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  Psychotherapie bei psychosomatischer 
    Störung unter Verwendung von Hypnose 
  Von Hellmuth Schuckall
  
Eine, wenn auch nicht immer entsprechend beachtete 
    Binsenweisheit für ein wirksames therapeutisches Handeln ist, daß zwischen 
    Behandler und Patient eine dialoghafte Beziehung entstehen muss, die in großen 
    Teilen von einer gemeinsamen Sprache getragen wird. Wie jede andere lebendige 
    Sprache zeichnet sie sich dadurch aus, daß es einen gemeinsamen Interpretationsraum 
    für die verwendeten Begriffe und Bezeichnungen gibt, so daß zwischen Absender 
    und Empfänger der Botschaft Einigkeit darüber besteht, was die versandte Information 
    tatsächlich beinhaltet. Dies gilt in besonderem Maße dort, wo der Dialog innerseelische 
    Zustände, gefühlsmäßige Wirklichkeiten und Gegebenheiten zum Gegenstand wählt, 
    nämlich in der Psychotherapie. 
    Geht man Idealerweise davon aus, daß es im Prozess einer Psychotherapie ein 
    gemeinsames Bemühen um die Koordination und Abstimmung dieser "Beziehungssprache" 
    gibt, treten immer wieder und u. U. systematisch Situationen auf, wo trotz 
    eines gemeinsamen Wollens eine Grenze erreicht wird, an der jene Sprache, 
    ja sogar der Versuch der Sprachfindung, regelmäßig vom Versagen bedroht ist. 
    Es gibt seelische Erkrankungsformen, die typischerweise durch eine innerseelische 
    Sprachlosigkeit kennzeichnet sind, - die sogenannten psychosomatischen Krankheiten. 
    Die sprachlich-seelische Vermittelbarkeit ist wegen dieses Sprachmangels regelhaft 
    gefährdet, weil im affektiven Erleben des Patienten schnell gefühlsmäßige 
    Situationen erreicht werden, wo für die auftretenden Zustände und Gestimmtheiten 
    kein verbalisierbares seelisches Instrumentarium mehr zur Verfügung steht. 
    Das Symptom selbst, üblicherweise der Anlaß für ein Sprechen "über" 
    wird zum eigentlichen Idiom, das an die Stelle des innerseelisch geformten 
    Begriffs treten muss, für welchen ansonsten das affektive Wort als treffliches 
    Symbol zur Verfügung steht;- das Wort, das im Regelfall entstanden war, nachdem 
    es durch den üblichen intraseelisch-abstrahierenden Prozess einer affektiven 
    Analyse und Wandlung in die intellektuelle Differenzierung gegangen sein mußte, 
    um als Endprodukt dieses Prozesses schließlich zum geeigneten seelischen Begriff, 
    zur Metapher, zum Gefühlswort zu werden. Das bedeutet, psychosomatische Krankheit 
    tritt dann auf, wenn eben komplexes innerseelisches Geschehen in keiner Weise 
    ein adäquates und damit vermittelbares Affektwort findet, mit dessen Hilfe 
    Gefühle und Empfindungen in die Wirklichkeit der Welt gelangen können. In 
    freier Erweiterung Wittgenstein's Postulat, wonach erst das Wort einen potentiellen 
    Inhalt existentiell sein läßt, entpuppt sich der Träger der psychosomatischen 
    Krankheit als ein Subjekt, das in weiten Teilen seiner eigentlichen Subjekthaftigkeit 
    beraubt ist, in dem es wesentliche Anteile seines inneren Erlebens nicht kennzeichnen 
    kann und deshalb in wesentlichen Persönlichkeitsanteilen im vorbewußt schwebenden 
    Raum einer archaischen Organsprache verbleiben muß.
