständnis, da es nicht zu den allgemein bekannten körperlichen oder sinnlichen Wahrnehmungen gehört, wie etwa Schmerz, Hunger, Durst, Schwächegefühl und dergleichen (Hörproben von verschiedenen Tinnitusqualitäten zum Hineinhören für Betroffene und Angehörige: Tel. 0202-19701). Ein typisches historisches Beispiel ist der tinnitusgeplagte Martin Luther gewesen, der eine ganze Reihe "natürlicher Krankheiten" hatte. Diese machten ihm nur körperlich, aber nicht geistig zu schaffen. Sein Ohrensausen und seine Schwindelanfälle bereiteten ihm hingegen große Verständnisschwierigkeiten, und er konnte sie nur deuten als direkte Einwirkungen des Satans: eine andere vernünftige Erklärung stand ihm nicht zur Verfügung. Auch heutigen Tinnituspatienten geht es oft so. Sie suchen dringend nach einer Erklärung und wollen wissen, wodurch das Ohrensausen ausgelöst oder unterhalten wird. Oft haben sie die Befürchtung, es sei Vorbote einer völligen Ertaubung oder einer Krebserkrankung (Akustikusneurinom). Sie sind frustriert durch die Erfolglosigkeit früherer Behandlungen und wollen wissen, warum es so schwer zu behandeln ist.

Dieses Informationsbedürfnis wird am besten gestillt, wenn man dem Patienten eine plausible Vorstellung über die zugrunde liegenden pathophysiologischen Vorgänge vermittelt. Diese mögen wissenschaftlich unbewiesen oder grob vereinfacht sein: solange sie dem Patienten helfen, seinen Ohrton rational zu verarbeiten, sind sie wertvolle Beiträge zu einer kognitiven Therapie. Wichtig dabei ist aber immer, daß diese Verarbeitungen zu den Ziel führen sollten, mit dem Patienten gemeinsam eine Diskussion über die wirklichen Hintergründe in Gang zu bringen.


Wer ist der Tinnitus-Betroffene?

Aus vielen Gesprächen in der Praxis ist bekannt, daß viele Tinnitusbetroffene in ihrer Vortinnituszeit viel um die Ohren hatten, außergewöhnlich gewissenhaft waren (Vererbung, Erziehung), hohe Ansprüche an sich stellten und sich so ein Bild von sich voller Selbstachtung geschaffen haben. Stellt ihnen dann das Schicksal im schnellen Lauf mit dem Tinnitus ein Bein, so gerät der Mensch in eine große innere Verwirrung, die auch die Umwelt völlig irritiert und einen plötzlich von dem äußeren Anerkennungsecho abschneidet. Dann aber fehlt es an der wertfreien Selbstakzeptanz. Man kommt sich - zumindest in sozialer Hinsicht - wie ein Nullum vor, ein Mensch, der belächelt wird, der sich unverstanden fühlt. Daß Menschen mit Ohrensausen durch das ihnen plötzlich zuteil werdende Schicksal aus dem Tritt geraten, bringt es mit sich, daß vielen Tinnitusbetroffenen einfach die Denkansätze und die Sprache fehlen, um anderen etwas über sich nachvollziehbar mitzuteilen. Die "Anderen" sind deshalb auf Mutmaßungen und Vorurteile angewiesen, und die fallen oft sehr verletzend aus, zumal die meisten Menschen Tinnitus nur in seiner häufigeren schwachen Form kennen und ihm den objektiven Beschwerdewert eines Schnupfens beimessen. Es werden deshalb psychische Defekte vermutet, der Betroffene sollte sich doch mal zusammenreißen, er versucht sich angeblich nur in die Krankheit zu flüchten, will Aufmerksamkeit und Zuwendung gewinnen usw.

Die Situation der Betroffenen wird oft dadurch erschwert, daß sie über eine gesteigerte Sensibilität und Wahrnehmungsfähigkeit verfügen - an sich etwas positives - zugleich aber nicht mehr über die Fähigkeit verfügen, die Dinge objektiv richtig zu sehen und Probleme zu bewältigen. Die Probleme gleiten ebenso wie die unangenehmen Erfahrungen als seelischer Ballast in das Unterbewußtsein ab. Die therapeutische Empfehlung hier lautet: Man sollte sich einer äußersten geistigen Hygiene befleißigen, daß all die Dinge sofort in Ordnung gebracht werden wollen, um nicht derartigen Ballast mit sich herumzuschleppen. Meditation, Entspannungstraining und die kognitive Therapie können helfen, unter veränderten Umständen wieder die Spielregeln des Lebens und des Zusammenlebens zu lernen, und zwar unter Einschluß der Erkrankung und ihrer Wirkung. Tinnitus ist ein Symptom und keine Krankheit und die therapeutischen Ansätze der kognitiven Therapie lauten:

"Mir etwas gutes tun, anstatt Dinge gegen den Tinnitus zu unternehmen!" Der Hörsturzpatient oder der Tinnitus-Betroffene ist in der Regel eine Persönlichkeit, die sich durch Enttäuschungen oder die Unfähigkeit, sich zu regenerieren, selbst schwächt, die einer Selbstüberforderung den Weg bereitet. Voraussetzung ist, die Grenzen der eigenen Belastbarkeit nicht erkennt und durch ein äußeres auf ihn eintreffendes Lebensereignis eine Erkrankung erleidet, egal ob Herzinfarkt, Ohrinfarkt, Grippe, Migräne, Magengeschwür oder irgendeine andere Erkrankung. Diese Beschwerden sind dabei als "Schwachstelle" oder als "Sicherung" anzusehen, um noch größeren Schaden zu verhüten. Diese Scheinlösung ist ein Ereignis, welches einen verhängnisvollen Kreislauf unterbricht.

"Auf sich hören" anstatt hoffen, daß der Tinnitus aufhört! Diese zwangsweise Pause dient eigentlich der Entspannung des gestreßten, überforderten Organismus. Entspannung, Erholung und Regeneration gehören ursprünglich zur Arbeit, sollten in direkter Verbindung mit der Arbeit stehen, weil der arbeitende Mensch, um einer Erschöpfung vorzubeugen, entspannen muß. Vergnügen ist eine ganz andere Sache und hat mit der Arbeit nichts zu tun. Vergnügen ist auch ein notwendiger Teil des Lebens, denn ohne sehnsüchtige Gedanken an Vergnügen ist das Leben nicht lebenswert und auch nicht der Arbeit wert. In jedem Kulturkreis gilt das Vergnügen als Triebfeder des Lebens und der Arbeit, mögen die Menschen auch noch so arm sein. Das Vergnügen in Form von Spiel, Festen, Feiern, Gesang und Tanz wird Gott sei Dank nie aus dem Leben zu verbannen sein.

Was würde geschehen, wenn man dem scheinbar klugen Rat befolgen würde "Reduzieren Sie doch Ihre Arbeit", "Treten Sie kürzer", "Verkaufen Sie doch Ihren Betrieb", "Von Ihrem Vermögen können Sie doch bis zu Ihrem Lebensende gut leben". Es würde das Gegenteil geschehen, von dem, was gewünscht wurde. Das schlechte Gewissen gegenüber der Arbeit würde groß und größer. Das Gefühl, die Pflichten zu vernachlässigen, würde quälen und bohren. Das schlechte Gewissen würde zu Ängsten führen und zu einer hoffnungslosen Situation, wenn z. B. das Geschäft verkauft würde, welches in jahrzehntelanger Kleinarbeit aufgebaut wurde. Dieser Mensch würde dann ohne seine tägliche Arbeit sein, wäre nicht mehr in der Lage, seine Energie, die er in Form von Arbeit und Pflichterfüllung verwenden muß, abzubauen. Denn man muß davon ausgehen, daß die Menschen, von denen hier gesprochen wird, die Energie, die allen Menschen annähernd gleich ist, nicht breit gestreut anwenden, sondern sie zielgerichtet in den Dienst der Erfüllung ihrer Pflicht stellen. Haben diese Energien nicht mehr die Möglichkeit, ihrem Ziel zu folgen, benehmen sie sich, wie das Innere eines Dampfkessels, dessen ursprüngliche Öffnung zugeschweißt wurde. Es ist abzusehen, wann dieser Dampfkessel sich selbst zerstört. Auf den Menschen bezogen äußert sich die Zerstörung entweder in psychischen Reaktionen, Ängsten oder Depressionen, oder sie wird weiter in das körperliche verdrängt und äußert sich in Form von psychosomatischen Krankheiten, wie oben beschrieben. Das Pfeifen des Tinnitus kommt dem Beispiel mit dem Dampfkessel sehr nahe.

 

Gedankenanstöße - Bin ich eine Tinnituspersönlichkeit? Thesen einer Betroffenen zur Diskussion

Tinnitus trifft oft Menschen, die ihre Gefühle stark zensieren und viele Entscheidungen über den Kopf steuern. Diese Menschen nehmen die Meinungen, Urteile, Entscheidungen anderer oft in ihrem Geist vorweg und richten ihr eigenes Verhalten danach aus - wägen viel im Kopf gegeneinander ab. Sie stellen sehr hohe Ansprüche an sich selbst, wollen oft es anderen recht machen.

