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Bindia S. Dreilich

Abschlußarbeit von SHOU ZHONG 1999

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Bedeutung und praktische Anwendung des Wundermeridians

CHONG MAI

 

Vorwort

 

I Einleitung

1. Terminologie der 8 außergewöhnlichen Gefäße / Wundermeridiane

2. Geschichte der außergewöhnlichen Gefäße

 

II Theoretische Grundlagen

1. Entstehung von Leben

2. Die Entwicklung der embryonalen Strukturen

3. Die allgemeinen Funktionen der Wundermeridiane

3.1 Speicherung und Verteilung von Jing Qi und Blut

3.2 Regulation der Lebenszyklen

4. Zusammenfassung und allgemeine Anwendungsgebiete

5. Beziehung der Wundermeridiane untereinander

 

III CHONG MAI

1. Verlauf

2. Verbindungspunkte

2.1 Ma 30 - Qichong - anstürmendes Qi

2.2 Vereinigungspunkte

2.2.1 Ni 13 - Qixue "Qihöhle"

2.2.2 Ni 14 - Si man "überall Fülle"

2.2.3 Ni 16 - Huang shu "Shu-Punkt der vitalen Zentren"

2.2.4 Ni 23 - Ni 26

Ni 23 - Shen feng "Shen-Siegel"

Ni 24 - Ling xu "Ling-Schwäche"

Ni 25 - Shen cang "Shen-Speicher"

Ni 26 - Yu Zhong "blühende Mitte"

3. Öffnungspunkt Mi 4 "Gongsun"

4. Ankopplungspunkt Pc 6 "Neiguan"

5. Bezeichnungen

6. Funktionen und Anwendung

6.1 Öffnung

6.2 Verteilung und Reservoir

6.3 Störungen des CHONG MAI

6.4 CHONG MAI und gegenläufiges Qi "Si Ni"

6.5 CHONG MAI und reproduktive Funktion

6.6 CHONG MAI und Herz

6.7 CHONG MAI und vor- und nachhimmliches Qi

Bedeutung und praktische Anwendung des Wundermeridians

CHONG MAI

 

IV Klassische Indikationen des CHONG MAI

1. Ling Shu

2. Nan Jing

3. Zhen Shin Ying

4. Zhen Jiu Da Cheng

5. Zhen Jiu Da Cheng - Behandlungskombinationen

6. Dr. Yang´s CHONG MAI-Behandlungen

 

 

V Praktische Anwendung

1. Behandlungstechniken

2. Einseitiges und geschlechtsspezifisches Nadeln

3. Nadelsequenz

4. Reaktionen und Nachbehandlung

 

VI Literaturverzeichnis

 

Anhang


Vorwort

Meine Abschlußarbeit hatte ich mir ganz anders vorgestellt. - Einzigartig, mit neuen und eigenen Gedanken wollte ich über den Wundermeridian CHONG MAI schreiben und seine mystischen, meditativen Aspekte.

Der CHONG MAI hatte es mir besonders angetan, weil er auch "alchemistische Hexenküche" und "der einzige Weg, der zur Erleuchtung führt" genannt wird.

Wie das im Leben so ist - wenn man sich etwas Großartiges vornimmt, von dem man nur wenig Ahnung hat, wird man eines Besseren belehrt.

So hatte ich große Schwierigkeiten, überhaupt Literatur zu finden und wenn, dann war sie hauptsächlich "klinischer Art".

Und um mich dann auf die Suche nach den für mich "richtigen" Büchern zu begeben, fehlte die Zeit.

Nach einer Periode des Zögerns und Haderns mit dem Thema und mir fing ich endlich zu schreiben an - der 1. Schritt , so erinnerte ich mich, sei der Wichtigste. Jetzt war ich erstaunt darüber, was der CHONG MAI alles zu bieten hat.

Ich konnte Wissen, das ich bereits hatte, vertiefen; Halbwissen zu einem Ganzen führen und vieles offenbarte sich mir ganz neu.

Trotz aller Stolpersteine und Leber-Qi-Staus ging es vorwärts, und ich machte mit dieser Arbeit wieder einmal die Erfahrung, daß "der Weg das Ziel ist" (Lao Tszu).

Jedenfalls werde ich für "mein" Thema nach Beendigung der Ausbildung offenbleiben.

 

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen Lehrern und Mitschülern bedanken.

Ihr habt mir alle sehr viel gegeben !

 

I Einleitung

 

1. Terminologie der 8 außergewöhnlichen Gefäße / Wundermeridiane

Die "Qi Jing Ba Mai" - die 8 Wundergefäße, lassen sich vereinfacht übersetzen als "die 8 Gefäße, die merkwürdige Verläufe haben, über die man sich wundern kann".

Qi - Laute der Bewunderung

Außergewöhnlich, absonderlich, fremd, selten, aber auch: deformierter Körper, strukturelle körperliche Ungleichheiten

Jing  - gedachtes Gewebe, durch das Qi und Blut fließt

Mai - Gefäße

 

Bezeichnungen der 8 Wundergefäße

1 CHONG MAI Penetrationsgefäß (Straße, strategischer Verbindungspunkt)

2 DU MAI Lenkergefäß (der General)

3 REN MAI Konzeptionsgefäß (Empfängnis)

4 DAI MAI Gürtelgefäß

5 YANG QIAO* MAI Yang-Fersengefäß

6 YIN QIAO* MAI Yin-Fersengefäß

7 YANG WEI** MAI Bewahrer des Yang

8 YIN WEI** MAI Bewahrer des Yin

 

QIAO* Ferse, Gewandtheit, auch die Fähigkeit mit gekreuzten Beinen zu sitzen oder auf Zehenspitzen zu stehen

WEI** Seil, verbinden, vereinigen, zusammenfügen

 

2. Geschichte der außergewöhnlichen Gefäße

Frühe Beschreibungen über die Wundermeridiane finden sich im "Ling Shu" (100 - 300 v. Chr.) und im "Su Wen". Dort sind manche Beschreibungen und Symptome unklar und widersprüchlich. Im "Nan Jing" (100 v. Chr. - 100 n. Chr.), ein Hauptkommentarbuch und eine Erweiterung zu "Ling Shu" und "Su Wen", findet man eine klare Entwicklung in der energetischen Theorie der 8 Wundermeridiane, die ebenso Einsichten in die Natur und Körper-energien enthält. Man vermutet, daß diese aus dem Daoistischen Weltbild entstammen.

Die erste vollständige und systematische Beschreibung der Qi Jing Ba Mai findet sich im "Zhen Jin Da Quan", geschrieben 1439 n. Chr.

1601 n. Chr. folgte "Zhen Jiu Da Cheng" mit genauen Behandlungsmethoden für die Wundermeridiane und Beschreibungen der 8 Meisterpunkte, ihre Verwendung alleine, in Paaren oder in Kombination mit anderen Punkten.

 

II Theoretische Grundlagen

1. Entstehung von Leben

Um zu erkennen, wie die Wundermeridiane in der praktischen Akupunkturarbeit eingesetzt werden können, muß man verstehen, welche Funktionen sie in der Entstehung und Entwicklung des Menschen insgesamt haben.

Die Daoisten gehen davon aus, daß sich im Menschen ein energetisches Zentrum befindet, "das sich zwischen den Nieren bewegende Qi". In vielen anderen Texten wird dieses gleichgesetzt mit Ming Men, dem "kleinen Herzen" und "Qi Hai Dantian".

Die Quelle dieses Zentrums bildet die Himmel/Erde/Mensch-Konstellation, aus der das neue Leben entsteht bzw. erzeugt wird.

So wie in der Makrokosmos/Mikrokosmos-Analogie der Chinesen "Tai Yi - das Große Eine"

- die Wurzel und der Ursprung aller Energiesysteme - der Ursprung ist, so ist das "sich zwischen den Nieren bewegende Qi" (Moving Qi) im körperlichen Energiesystem "das Große Eine".

Im "Nan Jing" und anderen daoistischen Abhandlungen wird der Ursprung der menschlichen Energien im Kosmos als "Nicht-Form" bezeichnet.

Wir erinnern uns an die Beschreibung vom Pericard und San Jiao (3FE):

"Beide haben einen Namen, aber keine Form (sind "Nicht-Form").

"Nicht-Form" kommt direkt vom Tai Yi, dem Großen Ganzen, von dem alles materialisiert wird, Himmel und Erde, Yin und Yang. "Nicht-Form" erzeugt Form, erzeugt den Körper, welcher sich ständig umgestaltet und durch Shen belebt wird. Manchmal wird Shen auch "Geist" (Seele) genannt.

 

Die Umgestaltung von "Nicht-Form" in Energien - die eigentliche Basis von Akupunkturtheorien - findet im Energie-Zentrum, dem Bauch, dem Hara statt.

Der 3FE, das Pericard und Ming Men sind die ersten energetischen Kreationen von "Nicht-Form", die alle anderen energetischen Prozesse im Körper nach sich ziehen. Ihre Aufgabe ist es, die himmlischen Energien herunterzuholen und so umzuwandeln, daß sie im menschlichen Körper funktionieren können.