Psychoanalytisch orientierte Entwicklungsmodelle gehen davon aus, daß die Sprache der Affekte und ihre komplexe Differenzierung prozesshaft in der Beziehung zwischen Mutter und Kind entsteht,- im Kontext der frühen mütterlich-umsorgenden, affektiven Benennung jener ursprünglichst auftretenden Empfindung von Schmerz und Angst wie auch von Lust, Freude, Hunger und Durst oder anderen Primärreaktionen. Durch ihre Empathie, ihre Hilfe und Anleitung werden diese Primäraffekte aus dem elementaren primärprozeßhaften Grundmuster biologisch-reaktiven Seins, tausendfach qualitativ wie quantitativ relativiert und modifiziert, in die Abstraktion und damit sprachlichen Verfügbarkeit transponiert. Diese umsorgende mütterliche Zuwendung, die dem kindlichen Affektausdruck ein treffendes gefühlsmäßiges Wort verleiht, schafft erst die Fähigkeit des Kindes, über die eigenen Affekte gefühlsmäßig sprechen zu können. Bei den Trägern psychosomatischer Krankheit scheint dieser ursprüngliche Prozeß der "Gefühlsverwirklichung" mittels der Mutter-Kind-Interaktion nur marginal oder z.T. sogar ganz unterblieben zu sein. Wer sich therapeutisch mit dem typisch psychosomatisch Erkrankten beschäftigt, wird vergleichsweise rasch und begrenzend auf diese, im Extremfall als Alexithymie bezeichnete Begriffs- und Wortlosigkeit für seelische Gegebenheiten stoßen. Der tiefenpsychologisch orientierte Weg muß üblicherweise mit den Phantasien, Projektionen und Imaginationen der Patienten kooperieren, als die einzige Möglichkeit, die destruierenden Traumata und Strukturen zu identifizeren, aufzudecken , schließlich kompensatorisch zu bearbeiten und seelisch integrierbar werden zu lassen. Dort, wo aber dieses innerseelisch-sprachliche Instrumentarium nicht entsprechend ausgebildet werden konnte, muß logischerweise der therapeutische Deduktionsprozess zunächst an eine Mauer stoßen. Psychosomatische Krankheiten bedürfen deshalb im Kontext der tiefenpsychologischen Therapie enormer Geduld (und eines kaum mehr vertretbaren Stundenrahmens), denn für jedes nicht vorhandene affektive Wort muß in der Beziehung zum Therapeuten mühselig eine passende Begrifflichkeit erarbeitet und nachgeholt werden, was in aller Regel außerordentliche Schwierigkeiten bereitet und vom Therapeuten eine immense Bereitschaft fordert, permanent gefühlsmäßige Analogien und potentielle Vergleichbarkeiten zu einem unspezifisch hervorgebrachten Affekt zu suchen und zu finden, so daß der Patient auf diese Weise die Sprache der Gefühle regelrecht erlernen kann.
In vielen Fällen funktionieren allerdings auch solche Therapieanstrengungen nicht, weil die notwendigen Sprachcodes in herkömmlich tiefenpsychologischer Weise einfach nicht zu finden sind.
Bei der theoretischen Überlegung wie einem derartigen 
    Kommunikationsdefizit zu begegnen wäre, bietet sich in erster Annäherung die 
    Hypnose als eine grundsätzlich geeignete Hilfskonstruktion an, die wegen ihrer 
    primärprozesshaft anmutenden, viel-sinnlich affektiven Bildsprache als Kompensationsinstrument 
    gut geeignet erschiene. Bei konsequenter Betrachtung einer solchen Möglichkeit 
    entpuppt sich dann die Ericksonsche Hypnotherapie bereits vom theoretischen 
    Ansatz her als das potentiell wohl geeignetste Verfahren. Denn ein herausragendes 
    Kriterium beim Ericksonschen Weg der Hypnosenutzung findet sich im therapeutischen 
    Angebot der sogenannten Utilisation. Mit diesem Begriff ist definiert, dass 
    grundsätzlich nur solche Affekte und Erlebnisse hypnotherapeutisch genutzt 
    werden dürfen, die aus dem sinnlich erfahrenen Lebens- und Gedankenraum des 
    Klienten stammen, was den besonderen Vorteil hat, dass das imaginativ Erfahrbare 
    als wirklich und wahr im Seinerleben anerkannt werden kann, weil es als historisch 
    korrekt für das betreffende Leben identifizierbar ist. Zum anderen vermeidet 
    dieser Weg weitgehend jene fragwürdige Künstlichkeit und damit potentiell 
    seelische Unglaubwürdigkeit durch eine u.U. individuell wesenfremde Manipulation 
    aus dem Erlebensraum des Anderen (Therapeuten), was somit konzeptionell mit 
    dem psychoanalytischen Ethos ebenfalls gut vereinbar erscheint. 