Tinnitus trifft oft Menschen, die sehr sensibel und "verantwortungsbewußt" sind. Die meinen, ständig die Probleme anderer Menschen mittragen zu müssen, sich schlecht einer vermeintlichen Verantwortung entziehen können. Dabei stecken diese Menschen in ihren eigenen Bedürfnissen oft zurück (Vielleicht können sie auch nicht gut "nein" sagen). Sie sind sehr selbstkritisch und haben eine niedrige Selbstakzeptanz.

Tinnitus trifft oft Menschen, die ihr inneres Gleichgewicht verloren haben und unter Dauerdruck stehen, weil sie danach streben, Anforderungen beruflicher oder persönlicher Art besonders gut zu erfüllen, obwohl diese Anforderungen ihren ureigenen Bedürfnissen oft widersprechen. Oft haben diese Menschen ihre eigene Mitte verloren, weil sie diese "fremden" Anforderungen so sehr verinnerlicht haben, daß sie darüber verlernt haben, auf ihre eigenen Bedürfnisse zu hören (Menschen mit ausgeprägtem Gewissen, starken Loyalitätsgefühlen, stark entwickeltem "Über-Ich").

Was kann ich tun, um meine "Tinnituspersönlichkeit" zu verändern, und um zu mir zurückzufinden?

Ich kann lernen, mich selbst und meine Bedürfnisse besser wahrzunehmen. Als ersten Schritt, kann ich lernen, ein neues Körpergefühl zu entwickeln, mich auf meine Körperempfindungen zu konzentrieren und sie zu beeinflussen. Dazu dient Entspannungstraining (Autogenes Training, Yoga, Meditation, Eutonie, Feldenkrais, T'ai Chi, Qi Gong usw.)

Ich achte wieder mehr auf meine Empfindungen und Körpergefühle, erfahre, daß ich mich entspannen kann und daß mein Körper es mir erlaubt, Streßsituationen besser durchzustehen. Ich sorge für ausreichend Bewegung an frischer Luft und betätige mich körperlich, gerade wenn ich gestreßt bin.

Ich versuche meinen Tinnitus als Mahner, und nicht mehr als Feind zu betrachten. Er zeigt mir, daß mein bisheriges Leben nicht in Ordnung war, und daß, sollte ich ihn verlieren, ich auf gar keinen Fall zu meinem früheren Leben zurückkehren darf, ohne Veränderungen. Ich übe Gelassenheit zu erhalten, sei es durch Beschäftigung mit Philosophien, die es mir erlauben, den Sinn meines Lebens außerhalb unserer Leistungsgesellschaft zu finden, sei es durch die Beschäftigung mit "positivem Denken".

Ich versuche meinen inneren "Zensor" zurückzudrängen und versuche, meine Gefühle möglichst unzensiert und spontan auszusprechen.

Ich gewöhne andere an meine neue Offenheit und ermutige sie ebenso falls zu ehrlicheren Umgang miteinander. Ich verdränge nichts mehr, sondern bemühe mich, meine Konflikte offen auszutragen. Gelingt mir das nicht immer so gut, so gehe ich nicht mit mir ins Gericht, sondern erinnere mich an die chinesische Weisheit "der Weg ist wichtiger als das Ziel".

Ich übe öfter Nein zu sagen, wenn ich Ansprüche erfüllen soll, die ich anderenfalls bloß aus reiner Gefälligkeit oder Pflichtgefühl anderen gegenüber erfüllen würde. Ich vertrete freundlich aber bestimmt meine eigenen Bedürfnisse und erkläre anderen, warum ich ihnen nicht immer gefällig sein kann und will.

Ich versuche zu verstehen, daß es im Leben kein Abonnement auf Sicherheit gibt, daß die vermeintliche Sicherheit jeden Tag aufs neue aufs Spiel gesetzt werden kann und ich deshalb eine vorübergehende Unsicherheit leichter in Kauf nehmen kann, wenn ich über mein Leben zu


Sowohl die Unfähigkeit zu regenerieren, also die zunehmende Erschöpfung (äußerer und innerer Streß) als auch das Aufstauen und Nicht-abbauen-können innerer Energien (innerer Streß) können psychosomatische Ohr- und andere Organerkrankungen verursachen. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, daß relativ viele Menschen in ihrem Urlaub einen Hörsturz oder meniérè'schen Anfall oder Ohrensausen bekommen, da sie in ihrem Schaffensdrang gelähmt Urlaub machen müssen und ihre auf Arbeit und Leistung programmierten Energien nicht abbauen können. Der Urlaub, eine scheinbar streßfreie Zeit, wird zum krankmachenden inneren Streß.