Diese Energien sind das Zentrum des körperlichen Energiesystems, die erste Verkörperung von Yin und Yang - symbolisiert als Feuer und Wasser. Hier werden die himmlischen (pränatalen) und nachhimmlischen (postnatalen) Energien transformiert.

Ming Men, Pericard und der 3FE unterstützen alle energetischen Prozesse des Körpers, einschließlich der Beziehung der Fünf Elemente und Zehn Stämme, den Kreis der Zwölf Meridiane und aller anderen Gefäße und die verbundenen Organsysteme und Funktionen.

Alle sind im "Moving Qi" verwurzelt.

Ebenso die 8 Sondermeridiane; der CHONG MAI wird manchmal mit dem "Moving Qi" gleichgesetzt und DU MAI und REN MAI werden als die Yin-/Yang-Zweige des "Moving Qi" betrachtet.

Deshalb heißt es auch in Wang Bings Kommentar zum "Su Wen":

..."CHONG MAI, DU MAI und REN MAI haben verschiedene Namen, sind aber alle Eins."...

 

2. Die Entwicklung der embryonalen Strukturen

Menschliches Leben entsteht durch die Vereinigung des Jing des Mannes und des Jing der Frau plus der kosmischen Wirkkraft Shen.

Im Ming Men (nicht identisch mit DU MAI 4), der eine direkte Verbindung zum Kosmos hat, entsteht das Yuan Qi (vorgeburtliches oder vorhimmlische Essenz), welches die Herausbildung von Gefäßen und Leitbahnen aktiv vorantreibt.

- So entsteht als erstes Gefäß der Embryonal-Entwicklung der CHONG MAI, er repräsentiert im Embryo die Zahl EINS "die höchste Einheit Tai Yi".

- Aus dem Yang-Aspekt des CHONG MAI entwickelt sich der DU MAI, das zweite Gefäß, welcher von nun an das primäre Yang bildet.

- Das dritte Gefäß steigt vom oberen Pol ab und ist der REN MAI, welcher das primäre Yin bildet.

DU MAI und REN MAI repräsentieren die Zahl ZWEI, Yin und Yang, grundlegende Polarität, Widerspruch.

- Der DAI MAI, als vierte Leitbahn, bildet als einzige Leitbahn eine horizontal verlaufende Bahn und verbindet DU MAI und REN MAI und reguliert die Jing-Zirkulation des Auf- und Absteigens.

 

DAI MAI

Diese vier Gefäße nennen sich die "Wundergefäße der ersten Generation", da sie die ersten grundlegenden Leitbahn-Strukturen bilden.

 

 

Die nächsten vier Leitbahnen nennen sich die "Wundergefäße der zweiten Generation".

YANG QIAO MAI und YIN QIAO MAI bewegen Yang und Yin, dehnen den Embryonalkörper symmetrisch nach allen Richtungen hin aus, sorgen für die Koordination und richtige Verteilung.

YANG- und YIN WEI MAI, "Yang und Yin-Schützer", grenzen die Ausdehnung ein, damit etwas nicht ausufert und sie regulieren und schützen.

Neben dieser Entwicklung der Wundergefäße findet im Embryo auch die Herausbildung und Entwicklung der 12 Hauptmeridiane statt, beginnend mit der Leber-Leitbahn im 1. Monat bis zur Blasen-Leitbahn im 10. Monat

Mit der Geburt des Kindes gehen die Leitbahnen auf und 8 Wundermeridiane treten in den Hintergrund, sie sind nicht sichtbar, aber doch präsent.

3. Die allgemeinen Funktionen der Wundermeridiane

In den Klassikern werden die Wundermeridiane als Seen und die Hauptmeridiane als Flüsse bezeichnet.

Flüsse münden in die Seen oder Meere, diese nehmen den Inhalt der Flüsse auf und geben auch wieder ab, wenn die Flüsse am Austrocknen sind.

Die gleiche Funktion erfüllen die Wundermeridiane.

 

3.1 Speicherung und Verteilung von Jing, Qi und Blut

Jing ist die reinste, verfeinerteste Form von Qi im Körper. Es entsteht durch die Verbindung von prä- und postnataler Essenz in den Nieren. Die pränatale oder vorhimmlische Essenz ist die Energie, die jedes Lebewesen von seinen Eltern bekommt und die durch Verschmelzung von Eizelle und Spermium entstanden ist = materialisiertes Jing.

Die postnatale oder nachhimmlische Essenz stammt aus der Nahrung, die wir zu uns nehmen.

Die sich aus diesen beiden Essenzen ergebende Kostbarkeit fließt also in den Wundermeridianen und wird hier gespeichert oder abgegeben, je nach Bedarf.

Die Speicherfunktionen von CHONG MAI, REN MAI und DU MAI sind am ausgeprägtesten,sie sind es ja auch, die den Fötus zu Beginn des Lebens ernähren.

Ist ein Hauptmeridian übervoll, so sind es die Wundermeridiane, die diese Fülle aufnehmen und speichern.

Bei einer energetischen Leere können sie dem Hauptmeridian wieder Energie zur Verfügung stellen.

Bei Schocks oder Traumata kann ein "Extra-Schub" aus den Wundermeridiane das Leben sichern - der Preis kann allerdings dafür eine Leere in dem betroffenen Meridian sein.

Des weiteren sind die Sondermeridiane in der Lage, pathogene Energien von den Hauptmeridianen aufzunehmen und "Giftigkeiten" zu speichern, wenn z. B. ein Tumor oder eine Schwellung vorhanden ist.

Dadurch werden zwar Zang und Fu vor pathogenen Einflüssen geschützt, es kann aber sein, daß der Wundermeridian selbst dadurch in Fülle gerät.

Die großen Verteiler von Jing an den Körper sind ebenfalls CHONG MAI, DU MAI und REN MAI. Sie ernähren die außergewöhnlichen Fu: Uterus, Gehirn, Galle, Mark, Blutgefäße und Knochen und speichern dort Jing. Durch diese Meridiane findet ebenfalls die Verteilung des Wei Qi statt, das Schutzfunktionen im Körper erfüllt.

 

 

3.2 Regulation der Lebenszyklen

Die Wundermeridiane kontrollieren Wachstum, Reproduktion und geistige Entwicklung.

Sie sind auch zuständig für die 7-Jahres-Zyklen der Frau und die 8-Jahres-Zyklen beim Mann und sind wichtig für die Fruchtbarkeit und Schwangerschaft. Auch unsere Vitalität und die Fähigkeit, sich von Krankheiten zu erholen, hängt mit der Funktionsfähigkeit der Wundermeridiane zusammen.

4. Zusammenfassung und allgemeine Anwendungsgebiete

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Wundermeridiane energetisch gesehen in enger Verbindung stehen zu dem vorhimmlischen Qi, dem "Großen Einen" oder der "Nicht-Form".

Sie dienen bei der Entstehung und Entwicklung menschlichen Lebens als konstellierende Kraft. In ihnen ist unser energetisches Erbe enthalten, die ganzen Informationen wie eine Entwicklung stattfindet, das Potential und die uns "zugedachte" Lebenszeit.

Deshalb werden die Sondermeridiane mit ihrem wertvollen Inhalt als die stärkste und ursprünglichste des Menschen gesehen. Im "Alltäglichen" tragen sie dazu bei, daß die Dynamik und die Regulation des Qi-Flusses aufrechterhalten wird, sie haben eine stark regulierende und ausgleichende Funktion innerhalb des gesamten Merdiansystems.

Ihre Anwendung finden die Wundermeridiane bei einer konstitutionellen Behandlung (Wurzel-Ben), bei Störungen in bestimmten Entwicklungszyklen, bei chronischen Erkrankungen mit mindestens 3 betroffenen Funktionskreisen.

Chronische Erkrankungen schwächen Qi und Jing. Besonders DU MAI, REN MAI und CHONG MAI können aufgrund ihrer Reservoir-Funktion Qi, Jing und Blut mobilisieren und kräftigen.

Auch eine konstitutionelle Schwäche des Jing, die sich z. B. in angeborenen Krankheiten oder auch in Erkrankungen der Wirbelsäule in jungen Jahren zeigt, läßt sich über die Wundergefäße behandeln.

Da die reproduktiven Zyklen von Frauen und Männern über das Jing reguliert werden, kommen bei Störungen und Krankheiten in diesem Bereich gerade auch die Wundergefäße, besonders REN MAI, DU MAI und CHONG MAI zum Einsatz.

Bei strukturellen Inbalancen wird besonders erfolgreich mit YANG QIAO MAI und YIN QIAO MAI gearbeitet.

 

5. Die Beziehung der Wundermeridiane untereinander

Traditionell werden die 8 außerordentlichen Gefäße in 4 Paare eingeteilt. Die Gründe dafür sind (bis jetzt) nicht bekannt, möglicherweise hängt dies mit der gemeinsamen Körperregion zusammen, die die Partner jeweils mit Jing, Ying Qi und Wei Qi versorgen.