    Die Überlegung zielt nun dahin, reales Erleben des Patienten, das in seiner 
    deskriptiven Faktizität aus dem Text der therapeutischen Stunden ja durchaus 
    vorliegt, mit den sinnlichen Eindrücken der hiermit verknüpften Erinnerung 
    wieder er- und -belebend zu kontaminieren, auf diesem Weg eine affektive benennbare 
    Vermengung zu induzieren, die im Laufe des stattfindenden, kontinuierlichen 
    therapeutischen Erlebensprozesses schließlich auch eine gefühlsmäßig genaue 
    Bestimmbarkeit des Wiedererfahrenen ermöglichen könnte. Wenn nämlich ein tatsächliches 
    Ereignis mit einer ganzheitlich-affektiven Sinneserfahrung kooperiert, müßte 
    es nicht allzu schwer sein, das hierfür vorgeschlagene Wort oder den trefflichen 
    affektiven Begriff zu verknüpfen, um damit als sprachliche Ausdrucksmöglichkeit 
    wirklich und verfügbar werden zu können. Diese neu gewonnene Wirklichkeit 
    wiederum ermöglichte dann dieses Sprechen in der Analogie des "als ob", 
    was es für den Patienten leicht machte, die hierfür vom Therapeuten vorgeschlagene 
    oder selbst gefundene gefühlsmäßige Benennung als eine auch tatsächlich stattfindende 
    Gegebenheit wahrzunehmen, um sie (auch in Zukunft) in die Abstraktion des 
    sprachlichen Ausdruckes übersetzen zu können. 
In der folgenden Fallvignette soll diese gedankliche Möglichkeit und der daraus folgende Prozess,- der pragmatische Einbau von hypnotherapeutischen Techniken in eine psychoanalytisch orientierte Therapie,- stichpunktartig dargestellt werden. Vorab soll nicht unerwähnt bleiben, daß die Verwendung von Hypnose durchaus ihre eigenen Probleme in Bezug auf die Übertragungssituation ausübt und immer wieder der Klärung bedarf, was aber in diesem Beitrag nicht Gegenstand der Überlegung sein soll.
Die Patientin ist eine zu Therapiebeginn 31-jährige 
    Informatikerin, bei der vor etwa 3 Jahren der ersten Schub einer Multiple 
    Sklerose aufgetreten war, typischerweise mit initialer Sehstörung und imperativem 
    Harndrang. Zu Anfang gehörten auch Gangunsicherheit, eine Störung der Tiefensensibilität 
    in den unteren Extremitäten und eine leicht rechtsbetonte Taubheitsempfindung 
    in den Fingerspitzen dazu, seelisch vergesellschaftet mit einer latent aggressiv 
    -dysphorischen Grundgestimmtheit. 
    Unter Hochdosis-Cortisonbehandlung und anschließender Dauermedikation mit 
    einem klassischen, neueren MS-Präparat sowie unter Komedikation mit proteolytischen 
    Enzymen verschwanden die somatischen Krankheiterscheinungen bis auf die Empfindungsstörungen 
    in den Fingern zunächst ziemlich weitgehend. Im Kontext familiärer und partnerschaftlicher 
    Auseinandersetzungen jedoch traten regelhaft immer wieder kleiner Schübe auf, 
    die von ernsteren depressiven Verstimmungen aber auch unspezifischen Aggressionsausbrüchen 
    begleitet waren und wenig zur ansonsten recht bestimmend- rationalen Gestimmtheit 
    der Patienten zu passen schienen. Es wurde zunehmend deutlicher, dass insbesondere 
    Trennungssituationen derartige Schübe initiierten. 