Die Therapie sollte lehren, den Tinnitus als ein Symptom anzunehmen, sich von seinem bisherigen Leben zu lösen und ein neues Leben mit dem Tinnitus als Mahner zu beginnen. Aufgrund der Chronizität hat sich als Zwischenziel der Behandlung zunächst auf die Integration des Tinnitus zurichten, d.h. das zwischenzeitliche Therapieziel ist nicht die Beseitigung des Tinnitus, sondern die Wiederherstellung eines zufriedenen Lebens trotz des Ohrgeräusches. Erst durch die Akzeptanz des Tinnitus und die Bejahung der Behinderung werden wieder Kräfte frei, sich um vernachlässigte Lebensinhalte zu kümmern, sich in adäquater Weise den beruflichen Anforderungen anzupassen und neue Lebensziele zu finden. Das Festhalten an der Vorstellung, es sei möglich, in den "Vor-Tinnituszustand" zurückversetzt zu werden, ist für viele Tinnitusbetroffene gerade das Hindernis, sich mit dem Tinnitus zu arrangieren und aus psychotherapeutischer Sicht auch der sinnvolle Weg.

Die homöopathische Behandlung des Ohrtons

Konventionelle Behandlungsverfahren beeinflussen von außen eine Störung innerhalb des Körpers, um einen Normalzustand wiederherzustellen. Dabei gehen Wirkungen oft mit unerwünschten Effekten einher, weil beispielsweise ein Medikament nicht nur am Zielorgan eine Wirkung erzwingt, sondern auch an weiteren Organen. Wenn immer möglich, sollte daher versucht werden, die körpereigenen Regulationsmechanismen einzuschalten und zu stärken, weil sie feiner und "physiologischer" arbeiten. Gerade bei chronischen Leiden bzw. Symptomen wie dem Tinnitus ist dieser Zugangsweg oft sinnvoller. In der Homöopathie werden nach der ausführlichen Anamnese und dem intensiven Kennenlernen des Patienten durch ein Gespräch über seine spezifische Symptomatik dann die geeigneten Entsprechungen in der Homöopathie gesucht. Dieses Repertorisieren, dieses Überprüfen und Vergleichen, dient dazu, das entsprechende Arzneimittelbild zu finden, welches auf die individuelle Situation des Patienten in idealer Weise paßt. Hierzu dient das Herausarbeiten von Schlüsselsymptomen. Je detaillierter und ausführlicher die Beschreibung ist, desto leichter lassen sich in der Behandlung die geeigneten Mittel finden. Ein homöopathisches Mittel wird erst dann zu einem wirklichen zentralen Mittel, wenn die typischen Zeichen des Mittels mit den Reaktionen des Menschen in bezeichnender Weise übereinstimmen.

Ein Beispiel sei hier genannt: Petroleum (Steinöl)

Die Kurzcharakteristik in Stichpunkten:

  • Reizung der Haut und Schleimhäute
  • Leeregefühl im Magen
  • umschriebenes Kältegefühl
  • plötzlich kommende und plötzlich endende Schmerzen
  • Ekzeme hinter den Ohren
  • Schwerhörigkeit und Ohrgeräusche
  • pulssynchroner Tinnitus
  • Lärm ist unerträglich, besonders wenn mehrere Leute durcheinander reden
  • vermehrte Absonderung von Cerumen
  • Schlimmer durch Wetterwechsel, kalte Luft, Nässe
  • Besserung im Sommer, Wärme, durch Essen werden die Magenschmerzen gelindert, besser durch Ruhe

Ein homöopathisches Mittel wie das Petroleum (enthalten im Salix Oligoplex Madaus) wird erst dann zu einem wirklichen zentralen Mittel, wenn die typischen Zeichen des Mittels mit den Reaktionen des Menschen in bezeichnender Weise übereinstimmen.