Bei der Betrachtung der Paare stellt man bei jedem Paar eine vergleichbare innere Dynamik fest. Der eine Teil des Paares - CHONG MAI, DU MAI, REN MAI, DAI MAI - ist kreativ, ernährend, stabilisierend, kräftigend und als Reservoir tätig.

Der andere Teil hat eher eine dynamische und regulierende Funktion. Dieses gilt für den YANG WEI MAI, YIN WEI MAI, YANG QIAO MAI und YIN QIAO MAI; ihre Funktion besteht u. a. darin, Fülle aus den Hauptmeridianen zu absorbieren.

Alle Gefäße mit der dynamisierenden Funktion haben einen bi-lateralen Verlauf. Von den Gefäßen mit der kreativen, ernährenden Funktion hat der CHONG MAI ebenfalls einen beidseitigen Verlauf, was man sich mit seiner dynamischen Funktion als "Blockaden-Brecher" erklären kann - neben seiner Speicherfunktion als "See des Blutes".

DU MAI, REN MAI und DAI MAI verlaufen uni-lateral, was nach B. Kirschbaums Ansicht ihre Reservoirfunktion unterstreicht.

 

Einteilung der 8 außerordentlichen Gefäße

Punkt

Gefäß

Verwandtschaft

Körperregion

Mi 4

Pc 6

Dü 3

Bl 62

Gb 41

SJ 5

Lu 7

Ni 6

CHONG MAI

YIN WEI MAI

DU MAI

YANG QIAO MAI

DAI MAI

YANG WEI MAI

REN MAI

YIN QIAO MAI

Vater

Mutter

Ehemann

Ehefrau

Männlich

Weiblich

Gastgeber

Gast

Herz, Brust, Magen

Herz, Brust, Magen

Genick, Ohren, Schulter, Arme

Rücken

Schläfen, hinter den OhREN, Hals, Schulter

Außenseite des Körpers

Kehle, Brust, Lunge

Zwerchfell, Bauch, Gesicht

 

II CHONG MAI

 

1. Verlauf

Über den Beginn des CHONG MAI existieren unterschiedliche Angaben.

Im "Su Wen", Kap. 60 und "Nan Jing" wird Ma 30 - Qichong - als Anfangspunkt beschrieben. Auch Porkert schließt sich dieser Meinung an.

Im "Ling Shu", Kap. 65, heißt es, daß der CHONG MAI seinen Ursprung im Uterus hat. Im Kapitel 62, ebenfalls im "Ling Shu", wird davon gesprochen, daß der CHONG MAI in den Nieren beginnen. Diese Meinung wird Nguyen Van Nghi, G. Maciocia und B. Kirschbaum geteilt.

Einigkeit besteht darüber, daß er aus dem unteren Abdomen (was meinem Verständnis gemäß den Uterus und die Nieren mit einschließt) von unten nach oben und von innen nach außen zieht.

Der Auffassung von Maciocia und anderen Autoren folgend, fließt der CHONG MAI von den Nieren aus in die Genitalregion. Die von der linken und rechten Niere entspringenden Gefäße vereinigen sich bei REN MAI 1-Huiyin und teilen sich dann in 5 Äste.

Der 1. Ast folgt dem Hauptgefäß des REN MAI, von Huiyin bis zu REN MAI 4 - Guanyuan,

tritt dann bei Ni 11 - Jianli in den Hauptmeridian in die Niere ein und verläuft über den Bauch bis zu Ni 21 - Youmen. Von hier aus fließt er über den Brustkorb zu Ni 27 - Shufu, wobei auf diesem Wege zahlreiche kleine Verzweigungen abgehen und sich in den Intercostalräumen zerstreuen.

Der 2. Ast verläuft von Ni 27 - Shufu weiter zur Kehle, verbindet sich mit REN MAI 23 - Lianquan, steigt weiter aufwärts zum Gesicht und umkreist die Lippen.

Der 3. Ast (herabziehendes Sekundärgefäß) verläuft von Ni 11 - Jianli über die Innenseite von Ober- und Unterschenkel bis hinter den inneren Knöchel und verteilt sich dann in der Fußsohle.

Der 4. Ast, ebenfalls ein Sekundärgefäß zieht von Ni 11 - Jianli über Ma 30 - Qichong an der Innenseite des Oberschenkels zur Innenseite der Wade hinunter, fließt weiter zum inneren Knöchel und über den inneren Fußrand zur großen Zehe, die er umkreist, um dann wieder zum inneren Knöchel zurückzufließen.

Der 5. Ast zieht vom Hauptast bei REN MAI 1 - Huiyin bauchwärts zur Wirbelsäule und steigt an ihr entlang. Meiner Ansicht nach besteht bei REN MAI 1 ebenfalls die Verbindung zum DU MAI, da ja letztlich alle 3 Meridiane Eins sind.

 

2. Verbindungspunkte

Die Verbindungspunkte des CHONG MAI sind REN MAI 1 - Huiyin mit dem REN MAI,

Ma 30 - Qichong mit der Magen-Leitbahn und Ni 11 - Henggu bis Ni 21 - Youmen mit der Nieren-Leitbahn. Ich werde hier nur auf einige, ausgewählte Verbindungspunkte eingehen.

 

2.1 Magen 30 - Qichong - anstürmendes Qi

ist ein häufig angewandter Punkt des CHONG MAI. Er liegt 2 Zun lateral der ventralen Medianlinie in Höhe von REN MAI 2 - Qugu an der Symphyse des Schambeins.

Qualifikation - Vereinigungspunkt mit dem CHONG MAI

- "See der Nahrung"

Wirkung - reguliert den CHONG MAI

- stärkt die Essenz (pränatales und postnatales Qi treffen sich hier

- harmonisiert das Blut

- reguliert den Magen

- kräftigt das postnatale Qi

Er wird sedierend eingesetzt, um Fülle im Unterleib und im Unterbauch durch Stagnation von Qi und Blut zu beseitigen.

Außerdem ist er ein wichtiger Punkt bei Schmerzen und Schwellungen der Genitalien sowie bei Leistenbrüchen.

In Verbindung mit der Öffnung des CHONG MAI reguliert er die Menstruation und beseitigt Schmerzen. Nach Unterleibsoperationen, wenn Qi und Blut in diesem Bereich stagnieren, findet er auch seine Anwendung.

Durch die Kräftigung des postnatalen Qi wird auch indirekt die Nierenessenz gestärkt und deshalb ist Qichong ein guter Punkt für Menschen, die aufgrund von Qi- und Blutleere zu Stagnationssyndromen neigen.

 

2.2 Vereinigungspunkte

Auf der Nieren-Leitbahn finden sich die meisten Vereinigungspunkte des CHONG MAI.

 

2.2.1 Ni 13 - Qixue "Qihöhle"

liegt 0,5 Zun lateral von REN MAI 4 (d. h. 3 Zun unterhalb des Nabels) und tonisiert das Nieren-Qi, reguliert CHONG MAI und REN MAI und den Unteren Erwärmer. Dieser Punkt findet seine Anwendung bei Unfruchtbarkeit, Blutstasen und Stagnationen im Unteren Erwärmer.

 

2.2.2 Ni 14 - Si man "überall Fülle"

liegt 2 Zun unterhalb des Bauchnabels und 0,5 Zun lateral von REN MAI 5. Er hat die gleichen Qualifikationen wie Ni 13, nur zusätzlich fördert er den freien Fluß der Wasserwege, d. h. er kann Blockaden der Wasserwege und bei Harnwegsentzündungen und Durchfall eingesetzt werden.

2.2.3 Ni 16 - Huan shu "Shu-Punkt der vitalen Zentren"

liegt 0,5 Zun lateral des Bauchnabels. Er wird bei rebellierendem Magen-Qi, Bauchschmerzen, Erbrechen und Blähbauch benutzt. In Verbindung mit Ma 36 kann er bei Stagnationen im Unteren Erwärmer wirken.

Seine besondere Qualität besteht in der Fähigkeit, eine Verbindung zwischen der

Feuer / Wasser-Achse herzustellen:

Über den inneren Verlauf des CHONG MAI verbindet Ni 16 die Nieren- und die Herzenergie bei REN MAI 23 - Lianquan. Dieser Punkt tonisiert die Feuer / Wasser-Achse, d. h. er stärkt die Nieren und unterstützt das Herz, und hat deshalb einen beruhigenden, regulierenden Effekt auf das Herz und den Geist.

 

2.2.4 Ni 23 bis Ni 26

möchte ich weniger unter den klinischen Gesichtspunkten beschreiben, da diese Punkte alle einen geistigen Aspekt in ihrem Namen tragen und sich somit hervorheben.

Die Namen von Ni 23 bis Ni 25 beinhalten alle "Geist, Psyche und das Herz". Sie liegen alle in der Nähe des Herzens, können den Geist beruhigen und somit bei Angstzuständen und psychischer Rastlosigkeit aufgrund einer Nierenschwäche eingesetzt werden.