    Wie die Patientin berichtete hatte sie seit der Pubertät immer wieder Partnerbeziehungen, 
    die jeweils nur vergleichsweise kurz hielten, obschon die Patientin betonte, 
    alles in ihrer Macht stehende für diese Beziehungen getan zu haben. Häufig 
    angeführte Gründe für die Trennungen (stets durch die Beziehungspartner initiiert) 
    waren Vorwürfe wie "zu wenig Austausch,..du läßt mich nicht an dich heran,..ich 
    wusste nie wirklich, was in die vorgeht, ...irgendwie bleibt nie etwas etc". 
    Diese vergleichsweise unspezifischen Vorwürfe und recht vage erscheinenden 
    Trennungsargumente wurden allerdings rasch gefühlsmäßig verständlich, wenn 
    man die Persönlichkeit der in ihrem Erscheinungsbild durchaus ansehnlichen 
    Patientin erlebt. Im Gespräch zeigt die junge Frau, die sich formal freundlich 
    zugewandt und um Kontakt bemüht gibt, als durch und durch rationalisierend, 
    ideologiehaft kühl und scheinbar gefühlsmäßig unbeteiligt argumentierend, 
    dabei von bestechender intellektueller Brillanz und Eloquenz. Sie schildert 
    eine Kinder- und Jugendsituation in der sie, früh paternisiert überwiegend 
    als narzistisches Objekt einer infantil erscheinenden Mutter zu fungieren 
    hatte.
    Sie beschreibt nach vergleichsweise wenigen Stunden und dabei außerordentlich 
    präzise in der Schilderung eine Reihe schwerer kindlicher Entwertungssituationen 
    und Traumata, die sie im Laufe der weiteren Therapiestunden noch detaillierten 
    ausführen kann, was in der emphatischen Anteilnahme beim therapeutischen Gegenüber 
    z.T. ausgesprochen anhaltende Wutempfindungen und Verstimmungen sowie kompensatorisch 
    auch rege Vorstellungen und Phantasienproduktionen hinterließ.. Von all diesen 
    Affekten scheint die Patientin selbst wenig bewusst zu erleben. So beschreibt 
    sie ihr Erleben mit der gleichen professionellen Sachlichkeit mit der sie, 
    medizinisch-terminologisch korrekt, auch ihre neurologischen Ausfälle darstellt. 
    Erst nach langen Stunden ist es ihr möglich, über eine dumpfe Depressivität 
    zu klagen, von der sie sich beschnitten fühle., die sie "irgendwie" 
    auch als Grund für ihre Trennungen ansieht. Bei der näherer Betrachtung des 
    Beziehungsgeschehens gelingt es ihr allmählich so etwas wie einen Trennungsschmerz 
    und Verlassenheitsgefühle zu beschreiben und ihre Ohnmachtsempfindungen mit 
    annäherungsweise plastischen Adjektiven derart anzureichern, dass sich eine 
    gefühlsmäßige Unmittelbarkeit zwischen geschildertem seelischen Erleben und 
    den Faktengeschehnissen der Trennung herstellen lässt.
Zur Demonstration für die Praxis einer hypnotherapeutischen 
    Intervention innerhalb einer laufenden Therapie soll eine Trennungssituation 
    herangezogen werden, die sich innerhalb der ersten 50 Stunden dieser psychoanalytischen 
    Therapie ereignete. Im Kontext eines mit dem Beziehungspartner unternommenen 
    Badeurlaubs an der belgischen Nordseeküste hatten die schon länger diffus 
    schwelenden Beziehungsprobleme zugenommen und erreichten gegen Ende der Ferien 
    ihren Höhepunkt, wo der Partner andeutete, dass er sich trennen wolle. Bei 
    Rückkehr aus dem Urlaub wurde die Trennung dann entgültig, wobei die Patientin 
    zunächst als Begründung anführte, dass sie während des Urlaubs auch Fahrradtouren 
    allein unternommen habe, was den Partner wohl so gekränkt habe, dass er den 
    Trennungsschritt unternommen habe. Der Auseinandersetzung waren einige Tage 
    am Strand vorausgegangen, wo sich die Patientin sehr wohl gefühlt hatte und 
    offenbar auch durchaus bewusst ihr gegenwärtiges Erleben, ihren Partner wahrgenommen 
    und intensiv mit sich und einem intensiven Naturerlebnis in Beziehung setzen 
    konnte, wie die spätere Rekapitulation des Geschehens ergab.