Weitere therapeutische Empfehlungen zu homöopathischen Mitteln:

Arnika: Tinnitus aufgrund Lärmtraumen - Verabreichung von Hochpotenzen

Asarum: Lärm bzw. laute Gespräche verschlechtern, in Ruhe besser, bei nervösen Patienten

China: Tinnitus bei starker Erschöpfung

Lachesis: Donnern und Rauschen in den Ohren oft mit Schwerhörigkeit

Phosphorus: Gefühl von verstopften Ohren bei asthenischen Patienten

Secale cornutum: Tinnitus mit Gefühlsstörung im Bereich der Ohren, D4

Theridion: Verstärkung durch Lärm, D12


Voisin empfiehlt bei subjektivem Tinnitus:

Chenopodium C 5-6 (Schwindel und Ohrgeräusche wie von einem Kanonenschuß)

Chinin. salicyl. C 5-6 (mit Schwindel)

Natr. salicyl. C 5-9 (mit Taubheit infolge Verlust der knöchernen Leitung)

Coccus c. C 5-9 (die ganze Nacht und verhindert den Schlaf, infolge Überempfindlichkeit der Schleimhäute)

Graphites C 5-15 (Sklerose und Schwerhörigkeit, stärker durch Rütteln im Wagen)

Kal. mur. C 5-6 (Tinnitus mit Tubenkatarrh)


Bezug zwischen Tinnitussymptom und ausgewählten Mitteln:

 

  • Tinnitus nach Erkältung, bei Fieber, Angst: Aconit D4
  • Tinnitus bei Arteriosklerose: Baryum carbonicum D6
  • Tinnitus bei Blutandrang zum Kopf: Belladonna D4-6
  • Tinnitus bei Kindern und nervösen Frauen, bei Rötung einer Wange: Chamomilla D3
  • Tinnitus bei Blutarmut, bei nervöser Erschöpfung: Chininum arsenicosum D4
  • Tinnitus bei Otoskerose: Chininum sulfuricum D3
  • Tinnitus nach Erkältungen: Dulcamara D2
  • Tinnitus bei Durchblutungs-Störungen, bei hohem Blutdruck mit Gesichtsröte: Glonoinum D4-6
  • Tinnitus in den Wechseljahren: Lachesis D8-10
  • Tinnitus bei Überempfindlichkeit gegen Geräusche, b. Magen-Darmstörungen: Nux vomica D6
  • Tinnitus bei Schwerhörigkeit als Folge chronischer Mittelohr-Entzündung: Phosphorus D6
  • Tinnitus bei Verstopfungsgefühl, bei Schwerhörigkeit, bei Stechen (frierende blonde Mädchen mit hellem Teint): Pulsatilla D4-6
  • Tinnitus bei Verstopfungsgefühl, Schwerhörigkeit, bei periodisch 2mal tgl. wiederkehrenden Schmerzen: Verbascum D1

Für Therapeuten gibt es ein hervorragendes Buch über die naturheilkundliche Tinnitustherapie, welches sowohl eine ausführliche Symptomenbeschreibung und die Entsprechung zu den homöopathischen Einzelmitteln enthält, wie auch eine vollständige Auflistung der Mittel. Dieses Buch ist über den Verfasser zu beziehen.

Die homöopathische Therapie des Ohrengeräusches ist ein effektiver Weg und die Arbeit mit Einzelmittel bietet sich gerade bei einem so komplexen Beschwerdebild wie das des Tinnitus an. Darüber hinaus empfiehlt es sich mit einem Therapiekonzept zu arbeiten, daß die therapeutische Arbeit erleichtert: die Zusammenfassung von geeigneten Mittel zu einem homöopathischen Komplexmittel. Diese Komplexmittel sind für den Patienten ein Vorteil, weil neben dem Indikationsgebiet auch ein breiteres Spektrum an Wirkstoffen verabreicht werden. Ein hervorragendes Basismittel ist das Capillaron von Madaus, welches sich in vielfältigen Anwendungen bewährt hat. Weitere Mittel sind: Capsicum Oligoplex, Secale cornutum Oligoplex, Vasotonicum Oligoplex und Xanthoxylon Oligoplex.

Die Homöopathie kann keine "Allheilmittel" anbieten, d.h. es gibt nicht ein Mittel für alle Betroffenen. Gerade das ist aber auch der große Vorteil dieser Therapierichtung, in der auf die spezifische und individuelle Situation des Patienten eingegangen werden kann. Je individueller das Therapiekonzept aufgebaut wird, desto erfolgreicher ist die Therapie.


Tinnitus-Diagnosehilfen können gegen DM 3,- in Briefmarken angefordert, per FaxAbrufService (Polling) Fax Nr. 0190 160 971 000 oder kostenlos im Internet unter www.ohrton.de heruntergeladen werden.


Anschrift des Verfassers:
Jan W. Moestel
Heilpraktiker
Postfach 20 07
90710 Fürth
Fax 09 11 - 7 90 88 98
Internet: www.ohrton.de

 



Diese Informationen und Veranstaltungshinweise
finden Sie auch in der Zeitschrift Naturheilpraxis des Pflaum-Verlages:





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