Ni 23 - Shen feng "Shen-Siegel"

liegt im 4. ICR, 2 Zun seitlich der Mittellinie, d. h. er liegt im Bereich des Herzens, und das Herz beherbergt den Geist-Shen.

Herz und Niere sind eng verbunden insofern, daß das Herz-Yin (körperlicher Aspekt) und indirekt dadurch auch der Herz-Geist-Shen (geistiger Aspekt) durch die Nieren ernährt werden.

Erst durch die Verbindung zwischen diesen beiden Organen - Herz und Niere = Feuer und Wasser - kann Shen in Erscheinung treten.

Ni 24 - Ling xu - "Ling-Schwäche"

liegt in der Herzregion, im 3. ICR, 2 Zun lateral der Mittellinie und gibt durch seinen Namen einen Hinweis darauf, daß er eingesetzt werden kann, wenn der Geist zu schwach ist. "Ling" zeigt auf den Yin-Aspekt von Shen; Yin steht für Verborgenheit, Dunkelheit, Obskurität, Mysterium.

Ni 25 - Shen cang "Shen-Speicher"

ist im 2. ICR, 2 Zun lateral der Mittellinie lokalisiert. Der Yin-Aspekt vom Shen - "Ling" - wird hier durch das Herz-Feuer transformiert zu Shen. Shen ist im Herzen zu Hause und dieser Punkt verdeutlicht wiederum die Nähe zum Herzen.

Zusätzlich ist Shen Cang ein wichtiger lokaler Punkt bei Asthma, wenn das Nieren-Qi nicht empfangen kann.

Ni 26 -Yu zhong "blühende Mitte"

befindet sich im 1. ICR, 2 Zun lateral der Mittellinie. Hier soll das Herz-Feuer "blühen". Deshalb ist ein anderer Name für diesen Punkt auch Lebenszentrum. Eine eindeutige Erklärung habe ich nicht gefunden. Möglicherweise ist durch die Wirkung des Punktes - Milz- und Magen-Qi kräftigend, Schleimblockaden lösend - die Mitte zum Blühen zu bringen.

 

3. Öffnungspunkt Mi 4 "Gongsun"

Lage: - 1 Zun proximal von Mi 3, in einer Vertiefung unterhalb der Basis des ersten Metarsale an der Grenze von weißem zu rotem Fleisch.

Bezeichnung - "Der gelbe Kaiser"

- "Enkel des Herzogs"

Qualifikation - Luo Verbindungspunkt mit der Magen-Leitbahn

- Einschaltpunkt des CHONG MAI

Wirkungen - kräftigt die Milz und harmonisiert den Mittleren Erwärmer

- reguliert das Milz-Qi und beseitigt Feuchtigkeit

- beruhigt den Geist

- ist gut für das Herz und den Brustbereich

- reguliert den CHONG MAI

Eine Erklärung dafür, warum Mi 4 "Enkel des Herzogs" oder "Großvater und Enkel" genannt wird, ist der Status als Luo-Verbindungspunkt:

Der Milz-Meridian ist der Großvater und der Magen-Meridian ist der Enkel.

Eine andere Erklärung dafür wäre, daß 3 Generationen von Leitbahnen in diesem Punkt vertreten sind:

Jing-Bezug, Luo-Punkt und Einschaltpunkt.

Die Bezeichnung "Gelber Kaiser" wird auf denselbigen zurückgeführt, da er den Familiennamen Gong sun trug und während der Erde-Phase regierte. Er stellte die besondere Bedeutung dieses Punktes in Bezug auf Harmonisierung von Milz und Magen heraus.

Und tatsächlich ist dieser Punkt ideal, um die beiden Zang und Fu zu regulieren. So ist der Punkt indiziert einerseits bei Erbrechen, Kälte im Magen, Appetitlosigkeit und Ösophagusverengung, andererseits aber auch bei Borborygmus, Durchfall, Verdauungsstörungen und Krämpfen.

In Verbindung mit anderen Luo-Verbindungspunkten der Yin-Meridiane Lu 7 - Lieque,

He 5 - Tongli, Ni 4 - Dazhong, Pc 6 - Neiguan und Le 5 - Ligou hat Gongsun einen ausgesprochenen Effekt bei emotionalen Störungen.

Der Milz-Meridian ist mit dem Herzen verbunden, und wenn sich Schleim und Feuchtigkeit in Schleim-Hitze umwandelt, kann es nach oben gehen und die Herzöffnungen verstopfen. Dieses wiederum hat Auswirkungen auf den Shen, was sich in manischen Depressionen, wilder Raserei, Schlaflosigkeit, Ruhelosigkeit und Epilepsie ausdrücken kann.

Ein etwas weniger bedrohliches Krankheitsbild entsteht, wenn das Milz-Qi schwach ist. Hier wird nun die Quelle des Blutes zu schwach sein, um ausreichend Blut herzustellen. Als Folge davon werden Herz und Shen nicht genügend ernährt, was dann zu Schlaflosigkeit und Ruhelosigkeit führt.

Gongsun ist ebenfalls indiziert bei einer Gallenblasenschwäche und viel Seufzen.

 

4. Ankopplungspunkt PC 6 "Neiguan"

Klassische Lokalisation - zwischen den Sehnen, 2 Zun hinter dem Handgelenk,an dem Punkt gegenüber vom "Äußeren Pass" (SJ 5)

Qualität - Luo-Verbindungspunkt zur San Jiao-Leitbahn

- Konfluenzpunkt (Kopplungs- oder Einschaltpunkt)vom YIN WEI MAI

Bezeichnung - "Inneres Paßtor"

- "Innerer Paß"

- "Innere Schranke", "innere Grenze"

Eine Schranke läßt sich öffnen und schließen. Wenn "Gefahr" droht, sollte die Schranke geschlossen sein, sonst offen. Das Wort "inneres" gibt einen Hinweis auf den emotionalen Aspekt.

- Meister des Herzens, Herzbeschützer

Indikationen - Herzschmerzen, Angina Pectoris, Palpitationen,

Herz-Rhythmusstörungen, Schmerzen in den seitlichen

Rippenregionen, Hustenasthma

- Schlaflosigkeit, Epilepsie, schwaches Erinnerungsvermögen, Besorgnis, Angst und Schrecken, Traurigkeit, Gedächtnis- verlust und Sprachverlust nach Schlaganfall, zu hoher Blut- druck

- Übelkeit, Erbrechen, zwanghaftes Schlucken, Schwäche und Kälte des Milz- und Magen-Qi mit andauerndem Erbrechen, Blähbauch und Völlegefühl,

- Disharmonie von Milz und Magen, epigastrische Schmerzen,auch stechende Schmerzen, Borborygmen, Durchfall, Blut im Stuhl, Rektum-Prolapse

- fieberhafte Erkrankungen, Fieber ohne Schwitzen, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit mit Kopfschmerzen, Gelbsucht, gelbe Augen, rote Augen, rotes Gesicht mit heißer Haut, Malaria, rissige und blutige Zunge, Schwindel, unregelmäßige Mens, schmerzhaftes Urinieren

- Schmerzen und Kontraktionen des Ellenbogens und Oberarms, Schwellungen der Achsel

 

Anmerkungen

Der Pericard-Meridian entspringt im Brustbereich bei REN MAI 17 am Herzen und hat innere Verläufe zu Magen und Milz, also vom Mittleren Erwärmer bis zum Unteren Erwärmer.

Dieses erklärt auch die Wirkung von Pc 6 auf den mittleREN San Jiao, wie z. B. bei Übelkeit - auch in der Schwangerschaft - oder bei Nebenwirkungen von Chemo- und Radiotherapien.

Durch seine direkte Verknüpfung zum Herzen und seine Funktion als dessen Beschützer ist das Pericard in der Lage, sowohl physisch als auch psychisch Einfluß auf das Herz zu nehmen. Deshalb ist es ein enorm wichtiger Punkt bei der Behandlung von Herzstörungen und bei emotionalen Disharmonien, z. B. seelische Erschöpfungszustände und Depressionen. Er trägt dazu bei, Probleme besser zu verkraften und unterstützt das Herz, damit es nicht so "zittert".

Er beruhigt den Geist.

 

 

5. Bezeichnungen

CHONG - "die Straße, die strategisch wichtig ist" oder

- "mächtiger Durchgang" oder

- "die breite Troßstraße, in der reichlich und lebhafter Verkehr fließt"

 

Allgemeine Bezeichnungen für den CHONG MAI

- Penetrationsgefäß

- Mitte, Zentrum, zentrale Durchgangsstraße, Hauptverkehrsstraße

- "alchemistische Küche" im Organismus, weil sich Niere und Milz treffen und eine alchemistische Hochzeit feiern.

Alchemie: Veredlungstheorie = von Grobstofflichkeit zu Feinstofflichkeit

- "harmonischer Einheit-Bringer"

- "Meer des Blutes", Meer der 5 Zhan und 6 Fu, Meer der 12 Hauptleitbahnen

- "Das sich zwischen den Nieren bewegende Qi"

- "Der einzige Weg, der zur Erleuchtung führt", (Ver"shen"en)

- "Gefäß des Enthemmers"

- Blockaden-Brecher

Nach den 8 Trigrammen aus dem I Ging wird der CHONG MAI dem Trigramm KIEN zugeordnet.