    Im Laufe der Schlüsselung der tatsächlichen Ereignisse wurde dann aber deutlich, 
    dass die Patientin in der ihr typischen Weise selbst sehr zärtliche und intime 
    Situationen ohne nennenswerte seelische Regungen und gefühlsmäßig anteilnehmende 
    Kommunikation behandelt hatte und kaum über das Deskriptive im Dialog hinausgekommen 
    war, was den Partner wohl "im Regen hat stehen lassen", obschon 
    die Patientin, wie sich in den Therapiestunden herausstellen sollte, durchaus 
    ein sehr reichhaltiges und differenziertes Gefühlserleben erfahren hatte, 
    an dem sie ihren Partner allerdings hatte nicht teilhaben lassen können. Die 
    Beschreibungen jener Tage umriß eine Vielzahl sehr inspirierender, vom Naturschauspiel 
    und der partnerschaftlichen Nähe ungewöhnlich involvierender Momente und Situationen, 
    deren affektive Korrelate sich jedoch nur auf Adjektive wie "so schön 
    und so ruhig" oder "ich hab mich so richtig wohl gefühlt" oder 
    "war ganz angenehm" etc. beschränkten. 
    Erst im therapeutischen sprachlichen Angebot, das für die verschiedenen Situationen 
    gefühlsmäßig genauere und erlebnisorientierte Bilder und Vergleiche (aus den 
    Schilderungen der Patientin gezogen) anbot, gelang es der Patientin erstmalig, 
    ein sehr genaues Bild ihres tatsächlichen seelischen Erlebens zu vermitteln, 
    wo sich Patientenerleben und die indentifikatorische Empathie des Therapeuten 
    als konkordant wahrnehmen ließen. 
Aus dieser therapeutischen Erfahrung heraus, begann 
    die Einführung der Hypnose in die bis dato ausschließlich (wenn auch modifizierte) 
    analytisch orientierte Therapie. Unter dem Eindruck der unmittelbaren Erfahrung 
    des Urlaubs begann die Patientin die einzelnen Szenen und Situationen in einem 
    Zustand mittlerer und z.T. tiefer Trance,- wobei sich die Induktion strikt 
    auf unmittelbares Körpererleben beschränkte,- nochmals zu durchleben. Gefühle 
    von Wohlbefinden, von Lust und Gehaltensein, aber auch von Wut und Niedergeschlagenheit, 
    von Alleinsein und Ohnmacht ließen sich mit den entsprechenden Körperwahrnehmungen 
    vergesellschaftet gut identifizieren und zum Teil als Analogie oder auch im 
    Gegensatz zum stattgehabten sinnlichen Erleben verbinden. In diesem Kontext 
    gelang es auch Analogien und Situationen aus anderen frühen Geschehnissen, 
    Erinnerungen und Erfahrungen, z.T. aus Filmen zu erinnern und verknüpfend 
    gefühlsmäßig plastisch werden zu lassen. Wie die über mehrere Sitzungen hinweg 
    verlaufende Nachbearbeitung dieser ersten kombinierten Stunde ergab, war es 
    der Patientin gelungen, eine bisher noch nie so bewusst erfahrene Gefühlstiefe 
    und Authentizität zu erleben, was ermutigte, in dieser Weise mit den Stunden 
    fortzufahren. 