KIEN - Das Schöpferische, stark, Vater, Himmel

Das Schöpferische bewirkt erhabenes Gelingen, fördernd durch Beharrlichkeit

Erhabenheit - höchstes Gut, Liebe, Herrscher über die Dinge, die Welt verändernd

Gelingen - Ziel, Harmonie, Zusammenfügen, Sitte, Zusammenleben

Fördernd - zielgerichtet, positiv, Übereinstimmung von allem Rechten,

Recht - größtmöglicher Nutzen - Gerechtigkeit.

Beharrlichkeit - Grundlinie der Handlungen, Basis - Agieren - Weisheit

Aufgrund des Trigramms bekommt meine Ahnung davon, welche hervorragende kraftvolle Rolle dem CHONG-MAI zugeordnet ist.

 

 

6. Funktionen des CHONG MAI

6.1 Öffnung

Um den CHONG MAI zu öffnen, wird zunächst der Öffnungspunkt Mi 4 - Gongsun - und dann der Ankopplungspunkt Pc 6 - Neiguan - genadelt.

 

6.2 Reservoir und Verteilung

Bei den Nieren beginnend verteilt der CHONG MAI Jing, Blut, Qi und Wei Qi über den ganzen Körper. Er ist besonders für die Zirkulation im Brustbereich und oberes und unteres Abdomen zuständig.

 

Durch die Bezeichnung "Meer der Sekundär-Meridiane" (Ngyen van Nghi) wird die zentrale Versorgungsfunktion des CHONG MAI verdeutlicht. So ernährt er die Zang und die Fu, indem er Blut und Qi zu ihnen transportiert. Er selbst nährt das Blut und reguliert es durch die Verteilung von Qi und Blut an den Uterus, Abdomen, Brust, Herz, Innenseite der Oberschenkel und die Großzehe.

Im "Ling Shu" werden Bl 11 (Dahzu), Ma 37 (Shangjuxu) und Ma 39 (Xiajuxu) als Punkte angegeben, die eine direkte Beziehung zum CHONG MAI haben. In einigen europäischen Schulen werden diese Punkte benutzt, um Blut zu tonisieren.

Als "See des Blutes" hat der CHONG MAI auch eine enge Beziehung (ebenfalls durch seinen Öffnungspunkt Mi 4 - Gongsun) zum Zang Milz, welches das Blut in den Gefäßen hält und durch Bildung von Gu Qi zur Produktion von Blut beiträgt - ebenso aber auch zum Zang Herz, welches Blut produziert und kontrolliert und zum Zang Leber, welches Blut speichert.

 

6.3 Störungen des CHONG MAI

Störungen des CHONG MAI lassen sich meistens nicht direkt auf eine einzige Ursache, wie z. B. wenn übermäßige Emotionen ein Organ schädigen, zurückführen.

In der Regel reagiert der CHONG MAI erst auf Störungen, die in einem mit ihm verbundenen Meridian schon länger vorhanden waren und sich immer mehr ausgeweitet haben. Zum Beispiel wird bei einer starken Leber-Qi-Stagnation die Funktion der Milz gestört und geschwächt. Die Milz wäre nicht mehr in der Lage, das Blut in den Gefäßen zu halten, und so kann es zu einem Mangel an dem postnatalen Qi kommen. Erst wenn diese Disharmonie über einen längerem Zeitraum besteht, kann es ebenfalls zu einer Schwächung des CHONG MAI kommen, da sich die energetische Schwäche über die Milz auf den CHONG MAI überträgt.

Damit wird die Funktion des CHONG MAI, als Reservoir des Blutes zu dienen, eingeschränkt. Das Zang Leber wird in klassischen Texten ebenfalls als "See des Blutes" bezeichnet, da es auch Blut speichert und für einen sanften, schmerzlosen Mens-Fluß zuständig ist. Durch diese direkte Beziehung ist eine Leberpathologie auch in der Lage, den CHONG MAI zu schädigen.

Eigentlich ist der CHONG MAI aufgrund seiner großen Dynamik in der Lage, mit Blutstagnationen fertig zu werden. Das funktioniert jedoch nicht mehr, wenn relativ starke Eingriffe in das energetische System vorgenommen werden, z. B. durch Operationen an Organen, Hysterektomien, Schwangerschaftsabbrüche, Ausschabungen, Bypass-Operationen, Schilddrüsenoperationen und sexuellen Mißbrauch.

Der CHONG MAI wird benutzt, wenn Qi und/oder inbesondere Blut im Brustraum oder Abdomen stagnieren. Vor allem auch dann, wenn es sich um eine Stagnation aufgrund materieller Ansammlung von Blut, Schleim oder unverdauter Nahrung handelt.

Deshalb ist der CHONG MAI ein Gefäß, das Obstruktionen und Stagnation beseitigt.

Er ist indiziert bei Beschwerden, die entlang seines Verlaufes auftreten, wie z. B. Herzschmerzen, Druckgefühl in der Brust und Blähungen.

Bei Frauen zeigt sich eine energetische Störung des CHONG MAI auch in Dysmenorrhö, Amenorrhö sowie in kleinen Myomen.

In der TCM wird der CHONG MAI bei Füllezuständen durch Stagnation von Qi und Blut benutzt. Hinweise auf eine solche Blockade im CHONG MAI sind gestaute Unterzungenvenen oder eine bläuliche Verfärbung der Zunge sowie ein schlüpfriger, voller oder langer Puls.

6.4 CHONG MAI und Magen "Si Ni"

Der Magen steht ebenfalls in enger Verbindung zum CHONG MAI. Lang anhaltende Störungen des Magens können auch den CHONG MAI erreichen. So kann chronisches Überessen eine mögliche Ursache für blockiertes Magen-Qi darstellen und auf Dauer auch den energetischen Fluß des CHONG MAI blockieren.

Zu große Mahlzeiten, zu spätes oder zu schnelles Essen, reichhaltige fette Nahrungsmittel führen zu einer Völle im Magen. Daraus kann eine Retention unverdauter Speisen sowie Hitze im Magen entstehen, und das Magen Qi wird daran gehindert, seinen natürlichen Fluß nach unten fortzusetzen. Es "rebelliert" nach oben, was von typischen Symptomen wie Aufstoßen, Völlegefühl und Schmerzen im Magen begleitet wird.

Da der natürliche Fluß abwärts gestört ist, kann es zu Blähungen, Blähbauch, Ansammlungen von altem Stuhl kommen. Beide Störungen zeigen ein Fülle-Muster an, was sich auch an der Zunge durch einen dicken, öligen Belag ausdrückt und durch einen schlüpfrigen Puls. Diese Pathologie läßt sich sehr gut über den CHONG MAI behandeln.

Es ist so, daß einerseits eine lang anhaltende Störung des Magens eine Blockade des CHONG MAI hervorrufen kann, andererseits kann aber auch eine Blockade im CHONG MAI eine gegenläufige Bewegung des Magen-Qi hervorrufen.

 

6.5 CHONG MAI und Uterus - reproduktive Funktion Entwicklungs-Zyklen

Die kreative Kraft des CHONG MAI und auch des REN MAI drücken sich in ihrer Beteiligung an den Entwicklungszyklen und den reproduktiven Funktionen aus. Zusammen mit dem REN MAI kontrolliert der CHONG MAI die 7-Jahres-Zyklen bei den Frauen und die 8-Jahres-Zyklen bei den Männern.

Im "Nei Jing" wird beschrieben, daß CHONG MAI und REN MAI anfangen zu arbeiten und zu zirkulieren, wenn das Mädchen 14 Jahre alt ist. Dann ist der CHONG MAI voller Blut und REN MAI ist voll mit Jing und Qi. Die Mens beginnt, das Mädchen kann schwanger werden.

Im Alter von 49 Jahren werden REN MAI und CHONG MAI schwächer und das Klimakterium beginnt.

Bei Männern sollte die Produktion von Sperma mit 16 Jahren beginnen und im Alter von

64 Jahren aufhören.

Es wird geschrieben, daß die energetischen Veränderungen, die durch die außerordentlichen Gefäße übermittelt werden, in diesen Zeitintervallen psychische und physische Veränderungen mit sich bringen können.

CHONG MAI und REN MAI ernähren beide den Uterus. Nach der Blutung ist der CHONG MAI relativ blutleer und braucht deshalb 28 Tage, bis er sich wieder aufgefüllt hat. Der REN MAI füllt sich schneller wieder mit Qi und Jing auf und bereitet den Uterus auf eine mögliche Konzeption um den 14. Tag herum vor.

Eine ungewöhnliche Gesichtsbehaarung bei Frauen ist auch evtl. auf eine Störung von CHONG MAI und REN MAI zurückzuführen.