    Im Laufe der weitere Behandlung (gesamt 160 Stunden bei mir und Fortführung 
    an einem anderen Wohnort) konnte dann im Rahmen mehrerer hypnotherapeutischer 
    Altersregressionen (Induktionen als unspezifische Geschichten über Schulzeit 
    und typische familiäre Situationen) eine sehr traumatische und für die Patientin 
    gefühlsmäßig sehr mitnehmende Kindheitsgeschichte tatsächlich bewusst erlebbar 
    werden, wobei es zunehmend gelang, ein affektives Bild- und Sprachinstrumentarium 
    zu entwickeln, dass es der Patientin ermöglichte,- jetzt weiter im vorwiegend 
    analytischen Prozess und - unter Freisetzung z.T. intensivster Wut - Haß- 
    und Racheempfindungen den erlittenen Kränkungen und Entwertungen vergleichsweise 
    angemessenen Ausdruck zu verleihen. In gleicher Weise gelang es aber auch 
    Freude, Begeisterung und intensive Glücksmomente- und Empfindungen zu verbalisieren, 
    wobei der Umstand, dass die Patientin Geige spielte und sich insgesamt sehr 
    für Musik interessierte, sehr hilfreiche Tranceinduktoren bzw. auch Gefühlskorrelate 
    boten. Es darf nicht verschwiegen werden, dass dieses "Gefühlelernen" 
    in Trance keineswegs mit den wenigen hier fokusartig geschilderten Stunden 
    erreicht war. Vielmehr zog sich dieser Prozess über die gesamte weiter Therapie 
    hin, wobei es zahlreiche Stunden gab, in denen es, - für beide Seiten recht 
    deprimierend,- den Anschein hatte, als würde gefühlsmäßiges Erleben und reale 
    Existenz im Prozess der Stunden losgelöst nebeneinander, wie abgeschnitten 
    und scheinbar isoliert existieren. Mit der intensiven und z.T. außerordentlich 
    schwierigen Bearbeitung dieses Spaltungserlebens, ebnete sich dann allerdings 
    ein immer dichter wahrnehmbarer Weg in eine gefühlsmäßige Autentizität. 
Auf der realen Lebensebene waren diese Prozesse auch nicht ohne Folgen geblieben. So hatte die Patientin nach Überwindung eines sehr erheblichen inneren Widerstands den Versuch unternommen, mit der Mutter in einen Dialog über die gemeinsame Geschichte einzutreten, was allerdings von der Mutter infolge deren Persönlichkeit leider wenig produktiv ausfiel. Für die Patientin jedoch ergab sich aus diesen Gesprächen die Möglichkeit die Persönlichkeit der Mutter als gegeben und wohl nicht veränderbar zu akzeptieren und sich erstmalig ohne permanente Verpflichtungsgefühle ein Stück zu distanzieren. Es gelang auch ein nicht ausschließlich von der Mutter begrenztes Bild vom geschieden Vater zu entwickeln, was es in der Folgezeit ermöglichte, mit den Stiefgeschwistern Kontakt aufzunehmen und sich, im Gegensatz zu ihrer bisherigen Erfahrung, gefühlsmäßig als wichtiger Teil der Gesamtfamilie zu erfahren und daraus erneut einen Identitätsschub zu erleben.
Dieser kurze Ausschnitt aus einer Fallgeschichte mag verdeutlichen, dass es sich bei den üblichen psychotherapeutischen Methoden und insbesondere im Rahmen der Behandlung von psychosomatisch erkrankten Patienten (ähnliche Erfahrungen liegen dem Autor bei Patienten mit Rheuma, Migräne ,Asthma, Kolitis, Krebserkrankung und Schmerzsyndromen vor) durchaus lohnen mag, gezielt zum Instrumentarium der Ericksonschen Hypnose zu greifen, zumal die meisten psychotherapeutischen Methoden letztlich stets Beziehungstherapien sind, in denen es früher oder später um den oben postulierten gemeinsamen Dialog zu gehen hat. Ein gemeinsamer Dialog ist aber stets auch der Austausch von gemeinsamen Bildern und Erlebnissen, welche dann als besonders intensiv und gemeinsam erlebt werden, wenn sie in ihrer Bild- und Erlebnissprache kongruent sind, das heißt, wenn sich Absender und Empfänger zur gleichen Zeit im gleichen Gefühl wiederfinden. Wenn also beide sich in der Trance eines tiefen Beziehungserlebens befinden, wie Hypnotherapeuten einen solchen Vorgang bezeichnen würden. Quod erat demonstrandum.
Literatur beim Verfasser
Anschrift des Verfassers:
    Dr. Hellmuth Schuckall
    Psychotherapie/Psychoanalyse
    Naturheilverfahren
    Nördl. Auffahrtsallee 62
    80638 München
    E-Mail: drschuckall@Aol.com 
    
  Diese Informationen und Veranstaltungshinweise 
  finden Sie auch in der Zeitschrift Naturheilpraxis des Pflaum-Verlages: 
   
 
  