In der Praxis ist es manchmal nicht so deutlich zu erkennen, ob eine Störung des CHONG MAI oder des REN MAI vorliegt. Was die Versorgung des Uterus angeht, bilden beide ein Paar. Der CHONG MAI enthält Blut, der REN MAI Qi, deshalb haben sie in Bezug auf den Uterus eine Beziehung wie Blut und Qi zueinander.

In der Praxis wird der CHONG MAI insbesondere bei Blutstagnation im Uterus eingesetzt. Als "Blockaden-Brecher" kann er das Blut bewegen und den Uterus von Blutstagnationen befreien, auch wenn sie ursächlich durch eine Blutleere entstanden ist.

Besonders effektiv soll er bei Amenorrhö, Dysmenorrhö oder Menorrhagie sein, sowie bei Myomen, die bis zu 3 cm groß sind.

Um Blutstagnationen nach Schwangerschaftsabbrüchen, Ausschabungen und Hysterektomien zu verhindern, setzt B. Kirschbaum den CHONG MAI kurz nach diesen Eingriffen prophylaktisch ein.

Erwähnen möchte ich hier noch die Erfahrungen von B. Kirschbaum in Bezug auf sexuellen Mißbrauch und damit einhergehenden körperlichen Verletzungen. Bei all diesen Patientinnen hatte sich eine Blockade oder Schwäche des CHONG MAI eingestellt. Dies äußert sich sowohl in menstruellen Störungen wie Dysmenorrhö und Amenorrhö, als auch in vaginalem Ausfluß. In solchen Fällen öffnet B. Kirschbaum den CHONG MAI, auch bei Mädchen, die noch unter 14 Jahre als sind, aber schon menstruieren.

Dadurch lassen sich die Beschwerden regulieren und die Mens verliert ihren traumatischen Charakter.

Diagnostisch sind Puls und Zunge ganz wichtig. Gestaute Unterzungenvenen, die auf eine Stagnation von Blut hinweisen, sind oft ein Indikationshinweis auf eine Blockade im CHONG MAI. Auch ein schlüpfriger Puls ist ein Indiz für eine Störung des CHONG MAI.

 

6.6 CHONG MAI und das Herz

Im Zusammenhang mit dem Herzen transportiert der CHONG MAI Blut dorthin und trägt zur Bewegung des Herzblutes bei.

Besteht eine Herz-Yang-Schwäche oder eine Herz-Blutleere, kann es leicht zu einer Blutstagnation kommen. Das Yang ist dann zu schwach, um das Herzblut zu bewegen und es entstehen Herzschmerzen, Druckgefühl in der Brust und sichtbare Blaufärbung der Nägel.

Bei Symptomen der Angina Pectoris sollte immer an die Einschaltung des CHONG MAI gedacht werden, da er die Blutzirkulation wieder herstellen kann und so das Herz-Blut und Qi harmonisiert.

Der CHONG MAI ist prädestiniert für körperliche Symptome, die eine Störung der Blutversorgung des Herzens verursachen.

Das Herz kontrolliert die Blutgefäße, die Milz hält das Blut in den Gefäßen. Durch eine Milz-Qi-Leere mit gleichzeitiger Stagnation von Blut in den Zang Herz und Leber, kann es zu einer Schwächung der Venenwände sowie zur Thrombenbildung kommen. Bei diesem Bild soll der CHONG MAI ebenfalls sehr effektiv sein.

 

6.7 CHONG MAI und vor- und nachhimmlisches Qi

Wie eingangs ausführlich beschrieben, zirkuliert im CHONG MAI ein ganz besonderer Saft

- das prä- und postnatale Qi.

Die vor himmlische Essenz, das materialisierte Jing, wird in den Nieren gespeichert und verbindet sich mit dem nachhhimmlischen Qi, welches aus der Nahrung stammt und durch Magen und Milz verfeinert wird.

Im Punkt Ma 30 - Qichong - wird eine direkte Verbindung zwischen Vorhimmelsenergie (durch den CHONG MAI) und der Nachhimmels-Energie (den Magenmeridian) hergestellt.

"Qichong" wird als "See der Nahrungsmittel" oder "See der Speisen" übersetzt. Er hat eine stark stimulieren Wirkung auf die Verdauungsfunktion des Magens, indem er das Qi tonisiert, das für das Fermentieren der Nahrung notwendig ist.

Bei Verdauungsproblemen, die durch eine sogenannten "schwachen Magen" verursacht sind, ist diese Kombination sehr wirkungsvoll. Ebenso aber auch bei Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Blähungen und einem konstitutionell empfindlichen Magen.

Somit kann der CHONG MAI die Nieren-Essenz stärken und in Verbindung mit Ma 30 bei Problemen im Unteren Erwärmer benutzt werden, wie z. B. bei Impotenz und Unfruchtbarkeit.

 

 

 

IV Klassische Indikationen des CHONG MAI

1. Ling Shu (ca. 100 - 300 v. Chr.)

Im Kapitel "Four Ocean" des "Ling Shu" wird der CHONG MAI als "Ozean der 12 Meridiane" und als "Ozean des Blutes" dargestellt. Obere und mittlere Transportpunkte werden für den CHONG MAI beschrieben; diese Punkte sind Bl 11, Ma 37 und Ma 38.

Symptome, die mit diesen Punkten in Verbindung gebracht werden, sind:

- Völlegefühl des Körpers,

- ein übermäßiger Zustand an Blut

- ein Gefühl des Kleinseins des Körpers sowie

- ein Mangelzustand an Blut.

Es ist unklar, ob diese Punkte als Leitbahnpunkte, Spezialpunkte oder Behandlungspunkte gemeint waren.

Ganz klar dagegen ist die Verbindung des CHONG MAI zum Blut. Die Verbindung des CHONG MAI zu Ma 37 und Ma 38 (beide haben einen starken Einfluß auf das Verdauungssystem) helfen bei der Erklärung, warum moderne Anwender den CHONG MAI für Magengeschwüre benutzen.

Das "Ling Shu" (Kap. 65) enthält außerdem eine interessante Diskussion über den CHONG MAI und seine Beziehung zu Qi und Blut.

"Wenn Qi und Blut ausreichend vorhanden sind, ist die Haut gesund und das Fleisch besitzt Wärme.

Wenn nur das Blut ausreichend ist, befeuchtet das Blut die Haut und bewirkt das Wachsen von Körperhaaren. Anlagemäßig haben die Frauen ausreichend Qi , aber nicht genügend Blut.

Der REN MAI und der CHONG MAI können den Mund und die Lippen nicht ausreichend versorgen, deshalb haben Frauen keine Bärte."

Jetzt wissen wir, warum Frauen keine Bärte haben, denn das "Mehr an Blut" bei Männern wird durch den CHONG MAI und den REN Mai zu den Wangen und zum Kinn transportiert und erzeugt dort den Haarwuchs. Wenn Frauen vor der Menopause einen auffälligen Bartwuchs bekommen, kann die Ursache eine Stagnation von Blut und Yin im CHONG MAI sein, was zu einer relativen Fülle von Blut in diesen Gefäßen führt.

Deutlich ist an diesem Statement aber auch der Bezug der Wundermeridiane zum endokrinen System, d. h. zu hormonellen Funktionen.

 

2. Nan Jing (ca. 100 v. Chr. - 100 n. Chr.)

Im "Nan Jing" sind die Symptome eindeutig beschrieben.

Probleme des CHONG MAI werden gleichgesetzt mit den Symptomen von rebellischem Qi und Spannung des Abdomen und der Bauchmuskeln.

Im "Wan Shu" werden diese Symptome folgendermaßen erläutert:

Das Nieren-Qi ist schwach und diese Schwäche schädigt den CHONG MAI. Rebellisches Qi des CHONG MAI steigt nicht auf, verfestigt sich und hat abdominale Schwellungen und Schmerzen zur Folge.

 

3. Zhen Jiu Ju Ying (1529)

Mi 4, CHONG MAI, trifft sich am Herzen und in der Brust. Behandle Mi 4, dann Pc 6 für"

- Neun Arten von Herzschmerzen: Herz, Magen

- Festsitzender, quälender Schleim Herz, Brust

- Schmerzen an der Seite des Rippenbogens: Herz, Milz

- Blutverluste und spontane Blutungen: Pericard

- Stagnierendes Qi, das Essen wird nicht verdaut: Dickdarm, Magen

- Nicht aufhörender Durchfall: Dünndarm, Magen

- Alkohol Schleim, stagnierendes Wasser: Leber, Magen

- Abdomen und die Seiten sind geschwollen, schmerzhaft: Milz und Magen

- Problem auf einer Seite der Rippen,

verursacht durch Alkohol Magen, 3 FE

- Wind in den Därmen (Blut im Stuhl verursacht durch

generelle Schwäche der Yin- und Yang-Organe und

Qi und Blut Disharmonien): Dünndarm, Pericard

- Analprolapse: Dünndarm, Lunge

- Stagnierende Mahlzeiten, Essen und Flüssigkeiten

wollen nicht verdauen, Verstopfung: Magen, Milz

- Borborygmen: Dickdarm, Magen

- Stechende Schmerzen aufgrund einer Blutstagnation: Leber, Milz

- Stechender Schmerz in der Brust: Pericard

- Knoten in der Brust (ein Gefühl von Schmerzen unter

dem Sternum). Wenn beim Tasten die Umgebung hart

ist und bis zum Nabel geht. Und wenn es unangenehm

ist, dort berührt zu werden, dann ist es ein großer

Knoten in der Brust. Wenn man den Knoten nur durch

Berührung - Palpation - findet, dann ist es ein kleiner

Knoten: Dickdarm, Herz

 

 

4. Zhen Jiu Da Cheng (1601 geschrieben von Yang Ji Zhou)

Im "Zhen Jiu Da Cheng" werden folgende Symptome für den CHONG MAI aufgelistet.

Mi 4 und Pc 6 zusammen können das Herz, das Abdomen und die 5 Yin-Organe harmonisieren.

- neun Arten von Herzbeschwerden

- Völlegefühl in der Brust oder Druck im Herzen mit Diaphragma-Problemen (verursacht durch eine Mi-Qi-Schwäche mit Schleim (Feuchtigkeit in der Milz)

- "schlechtes" Qi, verknotet in der Brust, verursacht Schmerzen unter dem Herzen oder Sternum, mit dem Drang, sich zu übergeben, auch nach dem Essen

- akute Magenstörungen (Krämpfe oder Schmerz)

- zu viel Alkohol oder schlechte Diäten, die Klumpen verursachen

- Borborygmen

- Qi-Krankheiten, verursacht durch unreines Wasser, Nahrung, Luft), was zu Rülpsen, Diaphragma-Problemen, Unbehagen im Magen - Mittlerer Erwärmer-Probleme - führen kann.

- Schmerzen in der Bauch(nabel)gegend

- plötzlicher abdominaler Schmerz

- geschwollene Körperseiten

- wässriger Durchfall

- Wind im Darm mit Malaria und Herzbeschwerden

- Nachgeburten oder zurückbehaltene Teile davon

(verursachen Koma oder mentale Krankheiten)

 

5. Zhen Jiu Da Cheng - Behandlungskombinationen

Im "Zhen Jiu Da Cheng" werden folgende CHONG MAI-Kombinationen vorgeschlagen:

- neun Arten von Herzbeschwerden und

Kältegefühl Mi 4 und Pc7, Ren 12, Mi 1

- Völlgefühl oder Druck in der Brustgegend und im Herzen, mit DiaphragmaProblemen (verursacht durch eine Schwäche der Milz mit Schleim oder Feuchtigkeit) mit tiefen Schmerzen in der Brust Mi 4 und Pc 8, Ren 17, Pc 5

- Stagnation im Ösophagus mit der Unmöglichkeit Essen und Flüssigkeiten zu schlucken (möglicher Ösophaguskrebs): Mi 4 und Ren 17, Ma 36, Mi 3

- aufgeblähter Bauch mit unverdauter Nahrung Mi 4 und Ma 25, Ren 9, Ma 44

- chronische Schmerzen in den Seiten oder unterem Rippenbogen Mi 4 und 3FE 6, Le 13, Gb 34

- wässriger Durchfall, der nicht aufhören will und Spannung und Schmerzen im Anus Mi 4 und Ren 10, Ma 25, Ni 6

- tiefer bohrender Schmerz in der Brust, nicht palpabel Mi 4 und Pc 6, Pc 7, Ni 26

- die Seiten des Rippenbogens sind geschwollen und schmerzhaft Mi 4 und Gb 39, Le 13, Gb 34

 

- Unwohlsein im Mittleren Erwärmer mit aufsteigendem Magen-Qi und Erbrechen von fester Nahrung (Gastritis) Mi 4 und Ren 12, Mi 3, Zhong kuei

- Schleim im Magen, Erbrechen klarer Flüssigkeiten Mi 4 und Ren 14, Ren 12, Ma 45

- Nahrung stagniert im Magen mit bohrenden, stechenden Schmerzen Mi 4 und Ren 12, Ma 36, Ma 41

- Übelkeit und Erbrechen, Völlegefühl in der Brust oder Druck im Herzen mit Diaphragma-Problemen (verursacht

durch Milz-Qi-Schwäche oder Milz-Schleim/Feuchtigkeit) und Schwindel Mi 4 und Ren 17, Zhong kuei, Ma 40

- Malaria des Herzens, verursacht physische und emotionale Übererregbarkeit (so wie Angina und Herzklopfen) Mi 4 und He 7, Bl 15, bai lao

- Malaria der Milz, verursacht Angst vor Kälte und abdominale Schmerzen Mi 4 und Mi 5, Bl 20, Ma 36

- Malaria der Leber, verursacht blasse blaue Farbe, Erkältungen und hohes Fieber Mi 4 und Le 4, Bl 18, Gb 39

- Malaria der Lungen, verursacht ein kaltes Herz, Ängstlichkeit und  Erschrecken (Stress) Mi 4 und Lu 7, Bl 13, Mi 4

- Malaria der Nieren mit Symptomen wie Überhitzung durch Alkoholkonsum  verursacht den Drang, viel zu trinken,

und Spannungen und Schmerzen des Rückgrates und Rückens Mi 4 und Ni 4, Bl 62, Bl 23

- Malaria mit hohem Fieber, welches nicht weggeht Mi 4 und Pc 5, bai lao, Gb 39

-Malaria, zuerst Kälte, dann Fieber Mi 4 und Mi 3, Du 11, Pc 8

-Malaria mit Herz- und Brustbeschwerden Mi 4 und Pc 6, Ren 13, Pc 7

- Malaria mit Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und Erbrechen von Schleim Mi 4 und Dü 4, Ren 12, Lu 7

- Malaria mit Entzündung von Knochen und Gelenken Mi 4 und Bl 37, bai lao, Ni 2

- Malaria mit Durst (trockener Mund eingeschlossen Mi 4 und Ma 45, Bl 21, Mi 2

- Malaria der Gallenblase mit Frösteln, Ängstlichkeit, nervöser Empfindlichkeit, Gefühl der Besorgtheit beim sich Hinlegen oder sich Schlafenlegen Mi 4 und Gb 41, Bl 19, Le 14

- Gelbsucht, 4 Glieder sind geschwollen, reichliches Schwitzen (Kleidung ist naß) Mi 4 und Du Mai 9, bai lao,

Di 4, Ren 12, Ma 36

- Gelbsucht, eine Seite des Körpers ist farbiger als die andere, Haut, Augen und Urin sind gelb Mi 4 und Bl 20, Mi 1, bai lao Du Mai 9, Ma 36, Di 3

- Alkohol-Gelbsucht, Körper und Augen sind gelb, tiefe Herzschmerzen, rote  Flecken im Gesicht, gelber Urin Mi 4 und Bl 19, Du Mai 9, Bl 54, Di 3

- "Schwache Gelbsucht" (Schwäche, die nur Männer betrifft durch zuviel Sex oder armen Lebensstil), Körper und Augen sind gelb, Fieber und Frösteln, wenig Urin Mi 4 und Ren 4, Bl 23, Du Mai 9, Ni 2

 

6. Dr. Yangs CHONG MAI-Behandlungen

- unregelmäßige Mens Mi 4 und Ren 4, Ma 25, Mi 6

- Völlegefühl und Schmerz in der Brust Mi 4 und Pc 8, He 5, Pc 7, Ren 17

- Schleimhitze mit einem Knoten in der Brust Mi 4 und Lu 7, Pc 7, Ni 1

- Wind-Schmerzen an den 4 Gliedern Mi 4 und Dü 3, 3FE 5, Gb 34,Mi 6, Dü 10, Gb 31

- Stagnationsgefühl im Hals Mi 4 und Lu 11, Gb 20, Ni 6, Ma 6

 

 

V Praktische Anwendung

1. Behandlungstechniken

Leider existieren in den alten Texten keine ausführlichen Beschreibungen für genaue Anwendungstechniken der Wundermeridiane.

Verschiedene Schulen und Autoren interpretieren die Texte auf unterschiedliche Art und Weise. So besteht die Frage, ob eine Wirkung nur dann eintritt, wenn Öffnungspunkt und Ankopplungspunkt gemeinsam genadelt werden. Oder reicht es völlig aus, wenn nur der Konfluenzpunkt genadelt wird?

In den Klassikern "Zhen Jiu Da Cheng" und "Zhen Jing Zhi Nan" wird ganz spezifisch angegeben, daß man für die Öffnung zuerst den Öffnungspunkt (oder Einschalt-Konfluzenz-punkt) und dann den Ankopplungspunkt stechen sollte. Diese Aussage läßt vielleicht doch den Schluß zu, daß beide Punkte gemeinsam genadelt werden sollten.

Gerade durch die gemeinsame Nadelung wird ja eine Verbindung Oben und Unten hergestellt, und erst daraus ergibt sich eine innere Dynamik und Wirkungsrichtung.

 

2. Einseitiges und geschlechtsspezifisches Nadeln

Im Allgemeinen werden Öffnungs- und Ankopplungspunkt auf jeweils gegenüberliegenden Seiten genadelt. Dafür gibt es keine eindeutigen Erklärungen; lediglich im "Su Wen" im Kapitel über gegenüberliegendes Nadeln wird erwähnt, daß es zu "merkwürdigen" Krankheiten kommen kann, wenn pathogene Energie von den Hauptmeridianen in die außerordentlichen Gefäße überfließt. Wenn die pathogene Energie auf der linken Seite eindringt, können Symptome auf der rechten Seite entstehen. In diesem Fall wird die linke Seite behandelt, obwohl die Symptome rechts auftreten.

Bei Frauen wird der Öffnungspunkt rechts und der Ankopplungspunkt links genadelt. Bei Männern verhält es sich genau umgekehrt: Der Öffnungspunkt liegt links, der Ankopplungspunkt auf der rechten Seite.

Möglicherweise hängt diese Vorgehensweise damit zusammen, daß rechts die Yang-Seite (Mann = mehr Yang-Qualität) ist und links die Yin-Seite (Frau = mehr Yin-Qualität).

Es wird immer einseitig genadelt, auch die ergänzenden Punkte des außerordentlichen Gefäßes. Außerdem werden die Öffnungs- und Ankopplungspunkte immer neutral genadelt.

 

3. Nadelsequenz

Zur Nadelsequenz gibt es unterschiedliche Auffassungen und auch in den Klassikern verschiedene Meinungen.

1. Methode

Nadelung des Öffnungspunktes, gefolgt von der Nadelung des Ankopplungspunktes. Danach werden, wenn nötig, weitere ergänzende Punkte, die auf dem Verlauf des jeweiligen Wundermeridian liegen, gewählt.

Dies ist eine häufig angewandte Methode.

2. Methode

Zuerst erfolgt die Nadelung des Öffnungspunktes. Danach werden die ergänzenden Punkte, die auf der zugehörigen Leitbahn liegen, gestochen. Zum Schluß erfolgt die Nadelung des Ankopplungspunktes.

Diese Methode wird von Ngyen Van Nghi eingesetzt.

3. Methode

Zuerst wird der Öffnungspunkt genadelt. Danach werden verschiedene Punkte gestochen, die allerdings nicht auf dem ausgewählten Wundermeridian liegen, sondern nach anderen Kriterien ausgesucht wurden. Zum Schluß wird der Ankopplungspunkt genadelt.

Welche Methode man wählt, bleibt jedem selbst überlassen. Für mich sieht es so aus, daß nach der 3. Methode die Behandlung an Klarheit und Eindeutigkeit verliert.

So wie ich es verstehe, sind gerade die Wundermeridiane ganz feine energetische Regulations- und Speichergefäße, so daß es nur weniger Nadeln bedarf, um sie zu mobilisieren.

 

Beispiel einer Nadelung des CHONG MAI

Öffnung des CHONG MAI und ergänzende Nadelung von Ma 30

1. Schritt bei Frauen Mi 4 auf der rechten Seite bei Männern Mi 4 auf der linken Seite

2. Schritt bei Frauen Pc 6 auf der linken Seite bei Männern Pc 6 auf der rechten Seite

3. Schritt Nadelung von Ma 30, der auf der Energiebahn des geöffneten Wundermeridians liegt

4. Schritt die Nadeln sollten 20 bis 25 Minuten verbleiben

 

 

5. Schritt Entfernung der Nadeln in umgekehrter Reihenfolge

zunächst Entfernung von Ma 30, dann Entfernung des Ankopplungspunktes Pc 6, zum Schluß Entfernung des Öffnungspunktes Mi 4

Beim Entfernen des Ankopplungs- und Öffnungspunktes sollte das Nadelloch sofort fest verschlossen werden.

 

 

4. Reaktionen und Nachbehandlung

Der Eintritt der Wirkung nach Öffnung eines Wundermeridians erfolgt häufig nach 12 bis 72 Stunden.

Ein typisches Muster ist die plötzliche Verschlimmerung der Symptome. Dieses ist als positives Zeichen zu werden, das heißt, daß die Stagnation in dem Wundergefäß aufbricht.

Erfahrungsgemäß verringern sich die Symptome nach 3 Tagen, die Schmerzen verschwinden gänzlich oder verringern sich ingesamt.

Mit der Wiederholung der Öffnung eines Wundermeridians sollte sehr vorsichtig umgegangen werden, inbesondere bei den Sondergefäßen der ersten Generation, also CHONG MAI, DU MAI; REN MAI und DAI MAI.

Für eine Nachbehandlung empfiehlt B Kirschbaum insbesondere die Xi-Akkumulations-punkte der 4 dynamischen Wundermeridiane: YANG-/YIN QIAO und YANG-/YIN WEI MAI.

 


VI Literatur- und Quellenverzeichnis

 

1 Kiiko Matsumoto und Stephen Birch "Extraordinary Vessels"

Brookline/Massachusetts, 1986

2 Barbara Kirschbaum "Die 8 außerordentlichen Gefäße"

Uelzen, 1995

3 Andrew Ellis, Nigel Wisemann, Ken Boss "Grasping the Wind"

Massachusetts, 1989

4 Unterlagen aus dem Unterricht der Shou Zhong-Schule von Udo Lorentzen "Die Qi Jing Ba Mai"sowie persönliches Informationsmaterial,welches er mir freundlicherweise zur Verfügung stellte

5 Unterlagen aus dem Unterricht derShou Zhong-Schule "Qi Gong"mit Ulla Blum

6 Giovanni Maciocia "Die Grundlagen der chinesischen Medizin"Kötzing, 1994

7 übersetzt von Richard Wilhelm "I Ging" Hrsg Michael Günther München, 1996

8 Osho-Times, Dez. 1996


Anhang

Zum Schluß dieser Arbeit möchte ich zumindest andeutungsweise auf den "mystischen" Aspekt des CHONG MAI eingehen.

So wie ich es verstehe, entwickelt sich - menschliches - Leben vom Jing zu Qi zu Shen, d. h. die Energie wandelt sich von niedrigen Formen in höhere, feinere Formen. Dieser Prozeß "endet" auch wieder im "Tai Yi" - dem Großen Einen. Das Wort "Enden" ist nur in dem Zusammenhang zu sehen, daß eigentlich nichts endet. Jedes Ende beinhaltet einen neuen Anfang.

In der spirituellen Entwicklung der Daoistischen Alchemie spielt der CHONG MAI eine wichtige Rolle; in der Daoistischen Nei Dan-Lehre wird er deshalb als "alchemistischer Hexenkessel" bezeichnet.

Der CHONG MAI bildet die erste "ausgeformte" Leitbahn; er ist sowohl mit dem "Tai Yi" - Himmel - als auch mit dem Jing, der "Bauenergie" - Erde - verbunden.

Wenn wir die Bereiche betrachten, die der CHONG MAI versorgt, so sind dies genau die Zonen, die auch mit dem Bild der Chakren, der Energiewirbel, übereinstimmen.

Unsere spirituelle Transformation ist die innere Reise vom untersten zum höchsten Chakra. Hier sehe ich auch die Verbindung zum CHONG MAI, denn er "durchläuft" diese Energiezentren von unten nach oben, vom 1. Chakra (Überleben, Sex, Fortpflanzung - was meiner Ansicht nach in diesem Kontext dem Jing entspricht) bis zum 4. Chakra (Herzens-Energie - entsprechend dem Qi). Hier dreht sich alles um das Thema "Liebe":

Unsere Fähigkeit, Liebe zu empfinden!

Unsere Angst, ihrer unwürdig zu sein!

Gefühle von Verletztsein!

Geben und Nehmen!

Das 4. Chakra bildet die Brücke zwischen den 3 unteren Chakren - die sich mehr auf die physische Realität beziehen - und den 3 oberen Chakren, die die spirituelle Dimension zum Inhalt haben. An dieser Stelle werden die Energien der oberen Zentren in die der unteren, und die der unteren in die der höheren transformiert. (vgl. dazu Ni 25 - Transformation von Ling zu Shen).

Eben genau in diesem Bereich verzweigt sich der CHONG MAI in viele Äste und endet - oder mündet in eine andere Dimension ....?

Um zu den höheren Stufen der Transformation zu gelangen und zur ursprünglichen Einheit der höchsten Harmonie zurückzukehren, gibt es jahrtausendalte, überlieferte Daoistische Methoden.

Eine grundlegende, zentrale Bedeutung hat hier der "Kleine Kreislauf". Durch intensives Praktizieren des "Kleinen Kreislaufs" werden die Wundermeridiane DU MAI und REN MAI geöffnet. Die Öffnung ist überhaupt die Voraussetzung für die Fähigkeit zur Lenkung des Qi-Flusses zu den höheren Energiezentren. Da DU MAI und REN MAI, die Polaritäten Yang und Yin vom CHONG MAI sind, geht der Weg also zurück zum CHONG MAI ......

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Bindia S. Dreilich - Abschlußarbeit von SHOU ZHONG 1999

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